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Realschule Höchstadt: Auch für sie ist es der erste Schultag


Autor: Sabine Memmel

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 12. Sept. 2014

Nicht nur für Schüler, auch für Lehrer beginnt wieder der Ernst des Lebens. Die beiden Referendare Anna Hub und Benedikt Weghorn unterrichten ab Dienstag zum ersten Mal eigenverantwortlich - wie ein fertiger Lehrer.
Benedikt Weghorn und Anna Hub unterrichten ab Dienstag auf der Höchstadter Realschule. Foto: Sabine Herteux


Die Schultasche packen. Das richtige Klassenzimmer suchen. Auf neue Leute treffen. Nicht nur für die Fünftklässler ist es der erste Tag auf neuem Terrain. Auch Anna Hub (27) und Benedikt Weghorn (26) gehören am Dienstag zu den Neuen in der Höchstadter Realschule - wenn auch auf der genau anderen Seite des Pults.

Die Referendare unterrichten zum ersten Mal selbstverantwortlich, arbeiten zum ersten Mal weitestgehend unbeaufsichtigt, begleiten eine Klasse zum ersten Mal über ein ganzes Schuljahr. "Ich bin schon nervös. Es ist alles neu, die Schüler und die Räume, das ist aufregend", sagt Anna Hub, Lehrerin für Deutsch, Geschichte und Informationstechnologie.

Eine Woche vor Schulbeginn sehen die beiden Lehrer ihre Einsatzschule zum ersten Mal. Sie lernen Kollegen kennen. Tauschen sich aus. Besichtigen Klassenräume und das Lehrerzimmer. Alles ist neu. Alles noch ein bisschen ungewohnt.

Statt acht Schulstunden, wie im letzten Schuljahr, haben sie jetzt, in ihrem zweiten und letzten Referendarjahr, 17 Stunden in der Woche zu bewältigen. Mehr als das Doppelte. "Was man immer unterschätzt, ist die Vorbereitungszeit", erklärt Anna Hub.

Begleitet werden sie ab sofort nicht mehr von einem Seminarlehrer, sondern einem Betreuungslehrer. Das heißt: Weniger Zeugnis ablegen müssen über das, was man tut. Mehr Verantwortung. Mehr Eigenständigkeit. Für Benedikt Weghorn aus Erlbach, der Sport, Wirtschaftswissenschaften und ebenso Informationstechnologie unterrichtet, kein Problem: "Das Arbeiten mit jungen Leuten macht einfach Spaß."

Mobbing hat keine Chance

Schüler auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden begleiten, ihnen Wertvorstellungen vermitteln, genau darum wollte auch Anna Hub Lehrerin werden. Wie die beiden den Unterricht nächste Woche gestalten, wenn sie zum ersten Mal auf ihre neuen Klassen treffen, darüber machen sie sich schon genau Gedanken: "Wenn es darum geht, Grundregeln für den Unterricht aufzustellen, will ich die Schüler bei der Regelfindung miteinbeziehen", sagt die Bambergerin.

Einen klassischen Frontalunterricht gibt es bei ihr und Weghorn nicht. Sie wollen einen offenen Unterricht, einen intensiven Methodenwechsel und viel Gruppenarbeit. "Heute versucht man, sich als Lehrer viel mehr zurückzunehmen und die Arbeit der Schüler zu unterstützen", erklärt Anna Hub.

Aber was tun, wenn Jugendliche, gerade während der Pubertät, so gar keine Lust auf Lernen haben und gegenüber dem Lehrer ihre Grenzen austesten wollen? "Konfliktsituationen gehören zu dem Beruf dazu. Ich kann den Umgang damit ja auch nur üben, wenn ich damit konfrontiert werde", findet Benedikt Weghorn.

Was Anna Hub aber gar nicht durchgehen lässt, ist besonders eins: Mobbing. "Wenn Schüler in irgendeiner Form niedergemacht werden, das ist was, das überhaupt nicht geht. Ich würde das Gespräch mit demjenigen suchen, aber auch über einen Verweis nachdenken", sagt sie.

Auch Benedikt Weghorn ist, gerade was den Sportunterricht angeht, großer Verfechter der Fairness. Und noch etwas bringt ihn auf die Palme: "Unehrlichkeit, zum Beispiel wenn ich frage, ob alle die Hausaufgabe gemacht haben." Ein Pauschalrezept, wie man im Einzelfall damit umgeht, gebe es aber nicht: "Jeder Schüler ist anders."
In ein paar Tagen geht es los, der erste Schultag naht. Und was noch viel mehr überwiegt als die Aufregung: "Vorfreude und eine gewisse Neugier", lächeln Anna Hub und Benedikt Weghorn und testen schon mal die Kreide.