Die Mitglieder des Finanzausschusses hatten Besuch vom Erlanger Gewobau-Chef Gernot Küchler. Er stellte die Wohnungsbaugesellschaft für den Landkreis vor.
Welchen Reiz könnte die Mitgliedschaft der Stadt in einer kommunale Wohnungsbaugesellschaft haben? Dieser Frage spürte der Haupt- und Finanzausschuss in seiner Sitzung am Mittwochabend nach. Gernot Küchler, der Vorsitzende der Gewobau Erlangen, stand Rede und Antwort und stellte das Konzept einer Gewobau Land vor, die kurz vor der Gründung steht.
Mit diesem noch spontan auf die Tagesordnung gesetzten Punkt reagierte Bürgermeister German Hacker (SPD) umgehend auf eine in der letzten Stadtratssitzung geäußerte Forderung der CSU-Fraktion nach einer umfassenden Information durch einen Verantwortlichen.
Küchler gab bekannt, dass die Gründung einer Gesellschaft für den sozialen Wohnungsbau im Landkreis unmittelbar bevorstehe. Die Weichen seien gestellt, alle Verträge geprüft, so dass die Gründungsversammlung am 9. Mai erfolgen könne. Mit im Boot seien neben der Stadt Erlangen acht Gemeinden aus dem Umkreis. Ein paar weitere seien noch am Prüfen.
Auch für
Herzogenaurach sollte ein Beitritt überlegenswert sein, warb Küchler. Wenn die Stadt sozialen Wohnungsbau plane und die entsprechenden Grundstücke in ihrem Eigentum behalten wolle, dann böte sich das an. Denn Grundbesitz stelle auch eine gewisse Wertsteigerung dar, gerade in einer Boomstadt wie Herzogenaurach.
25 Prozent Bareinlage
Bürgermeister Hacker hatte in der jüngsten Stadtratssitzung angemerkt, dass sozialer Wohnungsbau aktuell in den beiden neuen Baugebieten auf der Herzo Base (Abschnitte zwei und drei) und in der Reuth zum Tragen komme. Bis zur Vermarktung dauere es aber noch ein paar Jahre, deshalb wäre das Thema Gewobau-Beitritt jetzt auch nicht spruchreif. Hacker tendierte eher dagegen, ihm erschien auch angesichts der Größe der Stadt das Bauträger-Modell sinnvoller. Dass Herzogenaurach auf sozialen Wohnungsbau setze, das sei klar, sagte Hacker: "Die Frage ist das Wie".
Die Gewobau Land soll, wie Küchler informierte, gewissermaßen mit zwei Gesellschaften funktionieren. In einer GmbH seien die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden vertreten. Das operative Geschäft werde aber über eine virtuelle Gesellschaft abgewickelt, so genannte Fonds. In der Anfangszeit werde die Stadt Erlangen respektive deren Gewobau unterstützend tätig sein und ihr Knowhow einbringen. Küchler wolle sich dann aber federführend zurückziehen, sobald die ersten paar hundert Wohnungen gebaut sind und die Gesellschaft läuft.
Jeder Gesellschafter, also jede Kommune, beteiligt sich mit 5000 Euro Eigenkapital. Wenn ein Bauvorhaben auf dem entsprechenden Gemeindegebiet ansteht, dann erfolgt eine Bareinlage von 25 Prozent der Projektsumme oder es wird ein Grundstück mit eingebracht oder beides in Kombination.
In der Diskussion fragte Retta Müller-Schimmel von den Grünen, inwiefern die Stadt als Gesellschafter dann Einfluss auf Form und Material der Gebäude hätte. Die Kommune legt das selber fest, sagte Küchler: "Sie bestimmen, was Sie bauen und wie Sie es bauen." Freilich dürfe sie auch zusätzliche Leistungen verlangen oder "besseres Material" verwenden, dann müsse sie das aber selbst zahlen.
Keine Spareinrichtung
Eine Reihe von Fragen hatte Konrad Körner. Der CSU-Stadtrat wollte wissen, ob man auch einen höheren Betrag als die 25 Prozent einbringen könne oder ein wertvolleres Grundstück. Auch das ist nach Aussage des Erlanger Gewobau-Chefs möglich. Eine Verzinsung gebe es allerdings nur auf die jeweilige Baumaßnahme. In der Gesellschaft aber Kapital zu bunkern, das gehe nicht. Küchler: "Eine Spareinrichtung wollen wir aber nicht schaffen."
Manfred Welker, Freier Wähler und Kreisheimatpfleger, brachte einen eigenen Aspekt in die Debatte ein. In der Stadt gebe es zwei Wohnbaugenossenschaften, nämlich Eigenheim und Eintracht. Man sollte eher versuchen, diese zu aktivieren. Ein Zwang , der Gewobau Land beizutreten, "ist aus meiner Sicht nicht gegeben."
Georgios Halkias (Grüne) wollte noch wissen, ob man denn schon jetzt unterschreiben müsse, wenn man beitreten wolle. Immerhin sei am 9. Mai bereits die Gründung vorgesehen. Oder wäre das hinterher auch noch problemlos möglich? Das würde, so antwortete Küchler, auch danach noch gehen. Allerdings müssten dann alle anderen Gesellschafter zustimmen. Wenn man gleich zu Beginn im Boot sein möchte, müsste man sechs Wochen vor der Gründung einen entsprechenden Beschluss fassen. Wobei eine Fristverkürzung sicherlich auch genehmigt würde.
Exakt sechs Wochen vor dem 9. Mai liegt der 28. März. Die nächste Stadtratssitzung ist am 22. März. Das würde, rein terminlich betrachtet, ja passen.
Die Initiatoren der Anfrage aus der CSU wollen das Thema noch in einer Fraktionssitzung beraten, ob ein Beitritt für Herzogenaurach wirklich sinnvoll wäre. Denn auch bisherige Planungen im sozialen Wohnungsbau würden ein Belegungsrecht für die Stadt garantieren, sagte Konrad Körner nach der Sitzung auf Anfrage des FT, nur das Grundstück ginge dann über. Das sieht die CSU in einer Gewobau Land ähnlich.
Skeptisch ist die Fraktion auch bezüglich der Haftung. So wird befürchtet, dass Herzogenauracher Grundstücke für Grundstücke irgendwo anders herhalten müssten, meint Körner hinsichtlich der geplanten virtuellen Fonds.
Gewobau Land Sie soll am 9. Mai offiziell gegründet werden. Bisher wollen neben der Stadt Erlangen noch die Gemeinden Weisendorf, Heßdorf, Röttenbach, Uttenreuth, Spardorf, Buckenhof, Bubenreuth und Dormitz im Landkreis Forchheim beitreten. Die Aufgabe der Wohnungsbaugesellschaft ist es, zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum im Landkreis Erlangen-Höchstadt zu schaffen.
Gewobau Erlangen Gegründet im Jahr 1950, ist diese Gesellschaft heute ein gewachsenes, zukunftsorientiertes Unternehmen mit über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zählt zu den großen Wohnungsbaugesellschaften Bayerns. Rund 8200 Wohnungen gehören derzeit zum Bestand der Gewobau der Stadt Erlangen. Annähernd 25 000 Bürger finden hier ein Zuhause.