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Priester Sawadogo verlässt Herzogenaurach


Autor: Manfred Welker

Herzogenaurach, Donnerstag, 19. Sept. 2013

Der afrikanische Priester Jean Désiré Sawadogo verlässt Herzogenaurach, um in Innsbruck weiterzustudieren. Am Sonntag um 11 Uhr findet in der Stadtpfarrkirche der Abschiedsgottesdienst statt.
Auf Jean Désiré Sawadogo warten neue Aufgaben.  Foto: Manfred Welker


Seit 2006 lebt Jean Désiré Sawadogo aus Kaya in Herzogenaurach. Der katholische Priester studierte in Erlangen und brachte sich als Geistlicher im Seelsorgebereich Herzogenaurach ein. Nun heißt es, Abschied zu nehmen.
Vor allem die Partnerschaft Herzogenaurachs mit Kaya hat durch ihn eine ganz neue Note bekommen. Die Botschafterin in Deutschland, Marie Odile Bonkoungou/Balima, war häufiger in Herzogenaurach. Etwa beim Jubiläumsabend 40 Jahre Herzogenaurach-Kaya im Juli 2012.
Auch das Fränkische ist ihm als frankophonen Afrikaner inzwischen vertraut und er ist dadurch den Bewohnern ein beliebter Gesprächspartner. Mit Delegationen aus Herzogenaurach reiste er nach Kaya.
Jean Désiré Sawadogo wurde als siebtes von acht Geschwistern 1974 geboren. In der christlichen Familie war der Vater bereits Katechet und vermittelte den christlichen Glauben auch an seine Kinder.

Da der Glaube in der Familie vorbildlich gelebt wurde, schloss sich eine von vier Schwestern einem Nonnenorden an, ein älterer Bruder von Sawadogo ist ebenfalls Priester, ein weiterer Bruder wirkt als Katechet in seiner Heimat.
Sawadogo besuchte die Grundschule in Tougouri, nahe Kaya, danach das Priesterseminar (Petit Seminaire) in Pabré nahe Ouagadougou. Dann wechselte er auf die Hochschule von Bobo-Dioulasso. Die Priesterweihe empfing er im Jahr 2002.
Bischof Thomas Kaboré von Kaya sandte ihn nach Deutschland, um Philosophie zu studieren. Sawadogo belegte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die Fächer Philosophie und Galloromanische Philologie. Da Kaya in Burkina Faso die Partnerstadt von Herzogenaurach ist, kam Sawadogo durch diese freundschaftliche Verbindung auch nach Herzogenaurach. Sawadogo hatte zunächst seinen Lebensmittelpunkt im Pfarrhaus von Niederndorf, danach in der Kaplanei in Herzogenaurach und war als Seelsorger in der Seelsorgeeinheit von Herzogenaurach mit eingebunden, soweit es ihm sein Studium ermöglichte.
Das Studium ist inzwischen abgeschlossen. Die Magisterarbeit trägt den Titel: Bernard Williams' Unterscheidung zwischen Moral und Ethik. Eine Auseinandersetzung mit "Ethik und die Grenzen der Philosophie".
Sawadogo verlässt Herzogenaurach für ein Promotionsstudium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, die von Jesuiten geleitet wird. An der Universität bei Karl Rahner studierte auch der Herzogenauracher Elmar Klinger. Klinger wurde danach promoviert und lehrte nach seiner Habilitation an der Universität Würzburg.
Es war die Idee seines Bischofs Thomas Kaboré von Kaya, dass Sawadogo den Studienort wechselt. Denn an der Theologischen Fakultät in Innsbruck können kanonische Abschlüsse erworben werden, was für die kommende Lehrtätigkeit in seiner Heimat wichtig ist.
Das Thema der Dissertation ist noch nicht fest formuliert, aber wird im Bereich der praktischen Philosophie liegen, das steht für ihn jetzt schon fest.
Seine Unterkunft wird Sawadogo im Collegium Canisianum, einem Theologenkonvikt, mit Studenten aus aller Welt haben. Es handelt sich ausschließlich um Priester, die vor allem ein Promotionsstudium absolvieren. In diesem Konvikt hat beispielsweise auch Altabt Odilo Lechner OSB während seines Studiums gelebt.
Der Beginn des Semesters ist am 15. Oktober. Auch der weitere Weg ist schon vorgezeichnet. Nach dem Abschluss des Studiums und der Promotion kehrt Sawadogo nach Afrika zurück. Dort entscheidet die Bischofskonferenz von Burkina Faso, wo Sawadogo eingesetzt wird. Entweder zur Ausbildung im Priesterseminar oder als Dozent an einer der drei Theologischen Fakultäten des Landes.
Über seine Zeit in Herzogenaurach sagt er: "Die sieben Jahren sind schnell vergangen. Ich habe sie nicht gespürt. Es war nicht langweilig! Es war eine schöne Zeit." Und weiter: "Die Stadt ist offen. Die Bewohner haben kein Problem mit meinen Wurzeln! Die Herzogenauracher haben kein Problem im Umgang mit anderen Menschen!" Kein Wunder, leben doch über 100 Nationalitäten in Herzogenaurach.
Bereits am Anfang seines Aufenthalts in Niederndorf war ihm bei den Gottesdienstbesuchen ein höherer Altersdurchschnitt als in Afrika aufgefallen. Angenehm überrascht hat ihn auch, dass viele Mädchen ihren Dienst am Altar als Ministrantinnen verrichten.
Wichtig war ihm eine weitere Erfahrung: "Ich habe gelernt, meine Zeit zu verwalten." Denn in seiner Heimat Afrika geht man lockerer mit der Zeit um. "Die langfristige Planung, das sind Dinge, die ich mitnehme."
Auch äußerlich hat ihn sein Aufenthalt in Deutschland verändert: "Meine Mutter sagt: Du bist heller geworden", wenn er auf Heimaturlaub ist. Die Sonne fehlt eben etwas in Deutschland. Selber stellt er aber auch fest, dass ein Heimataufenthalt seinen Teint wieder nachdunkeln lässt.
Einige fränkische Bestandteile, wie das Essen, hat er inzwischen schätzen gelernt. "Die fränkische Küche schmeckt sehr gut." Dazu gehört für ihn auch der Karpfen. Ungewohnt war für ihn die Brotzeit, das kalte Essen, das hat Sawadogo erst lernen müssen. denn: "Wir essen immer warm, auch am Abend." Die Vielfalt der Brotsorten war ungewohnt, das Schwarzbrot ein Novum. Denn in Kaya wird das Baguette gegessen. "Die Vielfalt der Biersorten hat mich beeindruckt!"