Nussel mit Ergebnis zufrieden
Autor: Richard Sänger
Burgstall, Montag, 15. Oktober 2018
Der Herzogenauracher CSU-Politiker verteidigte sein Direktmandat. Auf der Wahlparty in Burgstall äußerten viele Gäste ihren Unmut über Parteichef Horst Seehofer.
Nach der Anspannung folgte Aufatmen und Erleichterung als feststand, dass der CSU-Politiker Walter Nussel erfolgreich sein Direktmandat bei der Landtagswahl verteidigen konnte. Während Walter Nussel im Landratsamt die Hochrechnungen verfolgte, versammelten sich auf dem Anwesen der Familie Nussel in Burgstall zahlreiche CSU-Mitglieder und Weggefährten, darunter auch einige Bürgermeister aus dem Landkreis, um in der Halle die Hochrechnungen zu verfolgen.
Bis zum Eintreffen des wiedergewählten CSU-Landtagsabgeordneten wurde an den Tischen vor und in der Halle bei Bratwürsten, Schnittchen und Getränken viel über das schlechte Abschneiden der CSU und SPD diskutiert. Während sich der Verlust einer absoluten Mehrheit, auch nach den Umfragen mehr und mehr abzeichnete, wurde in Burgstall nach den Gründen gesucht. An den Tischen rückten sehr schnell Horst Seehofer und Kanzlerin Angela Merkel ins Visier. Aber auch Markus Söder, der in der Flüchtlingspolitik der letzten Wochen nicht gerade die beste Figur abgab, wurde kritisiert.
"Es kann doch nicht sein, dass integrierte Flüchtlinge oder Familien abgeschoben werden, die eine Arbeit haben oder denen eine Ausbildungsstelle zugesagt wurde, einfach abgeschoben werden und Straftäter, die scheinbar alle Lücken des Gesetzes kennen, hierbleiben dürfen", schimpfte ein CSU-Bürgermeister. Nach seiner Meinung war es auch ein Fehler, die Kanzlerin nicht zu Kundgebungen einzuladen und stattdessen den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz von der ÖVP auftreten zu lassen.
Kritik auch an Andreas Scheuer
Ein Herzogenauracher Unternehmer kritisierte, dass die CSU im Wahlkampf zu wenig auf Sachthemen gesetzt habe und bei der Integrations- und Flüchtlingsdebatte einen Schlingerkurs gefahren habe. Das habe die Partei aber in der Hauptsache dem Innenminister Seehofer zu verdanken, "der hat uns mehr geschadet als genützt". In den Diskussionen klang immer wieder durch, dass sich Horst Seehofer an Markus Söder rächen wollte und ihm einen Erfolg nicht gönne. Am nächsten Tisch ging es um die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen und um die sehr fragwürdige Rolle des Verkehrsministers Andreas Scheuer, "der ist so überflüssig wie ein Kropf", meinte Katrin Maier und forderte mehr Härte gegenüber der Autoindustrie.
Die Themen waren breit gestreut, schließlich blieben nahezu drei Stunden bis zum Eintreffen von Walter Nussel, der dann mit Beifall und Blumen empfangen wurde. Er bedankte sich bei den Unterstützern für einen engagierten Wahlkampf und bei den Wählern.
Insgesamt zeigte er sich mit seinem Ergebnis zufrieden, schließlich war es bei dieser Wahl nicht so einfach, ein Direktmandat zu erringen und in der Fraktion müsse auch über Personalien geredet werden. So habe sich das Ergebnis der CSU bayernweit abgezeichnet und als einen möglichen Grund sieht Nussel darin, dass zu wenig über Sachthemen gesprochen worden sei. "Die Gründe müssen jetzt aufgearbeitet werden, denn auch Berlin habe eine Rolle gespielt", erklärte Nussel.