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Pilzsaison in Höchstadt beginnt: So klappt es mit dem Pilzgenuss


Autor: Franziska Rieger

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 13. August 2019

Der Höchstadter Gärtner Friedrich Lechner hat seltene Pilzarten gefunden. Biologe Hans Krautblatter erklärt, welche davon beim Essen zum Genuss oder eher zum Verdruss werden.
Der Höchstadter Biologe Hans Krautblatter erklärt, welche seltenen Pilzarten schmackhaft sind, und von welchen man lieber nicht naschen sollte. Foto: Franziska Rieger


Die Pilzsaison beginnt langsam - darauf deuten zumindest die verschiedenen Pilze hin, die auf dem Gartentisch von Hans Krautblatter aufgereiht sind: Große und kleine, manche sind braun, manche weiß gefärbt, einer ist so groß wie ein Teller. "Zehn gute Speisepilze", sagt der Biologe. Gefunden hat sie Friedrich Lechner, Gärtnermeister aus Höchstadt.

Was den beiden wichtig ist: "Dass man weiß, was bei uns in der Region an seltenen Arten vorkommt", sagt Krautblatter. Denn die rote Liste der gefährdeten Arten sei "endlos lange". Vor allem die extreme Trockenheit mache vielen Arten zu schaffen. Am liebsten mögen die meisten Pilze nämlich Feuchtigkeit und moderate Temperaturen. "Es ist erschreckend, was ich schon alles habe verschwinden sehen müssen", sagt der Biologe. Dazu kommt noch die Unachtsamkeit vieler Spaziergänger, "die Pilze einfach wie einen Fußball umhauen", sagt Lechner.

Nicht alle mitnehmen

Vor allem auf Wiesen finde er viele Pilze, im Wald eher selten, sagt Lechner. Die Exemplare, die er auf dem Tisch präsentiert, habe er in der Etzelskirchener Flur und an der B 470 bei Uehlfeld gefunden. Krautblatter betont : Es sei gesetzlich vorgeschrieben, dass Pilze nur für den Eigenbedarf gepflückt werden dürfen. Und: "Junge und alte Pilze stehen lassen." Denn diese senden ihre Sporen aus und sichern so die Arten. Wer einen Pilz ernten möchte, sollte diesen vorsichtig aus dem Boden heraus drehen. Niemals darf ein Pilz einfach abgeschnitten werden, sonst können sich Infektionen verbreiten.

Zuhause angekommen sollten Pilzsammler ihre Exemplare trocken abbürsten und luftdicht im Kühlschrank lagern. "Möglichst frisch, am besten am gleichen Tag, verarbeiten", sagt Krautblatter.

Fein säuberlich hat er die Pilze auf seinem Tisch angeordnet. In der hinteren Reihe liegen drei verschiedene Champignon-Arten: Kaum zu übersehen ist der Riesenchampignon. Wegen Überdüngung sei der in den letzten Jahren immer seltener geworden. Neben dem Riesen liegt der Anis-Champignon, der ganz leicht nach Anis duftet. Wird der Pilz diagonal angeschnitten oder leicht am Stil geschabt, dann wird die Stelle leicht gelb. Dazu hat Krautblatter gleich einen Test parat: Wird die Stelle intensiv gelb, dann ist es der giftige Karbol-Egerling.

Etwas muffig riecht auch der Mehl-Pilz, der allerdings essbar ist. "Das muss man natürlich mögen", sagt Krautblatter. Ein "ganz besonderer Bursche" ist der Stadt-Egerling, der sehr anspruchslos ist und sogar durch Asphalt wachsen kann.

In der Reihe vor den Champignons hat Krautblatter die sogenannten Röhrenpilze aufgereiht. Der Körnchen-Röhrling (in Maßen), der Rot-Stiel oder der Raufußröhrling: "Alles hervorragende Speisepilze", erklärt Krautblatter. Schwer giftige Exemplare gebe es unter den Röhrenpilzen selten.

Der netzstielige Hexen-Röhrling müsse mindestens 20 Minuten gegart werden, damit er genießbar ist. Der flockenstielige Hexen-Röhrling wird wegen seiner wildlederartigen Oberfläche auch Schusterpilz genannt und ist roh ebenfalls giftig. Von diesen seltenen Arten dürfen Pilzsammler freilich keine großen Mengen erwarten. Aber Krautblatter ist zuversichtlich: "Die Pilzsaison geht jetzt an, wenn es noch einmal regnet."

Vom Genuss zum Gift

Fliegenpilz, Knollenblätterpilz oder Satanspilz: Giftige Pilze wachsen auch in unseren heimischen Wäldern und Wiesen. Typische Symptome einer Pilzvergiftung sind Magen-Darm-Probleme: Übelkeit, Magenkrämpfe, Durchfall oder Erbrechen. Beim Knollenblätterpilz, einem der bekanntesten Giftpilze, kann es im schlimmsten Fall zum Leberversagen kommen, erklärt Dr. Marcus Troyke, leitender Oberarzt am Kreiskrankenhaus St. Anna.

Wie lange es dauert, bis sich nach dem Verzehr von giftigen Pilzen solche Symptome einstellen, sei abhängig vom Gift. So würden sich besonders gefährliche Gifte erste nach sechs bis neun Stunden bemerkbar machen. Beim Knollenblätterpilz könne es sogar noch länger dauern. "Was schnell kommt, ist auch schnell wieder weg", sagt Troyke.

Kommt im Höchstadter Krankenhaus ein Patient an, dem es nach dem Verzehr von Pilzen nicht gut geht, wird er erst einmal untersucht, bekommt Blut abgenommen und einen Ultraschall der Bauchorgane. Der Patient sollte möglichst genau beschreiben können, welchen Pilz er gegessen hat. Im besten Fall sind noch Reste von dem Pilz übrig, die gezeigt werden können.

"Man versucht zu verhindern, dass das Gift im Magen aufgenommen wird", sagt Troyke. Dafür bekommt der Patient altbewährte Kohletabletten, die das Gift aufsaugen sollen. Außerdem muss verhindert werden, dass der Patient zu viel Wasser verliert. In schweren Fällen kann ein Gegengift auf Verdacht verabreicht werden. Glücklicherweise komme es nur sehr selten zu einer Pilzvergiftungen. Troyke kann sich an keinen Patienten erinnern, den er deshalb behandeln musste. "Andere Vergiftungen sind weitaus häufiger."fr