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Polonaise mit Röttenbachs Bürgermeister Wahl


Autor: Pauline Lindner

Röttenbach, Sonntag, 11. November 2012

Der Röttenbacher Bürgermeister Wahl nahm die Herausforderung der Narren zum Start in die neue Session an und erledigte die Aufgabe bravourös.
Bürgermeister Wahl führte die Polonäse Blankenese an.


Am Sonntag um 11.11 Uhr ging durch die Gemeinde Röttenbach (Landkreis Erlangen-Höchstadt) ein tiefer Riss, der allerdings eine Viertelstunde später schon wieder in Eintracht gekittet war. Die Ursache für diese Erschütterung war der Rathaussturm durch den Karnevalsclub Die Besenbinder (KCR). Wie seit etlichen Jahren üblich, forderten die Oberhäupter der Narren, Torsten Ott und Melanie Seel, von Bürgermeister Ludwig Wahl (FW) nicht nur den Rathausschlüssel. Sie verpflichteten ihn auch zu einer Wette, deren Einsatz sie ihm schon eine Woche vor dem Start der Faschingssession übermittelten.

Der Wettauftrag lautete diesmal: Wahl schafft es nicht, 111 erwachsene Röttenbacher dazu zu bewegen, in Faschingskostümen vor dem Rathaus zu erscheinen und sich zu einer Polonaise zu formieren. Als Gegenleistung bot Wahl an, im Falle seines Unterliegens als Frau verkleidet mit Minirock an den Prunksitzungen des KCR teilzunehmen. Für den Fall, der Bürgermeister könne genügend Bürger motivieren, lud die Faschingsgesellschaft alle Mitarbeiter des Rathauses zu einem Essen ein.

Spannung lag in der Luft, als sich gegen elf Uhr die ersten am Rathaus einfanden. Kostümierte und normal Gekleidete. "Wir haben uns doch nicht maskiert", entrüstete sich Beate Holzmann. "Wir halten doch zum KCR. Schließlich tanzt meine Tochter Anna-Lisa dort in der Garde." Doch der Vater fehlte, glaubten ihre Bekannten. Dann verriet sie es doch: "Er ist schon hier, aber hat sich so verkleidet, dass ihn niemand erkennen kann." Wer war er?

Gut gehütetes Geheimnis

Die gruselige Maske mit dem breiten Spinnennetzkragen; die hochgewachsene Figur mit dem Zauberhut? Der American-Football-Spieler, der sich mit seinem Gesichtsschutz tarnte? Oder der Zombie mit dem Mexikanerhut? Dieses Geheimnis wurde nicht gelüftet.

Dafür musste der Bürgermeister bekennen, wie er die Bürger angelockt habe: Per Gemeindeblatt und über Facebook, sogar Bayern 3 soll er eingeschaltet haben. Trotzdem unkte einer, als Wahl endlich den Rathausschlüssel im dichten Gedränge der Neugierigen herausrückte: "Genau 109 Verkleidete sind da."

Flugs funktionierte Sitzungspräsident Ott den zwei Stunden später beginnenden Tag der offenen Rathaustür noch in die KCR-Machtübernahme-Party um, da begann für ihn und seine treue Mitstreiterin Melanie Seel auch schon die harte Arbeit: das Zählen. Erster Knackpunkt war, wer als ausreichend verkleidet gelten soll. "Zwei Kriterien einer Maskierung muss die Person aufweisen. Ein Kriterium ist zum Beispiel ein Hut."

"Zwei Hüte sind keine zwei Kriterien", wies Seel ein paar besonders Gewitzte zurück, die sich zwei der ausgeteilten winzigen Papphütchen auf den Kopf gesetzt hatten. Derweilen erklangen schon die ersten Töne der Polonaise-Blankenese und gänzlich unberührt von der Diskussion, was eine gültige Kostümierung sei, ordneten sich die ersten schon zu einer Schlange. Der Bürgermeister wurde an deren Spitze bugsiert und der Zug setzte sich in Bewegung.

Wette gewonnen!

Seine Spitze war schon fast am Bauhof angelangt, da hatten sich noch längst nicht alle Willigen einreihen können. Ott und Seel zählten und zählten: "91, 92, 93...- noch ein Grüppchen eilte herbei - ...98, 99, 100...eine kleine Stockung, denn einige mussten noch ihren Schirm schließen. 108, 109, Altbürgermeister Hans Mitschke mit Zylinder, 110, 111...und immer noch mal stießen ein paar Maskierte und natürlich längst auch die Biederen dazu. Die Menschenschlange hatte den Rathausplatz schon einmal umrundet, da verkündeten die beiden Wettpaten: 125.

125 Röttenbacher hatten so viel Humor, mitten an einem tristen Novembervormittag im Faschingskostüm zu tanzen. Und mindestens genauso viele waren von den erklärten Anhängern des KCR dabei.