Druckartikel: Regenschirm und Gottvertrauen

Regenschirm und Gottvertrauen


Autor: Johanna Blum

Adelsdorf, Dienstag, 12. Mai 2020

Mit dem Wetter hatten die Gläubigen in Adelsdorf kein Glück. Doch trotz des einsetzenden Regens versammelten sich viele vor der Friedhofskapelle, um die heilige Messe zu feiern.
Mit Regenschirmen und dem nötigen Abstand fand der erste Freiluft-Gottesdienst in Adelsdorf statt. Johanna Blum


Pünktlich zu Beginn des ersten Freiluft-Gottesdienstes von St. Stephanus in Adelsdorf fing es am vergangenen Samstag an zu regnen. Das hielt aber die Gläubigen nicht ab und mit Regenschirm ausgestattet versammelten sie sich vor der Friedhofskapelle.

Pfarrer Thomas Ringer ging kurz auf die neuen Lockerungen der Staatsregierung ein: "Dies stellt auch uns als Pfarrgemeinde vor große Herausforderungen. Nach einer Besprechung mit unseren Pfarrgemeinderäten befanden wir, dass wir nicht einfach wieder normal Gottesdienst feiern können. Vielmehr müssen wir uns langsam herantasten und auch erproben, was geht. Es braucht jetzt von allen Beteiligten eine große Flexibilität und viel Verständnis. Mir ist klar, dass jede Lösung einen mehr oder weniger großen Haken hat, der unserem Verständnis von Gottesdienst widerspricht. Ich bin mir dessen bewusst und versichere Ihnen, dass ich nach Abwägung aller Aspekte den hoffentlich bestmöglichen Weg gehen werde. Dabei wird es mir sicher nicht gelingen, allen recht zu tun. Dafür bitte ich jetzt schon um Verständnis und Entschuldigung. Die Alternative wäre, keinen Gottesdienst zu feiern. Da wir dies nicht wollen, haben wir uns entschieden, an diesem Wochenende zunächst Gottesdienste im Freien zu feiern."

In seiner Predigt ging er auf die Begriffe Wissen, Vertrauen und Glauben ein. Das Evangelium des Tages könne nicht passender sein, denn es sagt: "Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!"

Es sei notwendig, sich der Grenze zwischen Glaube und Wissen zu vergewissern und immer kritisch zu hinterfragen. "Es ist nämlich so - und das erleben wir im Moment sehr deutlich - dass wir unsere Probleme allein mit Technik, Wissen und Forschung nicht lösen können. Und vor allem, dass wir unser Leben damit nicht retten können." Glaube ohne Vertrauen sei Glaube, Glaube mit Vertrauen sei Wissen.

Alle seien verunsichert, zum einen aufgrund der sich ständig ändernden Regelungen bezüglich des Infektionsschutzes: Was gilt? Was darf ich? Warum ist das so? Zum anderen weiß man wirklich nicht mehr, wem man was Glauben kann. Und selbst die Wissenschaft, die viele Menschen in den letzten Jahren gegen die Religionen ausgespielt hat, muss zugeben, dass oft mehr Glaube hinter allem steckt.

Vogelzwitschern und Regen

Statt der Orgel begleiteten zwitschernde Vögel in den Bäumen die Gesänge der Gemeinde. Trotz des regnerischen Wetters waren die ersten Freiluft-Gottesdienste ein Erfolg. Auch später in Aisch und am Sonntag in Adelsdorf fanden sich Gläubige - ohne Regen - zu den Gottesdiensten im Freien ein.