Obst in Uehlfeld: Wer bietet mehr?
Autor: Karina Brock
Uehlfeld, Freitag, 04. Sept. 2020
In Uehlfeld ist es schöne Tradition, dass das gemeindeeigene Obst an den Meistbietenden verkauft wird. Wichtig ist, dass nichts verkommt.
Knapp 20 Leute haben sich vor dem Uehlfelder Rathaus eingefunden. Alle warten auf Elke März-Fährmann. Die Gemeindegärtnerin hat nämlich zur Obstversteigerung gerufen.
Kurz erklärt sie die Regeln: "Wir sind im Freien, es besteht also keine Maskenpflicht. Aber bitte haltet Abstand - und Schlägereien wollen wir auch nicht", meint sie schmunzelnd. Sie erläutert kurz, dass es viel Obst gibt in diesem Jahr, sich die Käufer also auf reichen Ertrag einstellen können - aber auch auf entsprechend viel Arbeit. Denn Das Obst, das ersteigert wird, hängt noch an den Bäumen. Jeder Käufer erwirbt sich mit dem Recht zur Ernte auch Pflichten: "Bitte alles abräumen, nichts hängen lassen und unter den Bäumen aufräumen", so die Vollblut-Gärtnerin. Alles, was die Leute nicht mitnehmen wollen - weil verfault zum Beispiel - soll entsorgt oder zumindest auf einen Haufen geworfen werden. "Dann kann ich es wegräumen."
Weil die Arbeit so also mitverkauft wird, gehen die Bäume für sehr kleine Beträge weg. Zwischen einem und fünf Euro liegt der Kaufpreis pro Apfel-, Birn- oder Zwetschgenbaum in der Regel, je nach Sorte, Ertrag, Begehrtheit. Gekauft wird aber nicht bevor März-Fährmann die Vorzüge der Sorten dargelegt hat: besonders süß, gut zum Kuchen backen, lange lagerfähig und so weiter. Dann wird geboten - der Meistbietende bekommt den Zuschlag. Gezahlt wird sofort und in bar. Dann geht es weiter zum nächsten Baum. So werden innerhalb von knapp zwei Stunden alle gemeindeeigenen Bäume abgeklappert.
"Und dann sollten die Leute auch bald aktiv werden", rät die Gärtnerin. Denn immer wieder kommen Unbekannte den Käufern zuvor und stehlen das Obst. "Das ist eine Unverschämtheit. Zumal der Dreck unter den Bäumen natürlich liegenbleibt", ärgert sie sich. Jeder könne doch bei der Versteigerung mitmachen. Drei Euro für einen Baum voller Früchte sei ja wirklich nicht zu viel. "Oder man kann zumindest fragen!" Es gehe bei der ganzen Veranstaltung ja nicht ums Geld. "Wir sind froh, wenn es jedes Jahr für eine Nachpflanzung reicht", so März-Fährmann, die in Uehlfeld ihre Berufung gefunden hat. "Ich wohne in Oberreichenbach, aber meine Arbeit hier ist eine Herzensangelegenheit. Uehlfeld ist meine zweite Heimat geworden." Seit zehn Jahren ist sie nun Gemeindegärtnerin - und sie hat noch immer alle Bäume an den Mann gebracht.
Wobei: Einige werden von vorne herein links liegen gelassen. Ein Baum mit ganz kleinen, gelben Birnen zum Beispiel. "Mostbirnen", erklärt einer, der schon seit Jahrzehnten die Versteigerungstour mitmacht. "Früher haben sich die Leute darum gestritten, sich hochgeboten auf 10, 12 Euro." Heute wolle das Obst keiner mehr haben. "Dabei sind die wunderbar für Most oder Schnaps."
Das war aber vor März-Fährmanns Zeit. Dafür hält dieser Herbst ein Highlight für die Gärtnerin bereit: Ein fast schon überladener Boskop mit schönen großen Früchten geht für 8 Euro weg. "Das hab' ich noch nie erlebt!", freut sie sich und streicht den Kaufpreis ein. Fröhlich plaudernd geht die zieht die Trupp weiter. Bis auch noch der letzte Apfel seinen Liebhaber gefunden hat.