Peta erstattet Anzeige nach dem Großbrand in Beutelsdorf
Autor: Michael Busch
Beutelsdorf, Freitag, 16. Oktober 2015
Die Tierschutzorganisation Peta hat Strafanzeige gegen den Beutelsdorfer Landwirt gestellt, dessen Stall am Anfang der Woche abgebrannt ist. Die Vorwürfe sind haltlos, meinen hingegen Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes.
"Wir machen das immer so!" Lisa Wittmann redet nicht lange um den heißen Brei herum. "Wir bekommen durch die Presse mit, ob und wo wieder einmal ein Tierstall abgebrannt ist und dann erstatten wir von der Tierrechtsorganisation Peta in der Folge Anzeige!"
So geschehen auch bei dem Brand in Beutelsdorf am Anfang der Woche. 70 Schweine verloren dabei ihr Leben. Peta Deutschland hat nun bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth Strafanzeige gegen den Betreiber der Stallanlage gestellt. Der Vorwurf: Durch unzureichende Brandschutzmaßnahmen wurde möglicherweise billigend in Kauf genommen, dass die Schweine bei einem Feuer qualvoll ersticken oder bei vollem Bewusstsein verbrennen."
Lisa Wittmann, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei "Peta Deutschland" hat weder Beutelsdorf noch die Stallanlagen je gesehen. Von Stuttgart aus bestätigt sie telefonisch, dass auch keine ihrer Mitstreiter in der Organisation je einen Blick auf den ausgebrannten Stall geworfen haben.
Unseriöse Feststellung
Wittmann rechtfertigt das Tun: "Jedes Tier, das bei einem Brand im Stall stirbt, wurde grob fahrlässig getötet." Der Brandschutz werde bei vielen Tierställen nicht ernst genommen. Dass es sich bei dem Informationsschreiben an die Presse über den Strafantrag um ein Standardschreiben handelt, lässt sich aus Sätzen schließen, wie "Wenn tausende Tiere in einem Stall eingesperrt sind, ist es schlicht unmöglich, Soforthilfe zu leisten - dieses Risiko wird billigend in Kauf genommen." In Beutelsdorf waren keine 200 Tiere in mehreren Ställen untergebracht.Für Robert Ort, Kreisobmann vom Bayerischen Bauernverband ein Unding. "Das ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der schon genug geschädigten Familie, sondern auch eine Respektlosigkeit gegenüber allen freiwilligen Helfern aus der Dorfgemeinschaft und der Feuerwehr, die unter Gefahren selbstlos bei der Löschung des Brandes und der Rettung von mehr als hundert Schweinen angepackt haben", kritisierte der Kreisobmann. "Wie kann sich Peta ohne Sach- und Ortskenntnis über den Stall, den Tierbestand und die technische Ausrüstung ein Urteil über einen landwirtschaftlichen Betrieb bilden?", empört sich Ort, der selbst Landwirt ist.
Zu den Erfolgsaussichten vor Gericht gibt Wittmann zu, dass diese gering sind. Bei vergleichbaren Fällen sei nie zu Gunsten des Anliegens von Peta entschieden worden. Dafür gebe es letztlich aber einen einfachen Grund: Es gibt keine Brandschutzverordnung für Ställe, die gesetzliche Grundlage fehlt also. Aber in der Regel gebe es umfangreiche Brandschutzkonzepte, die bereits Teil einer jeden Baugenehmigung sind. Der Brandschutz in Ställen, so Experten aus dem Bauernverband, sei ein ganz wichtiger Bereich, der sehr ernst genommen würde, aber ein Unglück lasse sich nun mal nicht immer vermeiden.
Zynischer Dank?
Der Vorsitzende des Kreisverbandes Gütersloh, Arnold Weßling, brachte es nach einem ähnlich gelagerten Fall in Harsewinkel (NRW) auf den Punkt: "Peta nutzt die Unglücke, die den Bauernfamilien bei einem Brand auf ihrem Betrieb widerfahren, offenbar systematisch aus, um eigene Ziele zu verfolgen."Und tatsächlich: Die Recherche ergibt, dass der Brief wortgleich, immer verbunden mit der Anzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft, an die Medien im Umfeld des stattgefundenen Unglücks ging. Ebenfalls in jedem Brief ein besonderer Dank: "Peta dankt den am Einsatz beteiligten Mitarbeitern der Feuerwehr sowie allen Helfern, die sich für die Rettung der Tiere eingesetzt haben."