Provisorischer Aischübergang ist nicht gewünscht
Autor: Andreas Dorsch
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 23. Juli 2015
Anwohner und Geschäftsleute der Höchstadter Innenstadt brauchen während der Aischbrücken-Erneuerung keine Behelfslösung. Am Montag entscheidet der Stadtrat.
"Um entscheiden zu können, will ich als Stadträtin jetzt mal die Meinung von den Geschäftsleuten hören", forderte Jeanette Exner (JL) zu schon vorgerückter Stunde in der Diskussion über die Frage, ob Höchstadt für die Zeit des Aischbrücken-Neubaus eine provisorische Behelfsbrücke braucht oder nicht. Eine Tendenz war klar erkennbar: Auf den behelfsmäßigen Übergang mit Weiterführung des Verkehrs durch Schäfergraben und Hirtengasse könnte verzichtet werden.
Die Anwohner dieser beiden relativ schmalen innerstädtischen Straßen lehnen das Provisorium ohnehin auf breiter Front ab. Aber auch unter den Geschäftsleuten, die am Mittwochabend der Einladung in die Fortuna Kulturfabrik gefolgt waren, herrschte die Meinung vor, auf die Behelfsbrücke und die damit verbundene Ausgabe von Steuergeldern verzichten zu können.
2016 wird abgerissen
Weil das Staatliche Bauamt Nürnberg im kommenden Jahr die einsturzgefährdete Aischbrücke und 2016 die angrenzende Flutbrücke abreißen und erneuern will, hatte die für diese Staatsstraße zuständige Behörde für die Bauphase ein Provisorium mit einer Behelfsbrücke geplant. Die Pläne dafür sind bereits genehmigt. Die Notbrücke und die zur Brücke über den Festplatz führende Straße würden nach der Brückenerneuerung wieder zurückgebaut.
Ob dieses Provisorium überhaupt realisiert werden soll, darüber wird der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am kommenden Montag, 27. Juli, um 18 Uhr im Kommunbrauhaus entscheiden. Stimmt die Stadt dem Provisorium zu, würde das Staatliche Bauamt schon bald mit der Behelfsbrücke beginnen. Bei einer Ablehnung könnte man sich das Geld dafür sparen.
In der Versammlung im Fischersaal der Kulturfabrik wollten Bürgermeister Gerald Brehm (JL) und Stadträte aller Fraktionen speziell die Meinungen von Geschäftsleuten und von Anwohnern der Ausweichroute hören. "Unmöglich" finden es Anwohner, täglich 8000 bis 10 000 Autos über die Behelfsbrücke und dann durch Schäfergraben und Hirtengasse zu schicken. Der Schäfergraben könne auch nicht zweispurig befahren werden.
Für denkbar hielt Bürgermeister Brehm den Vorschlag eines Anwohners, die Behelfsbrücke in der Nacht komplett zu sperren, um wenigstens die Nachtruhe der Anwohner nicht zu stören.
Nach zweieinhalbstündiger Diskussion hatte nicht nur der Bürgermeister die Erkenntnis gewonnen, "die Behelfsbrücke wird nicht gewünscht". Wenn man die Innenstadt beleben wolle, müsse man die Belange der Geschäftswelt und der Anwohner berücksichtigen, meinte Brehm. Eine Behelfsbrücke würde aber nur für die Geschäftswelt gebaut.
Die Innenstadt müsse belebt werden, forderte Irene Häusler. Die Inhaberin eines Geschäftshauses in der Hauptstraße und JL-Stadträtin habe etliche Geschäftsleute der Innenstadt gesprochen, die eine Behelfsbrücke gerne hätten. Sie persönlich brauche sie zwar nicht, fürchtet aber, dass die Innenstadt ohne die Brücke in der Bauzeit vom Höchstadter Süden abgeschnitten und "tot gemacht" werde.
Pest oder Cholera
Alexander Schulz, Vorsitzender des Gewerbevereins und CSU-Stadtrat erinnerte daran, dass alle Gewerbetreibenden eingeladen waren, gekommen seien leider aber weniger als erwartet. Jetzt habe man die Wahl "zwischen Pest und Cholera - eine schlechte und eine ganz schlechte Lösung".
Aus den Äußerungen der anwesenden Geschäftsleute zog Bürgermeister Brehm ein eindeutiges Fazit, das ihm seine Entscheidung leicht mache. Mehrmals betonte er, dass es für Fußgänger und Radler während der Bauphase immer die Möglichkeit gebe, aus Höchstadt-Süd über die alte Aischbrücke in die Innenstadt zu gelangen.
Autofahrer müssten dann halt den Umweg über die B 470 und die Rothenburger Straße in Kauf nehmen. Eine Route, die viele Bewohner aus Höchstadt-Süd jetzt schon wählen, weil sie hier oft zügiger voran kommen.
Eingangs der Versammlung stellte Brehm alle denkbaren Alternativen zur Sperrung der Aischbrücke vor. Nicht mehr rechtzeitig vor dem Abriss der Brücke realisieren lässt sich ein geplanter dauerhafter zweiter Aischübergang von der B 470/Einmündung Bechhofener Weg zur Großen Bauerngasse auf Höhe des städtischen Bauhofs. Eventuell könnte ein solcher Übergang für die zweite der jeweils neunmonatigen Bauphasen Entlastung bringen. Dem Bürgermeister schwebt aber vor, diese Planung langfristig und nicht übereilt voran zu treiben.
Nun muss am Montag der Stadtrat die Entscheidung treffen, ob eine Behelfsbrücke kommt. Das Staatliche Bauamt will auf diese Entscheidung nicht länger warten.