Poetry Slam: Ein Event für die Höchstadter Jugend
Autor: Sebastian Martin
Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 16. Dezember 2012
Zum zweiten Mal hieß es am Freitag im Jugendzentrum: Bühne frei für junge Literaten. Noch kommen die meisten von außerhalb, der Plan ist allerdings, irgendwann ausschließlich Schüler aus Höchstadt auftreten zu lassen.
Dieter Gropp hat eine Digitalkamera um den Hals hängen - sie baumelt zwischen Brust und Bauch. Der fast 75-Jährige macht Bilder für den Agenda Arbeitskreis Kultur, der die Veranstaltung zum zweiten Mal organisiert hat. Dieter Gropp ist bekannt in Höchstadt. Er ist kulturell engagiert, schreibt Bücher. Aber das wäre ihm jetzt wohl alles zu viel. Denn, es soll nicht um ihn, sondern um die jungen Literaten gehen, die an diesem Freitagabend in das Jugendzentrum der Fortuna Kulturfabrik gekommen sind.
Gropp freut sich, dass es geklappt hat. Der Poetry Slam im Jugendzentrum läuft und ist mit 60 Besuchern gut besucht. Gropp sitzt in der ersten Reihe. Er drückt auf den Auslöser seiner Kamera. Klick. Oben auf der Bühne steht Michael Jakob, der Moderator des Poetry Slams, und begrüßt das Publikum.
Der Zufall will es, dass der Erste, der auf die Bühne muss, Philipp Weißmann ist. Für den fast 30-Jährigen ein Heimspiel: Er kommt ursprünglich aus Höchstadt. Und er gibt alles, sein Text geht über Frauen und nichts weniger als den Weltfrieden. Er winselt und windet sich. Er wird ganz leise und dann wieder ganz laut. 20 Punkte von der Jury von möglichen 30. Gutes Ergebnis.
Dann folgt eine Mitstreiterin aus Nürnberg: Marta D. Bednarczyk. Sie beklagt sich über ihren fiktiven Mitbewohner Waldemar, der faul und fies ohne Ende ist. 23 Punkte.Es folgen noch Tobi Katze aus Dortmund, der über Männergefühle mit der Faust spricht und Markus Köhle aus Wien, der seine Ex auffordert zu gehen: "Schleich di!".
Nach der Pause kommt das Team 083 aus Baiersdorf
So geht das. Bis nach einer Pause endlich zwei dran sind, auf die Dieter Gropp in der ersten Reihe besonders gewartet hat. Er stellt schon mal den Sucher scharf, bis er sie findet: Bilal Beam und Malte Drath aus Baiersdorf. Die beiden nennen sich Team 083. Sie sind die Exoten unter den Slammern. Denn sie rappen. Der Rest redet. Doch, darum geht es ja: Jeder kann beim Poetry Slam das präsentieren, was er am besten kann. Nur: Er darf kein Instrument oder andere Hilfsmittel hinzunehmen. Bilal und Malte geben alles mit ihrem Sprechgesang. Der Auftritt kommt gut an beim Publikum. Für das Finale wird es allerdings nicht reichen. Am Ende gewinnt einer von den erfahrenen Slammern: Helmuth Steierwald alias Emir Taghikhani.
Doch um das Gewinnen geht es gar nicht. "Die Jugend hat so viel Potenzial", sagt Dieter Gropp. Er will, dass dieses Potenzial in Höchstadt auch endlich freigesetzt wird. Der Poetry Slam soll ein Versuch sein. Über Gropp kamen Bilal Beam (18) und Malte Drath (16) zum Slam. Die beiden gehören zu dem Klientel, die Dieter Gropp und die Leute der Kulturfabrik sich wünschen: Die eigene Jugend soll ran. "Uns schwebt vor, einen eigenen Poetry Slam zu schaffen für die Schulen", sagt Gropp.
Zwei, die zum ersten Mal den Höchstadter Poetry Slam gesehen haben, sind Moritz Rakutt und Deborah Manavi. "Uns hat es sehr gut gefallen", sagen die beiden 18-Jährigen, die im Lonnerstadter Jugendtreff Two Days arbeiten. Sie würden wieder kommen - und vielleicht beim nächsten Mal auch ein paar Jugendliche mehr mitbringen. Interesse sei auf jeden Fall da, bestätigt Julia Gally vom Höchstadter Jugendzentrum.
Dieter Gropp, der ein letztes Mal Richtung Bühne fotografiert, hofft, das sich der Poetry Slam etablieren kann: "Das soll eine Investition in die Zukunft werden", sagt Gropp und setzt sich zu den jungen Slammern, die nach der Veranstaltung noch gemeinsam ein Blech Pizza verdrücken.