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Pfarrer-Ehepaar Koschnitzke nimmt Abschied


Autor: Heike Reinersmann

Hemhofen, Montag, 01. Juli 2013

In der evangelischen Kirchengemeinde Hemhofen lässt niemand das Pfarrerehepaar Koschnitzke gern ziehen. Die beiden haben neue Aufgaben in Regensburg.
Das Ehepaar steht zum letzten Mal am Altar in Hemhofen.  Fotos: Heike Reinersmann


Nach genau 15 Jahren in der Gemeinde Hemhofen mit Röttenbach und Heroldsbach wurde das Pfarrer-Ehepaar Ingrid und Thomas Koschnitzke am Sonntag in der voll besetzten Heilandskirche verabschiedet. Unter dem Motto "Ein Jegliches hat seine Zeit" waren rund zwei Stunden dem Verabschiedungs-Gottesdienst vorbehalten, um anschließend in lockerer, sommerfestlicher Form im Pfarrgarten persönlich Abschied nehmen zu können.

Die Lesung aus dem Alten Testament "Alles hat seine Zeit", bildete das Fundament der Jahre in Hemhofen, aber auch das des besonderen Gottesdienstes zum Ende der Dienstzeit in der fränkischen Region. "Dass wir gemeinsam eine Lesung halten, geschieht hier heute auch zum ersten Mal", stellen die beiden erstaunt fest.

"Zeit", sinniert Pfarrerin Ingrid Koschnitzke, "Zeit war eines der häufigsten Worte der letzten Wochen.

Viele Menschen fragten: Warum geht ihr? Darauf gibt es nur eine Antwort: Wir waren schon so lange hier", versucht es die Pfarrerin auf den Punkt zu bringen.

Ein Ausflug in die griechische Mythologie soll helfen, die Wege des Lebens zu verstehen. Chronos, der Gott der Zeit, stellt die Merkmale des Begrenztseins in den Vordergrund. "Unbarmherzig läuft die Zeit ab", sagt die energische und warmherzige Frau. "Was haben wir alles gemeinsam in den 15 Jahren in der Gemeinde erlebt? Was haben wir auch durchgestanden?", resümiert sie vor der Gemeinde. "Viel Alltagsgeschehen und besondere Erlebnisse wie Taufe, Konfirmation, Hochzeit, aber auch Trauer, Tod und Abschied gehören zu unserem Beruf, zu unserer Berufung."

Kairos, ein anderer griechischer Gott der zeitlichen Dimension, steht für den günstigen Augenblick einer Entscheidung. "Qualität ist ein wichtiges Merkmal des Lebens. Kairos steht auch für das, was jeder einzelnen aus seinem Leben machen kann. Er wird dargestellt als der kleine Gott mit den wieselflinken Beinen und Flügeln. Sein Schopf ist auffallend und an wem er vorbei läuft, der soll ihn beim Schopfe packen", erklärt die Theologin. Eine Aufforderung, die zu dem sinnbildlichen Satz geführt hat, die Gelegenheit beim Schopf zu packen.
Genau das musste das Pfarrers-Ehepaar eben tun, als sich ihnen die Gelegenheit bot, ins oberpfälzische Regensburg zu wechseln. Die evangelische Kirchenordnung sieht einen Wechsel der Pfarramtsstelle nach durchschnittlich 15 Jahren vor.

Pfarrer Thomas Koschnitzke sieht die Aufgabe durchaus auch in der Nachfolg Jesu, der im vorgetragenen Markus-Evangelium auszieht, um Fische zu fangen. "Wir wissen nicht, was uns in Regensburg an großen und kleinen Fischen erwartet, aber wir ziehen aus", weiß er. Die Gemeinde stimmt an zum bekannten Lied "Geh aus mein Herz und suche Freud".

"Gesegnete Zeit"

"Für uns war es eine gesegnete Zeit", stellen beide fest und versuchen, den Blick nach vorn zu richten. Auch Dekan Peter Huschke empfiehlt: "Besser als weinen ist es, den lieben Gott zu loben und darum lasst uns das jetzt mit dem Gloria tun."

Die Beliebtheit des scheidenen Paares wird in den Abschieds- und Dankesworten oder Gesten wie dem Abraham-Lied der Kinder deutlich. Dekan Huschke muss es mehr als einmal in Anlehnung an den Evangelisten Markus sagen: "Die Zeit ist erfüllt."

Dank formuliert er für die vielfältigen Dienste in der Arbeit vor Ort, aber auch in der Übernahme vieler Vakanzen und sogar in der stellvertretenden Dekanstelle durch Thomas Koschnitzke.

Landrat Eberhard Irlinger, ein gebürtiger Regensburger, wünscht dem Pfarrer: "Ihren feinsinnigen Humor müssen Sie in Regensburg öfter anwenden - die Oberpfälzer brauchen das."

Bürgermeister Joachim Wersal würdigt die Verdienste des Paares für den Siedlungsschwerpunkt Hemhofen-Röttenbach und sieht viele Spuren, die die beiden vor Ort zurück lassen.

"Bildung evangelisch" wird den Initiator Thomas Koschnitzke sehr vermissen, denn er übernahm diesen Part in der Region als es vieles zu erneuern galt. Bildung evangelisch hieß für Koschnitzke irgendwie auch "Bildung E", denn er war zuständig für Bildung evangelisch in Erlangen und in Europa.

Amtskollege Pfarrer Joan Vinyeta-Punti von der katholischen Seite konnte aus seiner eigenen Geschichte bei den Erfahrungen von Abschied gut mitfühlen, aber eben auch heitere Anekdoten zum Besten geben. "Unser Glauben verbindet uns. Danke für die gute Zusammenarbeit. Ökumene ist unsere Stärke. Abschied tut weh, doch blickt nach vorn." Vertreter der Schulen von Röttenbach über Hemhofen bis nach Heroldsbach sprachen Dank für die gute Qualität der Arbeit und für den herzlichen Umgang aus.

Pfarrerin Koschnitzke berichtete über den anrührenden Abschied in der Grundschule Hemhofen, die ihr mit der Hymne des Musicals "Vierfarbenland" sogleich die Tränen in die Augen trieben. Am Ende fragte mich eine Schülerin: "Bist du in Regensburg auch wieder Pfarrerin?" Auf mein "Ja", dachte sie einen kurzen Moment nach und meinte dann: "Hobby bleibt Hobby!"