Pandemie verstärkt die Not in Indien
Autor: Richard Sänger
Weisendorf, Mittwoch, 18. November 2020
Der Weisendorfer Rewe-Markt unterstützt mit einer Spendenaktion die Bemühungen des Zubza-Teams, Kindern im Nagaland zu helfen.
Armut, eine hohe Bevölkerungsdichte und eine schlechte Gesundheitsversorgung begünstigen die Ausbreitung des Coronavirus in Indien. Zudem wird von einer hohen Dunkelziffer an Infektionen ausgegangen, da nicht genügend Tests durchgeführt werden können. Auch der Zugang zu Wasser und Hygieneartikeln ist in Indien meistens nicht gewährleistet. Die meisten Menschen müssen arbeiten, um ihre Familien ernähren und überleben zu können.
Von der Pandemie blieb auch Zubza im Nagaland nicht verschont, und die Partnerschule der Weisendorfer Zubzas in Peducha wurde mit voller Wucht getroffen. Das Problem blieb in Weisendorf nicht ungehört, und das Ehepaar Kerstin und Matthias Zwingel vom gleichnamigen Rewe-Markt in Weisendorf ruft unter dem Motto "Spende dein Pfand! Jeder Cent hilft den Familien im Nagaland", zur Unterstützung auf. Die Kunden können bis zum 31. Dezember den Leergut-Bon für das bekannte Hilfsprojekt "Zubza - Hand in Hand fürs Nagaland" spenden.
Wie Zubza-Sprecher Ernst Klimek erzählt, wurde er vom Rektor und Pfarrer Joseph Nellisseril informiert, dass sich das schon bisher karge Leben der Familien in der Corona-Zeit im Nagaland noch mehr verschlechtert habe. Die Menschen wurden völlig unvorbereitet von Corona betroffen. Bereits am 17. März sprach die indische Regierung eine allgemeine Sperre aus. Die Dorfleitung von Zubza hat dazu ein "Komitee Covid-19" eingerichtet und strenge Vorschriften erlassen. Den Menschen, von denen bisher schon viele "von der Hand in den Mund" lebten, fehlt jetzt jegliches kleines Einkommen. Dies bedeutet: keine Arbeit, kein Geld, kein Essen. Besonders hart trifft es die Kinder.
Seit Ende September dürfen die Schüler der Klassen 9 bis 12 mit Erlaubnis der Eltern wieder die Don-Bosco-Schule aufsuchen, um schwierige Lerninhalte vermittelt zu bekommen. Denn die Salesianer lehnen sich an die Vorgaben des staatlichen Schulsystems an und die Lehrkräfte der Don-Bosco-Partner-Schule versuchen zudem, möglichst viele Schüler über Whatsapp mit Unterrichtsstoff zu versorgen - natürlich ohne Computerausstattung, denn in den abseits gelegenen Gebieten gibt es kein Netzwerk. Damit können viele junge Menschen gar nicht am Unterricht teilnehmen.
Halbes Gehalt für die Lehrer
Aufgrund fehlender Einkommensmöglichkeiten konnten nur rund 40 Prozent der Familien die Schulgebühren für dieses Jahr bezahlen. Viele Familien bitten deshalb um einen Erlass des Schulgeldes. Mit dem, was die Schule hat und mit dem Partnerschaftsgeld sowie den Stipendien konnten den Lehrern zumindest das halbe Gehalt von etwa 50 bis 60 Euro bezahlt werden. Mehr kann die Schule allerdings nicht leisten und blickt mit großer Sorge in die Zukunft, denn niemand könne vorhersagen, wie lange diese schwierige Situation noch anhält.
Mit Unterstützung der Zubzas aus Weisendorf und Herzogenaurach könnten wenigstens weiterhin halbe Gehälter bezahlt und den armen Familien Zugeständnisse gemacht werden, um sie bei den finanziellen Schwierigkeiten etwas zu entlasten.
Die Don-Bosco-Schulen sind private Institutionen und müssen sich durch die Gebühren selbst tragen. Die Lehrergehälter liegen unter dem Niveau der staatlichen Schulen, aber auf Grund der Armut könne den meisten Familien keine Erhöhung zugemutet werden, so die Aussage der Salesianer. Die Don Bosco Higher Secondary School in Sechü-Zubza wird derzeit von rund 670 Kindern besucht. In Peducha werden 150 Kinder der Klassen 1 bis 5 unterrichtet, die dann in die Schule nach Sechü-Zubza wechseln, wo sich auf ein Studium vorbereiten können.
Die Möglichkeit, mit kleinen Beträgen Gutes zu tun, hätten die Rewe-Kunden vom ersten Tag an angenommen, freut sich Matthias Zwingel. In den nächsten Tagen werden zudem die Firmen und Institutionen in Weisendorf vom Zubza-Team in einem Brief um Spenden für die außerordentliche Notlage gebeten.