Pflegenotstand mal ganz anders
Autor: Richard Sänger
Herzogenaurach, Dienstag, 26. März 2019
Die Theaterabteilung des FC Niederlindach bringt ein "Dreistes Stück im Greisenglück" in Herzogenaurach und Großenseebach auf die Bühne.
Pflegenotstand ist ein viel gebrauchtes Wort, und immer wieder ist von schlimmen Zuständen in Alten- und Pflegeheimen zu lesen. Wer aber wissen will, was das wirkliche Leben unter den Dächern solcher Heime zu bieten hat, dem hilft die Theaterabteilung des 1.FC Niederlindach. Die Theaterleute versprechen bei den Hannberger Theatertagen eine schonungslose Aufklärung - mit dem Schwank von Bernd Gombold, "Dreistes Stück im Greisenglück".
Bereits seit einigen Wochen bereiten sich die Akteure der Theaterabteilung wieder intensiv auf die Theatertage vor. Hoch motiviert, auch heuer wieder ihrem hervorragenden Ruf gerecht zu werden, wählten die Aktiven mit dem Schwank "Dreistes Stück im Greisenglück" ein Stück mit zwerchfellerschütternder Wirkung aus.
Einschüchterung ist Trumpf
Der FT war bei der Generalprobe im Festsaal des Liebfrauenhauses dabei. Zum Inhalt: Im Seniorenheim "Greisenglück" führt die Schwester Oberin (Melanie Hendel) ein äußerst strenges Regiment, unter dem die Heimbewohner sehr leiden. Mit teils drastischen Strafmaßnahmen versucht sie, die Senioren einzuschüchtern und so für Ruhe und Disziplin zu sorgen.
Opa Müllerschön (Werner Dressel), sein verwirrter Zimmernachbar Paul Schnitzer (Peter Grünn) und die schwerhörige Oma Irma Büchler (Rita Gumbrecht) wollen jedoch nicht kuschen und widersetzen sich der gestrengen Oberin bei jeder passenden Gelegenheit. Lediglich Fatima (Alexandra Batz), die quirlige türkische Putzfrau und gute Seele des Hauses, hilft den Heimbewohnern, die alltäglichen Repressalien der Heimleiterin einigermaßen gut zu überstehen.
Fatima und Paul haben in dem Paraderollen und spielen sich die Bälle gegenseitig zu, sie als treuherzige, hilfsbereite, aber auch schreckhafte und Trinkgeldern nicht abgeneigte Fatima, er als seniler Heimbewohner, der sich in einem Supermarkt wähnt und ihren Putzwagen mal in einen Einkaufswagen, mal in einen Ferrari umfunktioniert.
Lieber im Knast
Was Heimleiterin Schwester Oberin auf die Palme bringt. Ihre Rezepte gegen aufmüpfige Patienten, wie es vor allem Opa Müllerschön ist, sind Schmalspurfrühstück - aus einer halben Semmel, die Paul vor drei Tagen übriggelassen hat - einwöchiger Zimmerarrest und zweiwöchige Reduktionskost mit 500 Kalorien. Kein Wunder, dass Müllerlieber im Knast wäre: "Da ist das Essen besser, die Bedienung freundlicher und alles auf Staatskosten".
Unterhaltsam sind auch die Szenen zwischen Müllerschön und Heimbewohnerin Irma Bücheler (Rita Gumbrecht), die ihm schöne Augen macht und dank ihres ausgeschalteten Hörgerätes genau das versteht, was sie hören will. Was Opa Müllerschön zum Augenrollen bringt. Noch schlimmer als die lästige Mitbewohnerin, die ihn für den Seniorenkreis "Tanzen und Singen im Greisenglück" werben will, sind nur seine missratenen Söhne.