Reformator gibt sich ökumenisch
Autor: Manfred Welker
Herzogenaurach, Donnerstag, 11. Mai 2017
Das Stadtmuseum zeigt "Martin Luther und die Folgen" mit Hintergründen aus Herzogenaurach.
Ab diesem Wochenende kann im Stadtmuseum Herzogenaurach die Ausstellung "Martin Luther und die Folgen" besichtigt werden. Im Stadtmuseum gibt es eine "Ökumenische Ausstellung", die beide Seiten beleuchtet, die protestantische wie die katholische.
Im Jubiläumsjahr 2017 ist Martin Luther quasi omnipräsent durch Symposien, Vorträge Ausstellungen, Martin Luther ist sogar als Playmobil-Figur käuflich zu erwerben.
Die Schau im Stadtmuseum greift auf eine Wanderausstellung mit dem Titel "Here I Stand - Martin Luther, die Reformation und die Folgen" zurück, die Ausstellungsmacher ergänzen die Informationstafeln zur Zeit Luthers mit Exponaten und geschichtlichen Hintergründen aus Herzogenaurach.
Obwohl für die Stadt der Bamberger Bischof der Landesherr und der Würzburger Bischof der kirchliche Oberhirte war, hatte der Rat der Stadt Nürnberg das Recht, die Pfarrer zu präsentieren. Und er nahm die Gelegenheit wahr, lutherische Prediger auf die Pfarrstelle zu präsentieren. Dadurch gab es auch in Herzogenaurach protestantische Gläubige.
Eigene Kirche erst 1934
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts, zur Zeit der Gegenreformation und vor dem Dreißgjährigen Krieg, gab es keine Protestanten mehr in der Aurachstadt.Erst nach der Säkularisierung des Fürstbistums Bamberg konnten sich wieder evangelisch-lutherische Gläubige in Herzogenaurach ansiedeln. Eine Auflistung aus dem Jahr 1839 zeigt eine Handvoll Bürger mit evangelischem Bekenntnis, darunter der Amtsrichter und der Bürgermeister. Aber erst 1934 konnte die evangelisch-lutherische Gemeinde ihre eigene Kirche feierlich mit dem ersten Gottesdienst einweihen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Integration von Heimatvertriebenen konnte sich eine große evangelisch-lutherische Gemeinde etablieren.
Im Museum sind Ausstellungsgegenstände aus dem Staatsarchiv Nürnberg, dem Diözesanarchiv Bamberg und dem Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg zu sehen. Ergänzt werden diese durch den Bestand des Stadtmuseums Herzogenaurach und der katholischen Stadtpfarrei, außerdem von privaten Leihgaben. Dazu zählen auch Objekte aus der Familie Sehring, die seit mehreren Generationen eine Apotheke in Herzogenaurach betreibt, sowie Stücke aus dem Besitz der Schmiedefamilie Zehlein. Nicht fehlen darf natürlich eine Inszenierung der 95 Thesen, angeschlagen an eine Tür.
Für Pfarrerin Nina Dorothe Mützlitz ist besonders das Konfirmationskleid von Eva Pfeiffer (um 1970) ein interessantes Ausstellungsstück. Pfeiffer kann sich gut daran erinnern, dass bei ihrer Konfirmation alle Mädchen in schlichtem schwarz gekleidet waren. Für Mützlitz ist das schlichte Kleid schon fast wieder modern - und ein Zeichen dafür, dass das Kleid für die Trägerin einen hohen Stellenwert hat und es wert war, aufgehoben zu werden.
Der Dank der Konfirmanden
Das erste Mal in der Ausstellung hat sie Patendankbriefe gesehen. Diese waren in Franken üblich, die Konfirmanden bedankten sich damit bei ihren Paten für die Begleitung seit der Taufe und leisteten auch Abbitte.Pfarrvikar Hans-Peter Weigel hat sich die schriftlichen Zeugnisse der Reformationszeit in den Vitrinen angesehen, das Pfarrbuch des Pfarrers Johann Wydhössel, der seine Pfarrei bis in das Jahr 1532 leitete und keinen Grund für Kritik an katholischen Geistlichen gab. Auch ein Harmonium, das für gottesdienstliche Zwecke Verwendung fand, hat Weigels Aufmerksamkeit erregt. Bürgermeister German Hacker eröffnete die Ausstellung am Mittwochabend. Für die musikalische Umrahmung zeichneten Gabriele Haberberger und Bettina Quandt an den Querflöten verantwortlich.
Dauer Die Ausstellung "Martin Luther und die Folgen" ist im Stadtmuseum Herzogenaurach vom 13. Mai bis zum 25. Juni zu besichtigen.
Öffnungszeiten Geöffnet ist die Schau donnerstags von 17-20 Uhr, samstags und sonntags von 14-17 Uhr. An Christi Himmelfahrt, Fronleichnam, Pfingstsonntag und Pfingstmontag ist von 14-17 Uhr geöffnet.
Vorträge Im Begleitprogramm zur Ausstellung gibt es drei Vortragsabende im Gewölbekeller des Stadtmuseums. Am 18. Mai spricht Pfarrer Hans-Peter Weigel über "Der katholische Luther", am 1. Juni referiert Pfarrerin Nina Mützlitz über "Frei durch Gottes Wort" und am 22. Juni spricht Manfred Welker zu "Bauernkrieg, Wiedertäufer und Schwarmgeister. Herzogenaurach in der Reformationszeit".