Pflegeeinrichtung in Etzelskirchen: Ein Heim bieten, ohne eines zu sein
Autor: Evi Seeger
Etzelskirchen, Freitag, 15. Mai 2015
Die Einrichtung des BRK in Etzelskirchen für ältere und pflegebedürftige Menschen hat sich einen neuen Namen und ein neues Konzept gegeben. Ziel ist es, die Individualität und Selbstständigkeit der Bewohner stärker als bisher zu fördern.
Bewusst habe man auf den oft negativ besetzten Begriff "Heim" verzichtet, sagte Einrichtungsleiter Jan Pyschny. "BRK Wohnen und Leben Etzelskirchen" steht jetzt als Name über dem Haus, das 1988 als Alten- und Pflegeheim seinen Betrieb aufnahm. Mit Gesamtkosten von 6,5 Millionen Euro wurde die Einrichtung in den vergangenen eineinhalb Jahren modernisiert und durch einen Anbau erweitert.
Mit einem Festakt und vielen Gästen feierte die ganze BRK-Familie jetzt Einweihung. Als Kreisvorsitzender und Hausherr eröffnete Staatssekretär Stefan Müller (CSU) den Reigen der Redner. Dekan Kilian Kemmer und Pfarrer Fritz Schäfer spendeten nach einer kurzen Andacht den kirchlichen Segen.
Hinter dem neuen Namen steht auch ein geändertes Konzept. Es sei nicht nur darum gegangen, Böden zu erneuern oder Wände zu streichen, betonte Pyschny. Die Infrastruktur des Hauses sollte so gestaltet werden, dass die Selbstständigkeit und die Individualität des einzelnen Bewohners stärker gelebt werden können. Nicht die Defizite und Einschränkungen der Bewohner sollten thematisiert werden, sondern ihre Fähigkeiten und Ressourcen gesehen und gestärkt werden.
"Die Bewohner der Aischwiesen wussten sehr schnell, wo der Ausgang ist", berichtete Pyschny. Die "Aischwiesen" gehören zur beschützenden Abteilung und sind wie alle Abteilungen durch Bilder und ein Logo gekennzeichnet, das den Bewohnern die Orientierung wesentlich erleichtert. Neben dem neuen Leitsystem gibt es ein neues Farb- und Lichtkonzept in Fluren, Gemeinschaftsräumen und Bewohnerzimmern. Mehr Helligkeit helfe, Orientierungsschwierigkeiten zu reduzieren. Die bisherigen Gemeinschaftsflächen konnten durch die Erweiterung verdreifacht werden.
Gerüche wecken Erinnerungen
Einen wichtigen Baustein im Konzept stellen die neuen Wohnküchen dar. Als Mittelpunkt der Wohnbereiche sollen sie durch Gerüche und Geräusche Erinnerungen an frühere Zeiten wecken. Die Senioren können beim Kochen und Backen mithelfen oder einfach nur zuschauen. Das motiviere und wirke dem Vergessen entgegen.
Der gerontopsychiatrische Pflegebereich habe eine deutliche Aufwertung erfahren. Rückzugsmöglichkeiten kommen den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bewohner entgegen, ein Garten rege die Sinne an. Darüber hinaus wurde das Haus energetisch saniert und mit einer neuen Heizanlage ausgestattet. Außenanlagen und Innenhof wurden neu gestaltet und die Zentralküche erneuert.
"Es war die richtige Entscheidung, zusammen mit der Rettungswache an diesem Ort ein BRK-Zentrum zu schaffen", stellte Kreisvorsitzender Stefan Müller fest. Der Zeitpunkt war gekommen, um das Haus auf modernen Stand zu bringen. Das Durchschnittsalter der Hausbewohner sei gestiegen. Die Einrichtung müsse sich daher neuen Herausforderungen stellen. "Woher kommt die weit verbreitete Angst vor dem Heim?", hinterfragte Bernhard Opolony, Leitender Ministerialrat im Staatsministerium für Gesundheit und Pflege. Die Angst habe mit dem Verlust an Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu tun.
Um ein Haus zu einem Lebensmittelpunkt werden zu lassen, müsse die Lebensgestaltung des Einzelnen Berücksichtigung finden. Das könne - bei aller notwendigen Hygiene - auch eine Hauskatze sein.