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Norbert Neugirg: der etwas andere Laudator


Autor: Redaktion

Herzogenaurach, Montag, 05. März 2018

Norbert Neugirg und seine Altneuhauser Feuerwehrkapelle brachten der Herzogenauracher Feuerwehr zum 150. Jubiläum ein ganz besonderes Ständchen.
Eine gelungene Überraschung: Laudator Norbert Neugirg mit seiner berühmten Feuerwehrkapelle aus Neuhaus.  Foto: Richard Sänger


Lange und viel wurde gerätselt und spekuliert bei den Gästen am Festabend der Feuerwehr im großen Puma-Konferenzzentrum: Wer ist der Laudator bei der Feier zum 150-jährigen Bestehen? Und dann gelang den Verantwortlichen vom Festkomitee die sensationelle Überraschung: Pünktlich, wie der Zeitplan es vorsah, marschierte als Überraschungsgast die "Altneihauser Feierwehrkapell´n" ein.

Man kann es vorwegnehmen, origineller und witziger hätte es kein noch so sprachlich gewandter Redner verstanden, als das zu präsentieren, was dem Chef der Feierwehrkapell`n in dem 45 minütigen Feuerwerk an geschickten Reimen, provozierenden Sprüchen und bewussten Bosheiten eingefallen ist.

Norbert Neugirg, der "Erfinder" und Chef der "Kapell´n" aus der "dunklen Oberpfalz" (Landkreis NEW) ist mit seiner "Bande" seit 2007 beim Fränkischen Fasching in Veitshöchheim eine feste Größe in Sachen Humor und Spott. Nur zu gern nimmt er uns Franken aufs Korn. Und da kommen seine Späße knallhart: "Volles Rohr spieln wir im Saal - sind die Gäste auch banal....!"

Fränkische Feuerwehrler und "Fosernächter" können über solche Reime lachen - erst recht, wenn sich die neun Musiker selbst auf die Schippe nehmen: "...Ich bin der Kommandant und wir sind hier erschienen, obwohl die Gäste Besseres verdienen."

Und immer wieder bringt Neugirg seine Nadelstiche an. Mit seinen Musikern sei er die bayerische Antwort auf Helene Fischer. Damit das Lokalkolorit nicht zu kurz kam, hatte ihn die hiesige "Feuerwache" mit besten Informationen über die örtlichen Besonderheiten gefüttert.

Der oberpfälzische Feuerwehrchef, der sich und die Seinen auch selbst anprangerte: "Meine Kapelle altert nicht, weil sie schon immer alt ausgesehen hat", war bestens informiert über die Stadtteilwehren von Hammerbach bis Burgstall. Und mit Blick auf einen keineswegs roten Landtagsabgeordneten mit geröteten Wangen aus den Reihen der geladenen Gäste musste dieser den Spott des oberpfälzischen Feuerwehrhäuptlings ertragen.


Milchauto schneller als Internet

Neugirg (eigentlich gar nicht "neugierg") erfuhr von der dortigen" Kuhdorf- Wehr" (Original-Zitat Neugirg) und der angeblich miserablen Internet- Anbindung im südlichen Ortsteil. Laut Neugirgs Info ist in Burgstall die Internetverbindung so schlecht und langsam, dass die Bewohner E-mails vom Bildschirm abschreiben und im Briefumschlag tags drauf mit dem Milchauto in die Stadt respektive an die FFW schicken müssen.

Die Altneihauser wussten von Kreisbrandrat Roccas Episoden mit seinem mittels einer Pumpe angetriebenem Tauchfahrzeug und seinen Abenteuern auf den heimischen Weihern. Karlheinz Schalk, viele Jahre oberster Feuerwehrler im Kreis und auf höherer bayerischer Ebene, hat der Kapelle um Neugirg allen Respekt abverlangt, denn er war "einer von den alten Hasen, die haben Dachstuhlbrände selbst noch ausgeblasen!" Und auch die Episode, als Schalk einst mit einem Taschentuch vor dem Mund einen Brand gelöscht hatte, bevor ein Trupp mit Atemschutzgeräten einsatzfähig war, trug zur gelösten Stimmung im Saal bei.

Fehlen durfte auch nicht der Seitenhieb gegen jenen Einsatzfahrer, der den Brand im Mohrhofgebiet nicht gefunden hatte, obwohl der Feuerschein meilenweit zu sehen war. Er bekam den Hinweis: "Fahrzeuglenker sind nicht die schärfsten Denker" und der Wehr wurde empfohlen "den Weg zum Brandherd zu bebildern und schon fünf Tage vor dem Feuer auszuschildern!"

Auch der Spielmannszug der FFW kam nicht ungeschoren davon. "Wenn man zu den Faschingsumzügen nach Wiesbaden oder Mainz fährt, dann ist der Alkoholvorrat im Bus bis Frauenaurach schon halb geleert; kein Wunder, wenn die Mitgliederstärke schwindet, weil man keinen Nachwuchs findet".

Schließlich wusste Neugirg auch über das Lieblingsgetränk der hiesigen Feuerwehr zu reimen: "Heller Bier im Fall des Falles, zersetzt im Feuerwehrmann fast alles!"

Die anwesenden Wolfsberger Feuerwehrfreunde begrüßte der Kapellmeister als "Gäste aus Randslowenien, also aus dem Hinterteil Österreichs". Er empfahl ihnen, sich mit Franken zusammenzuschließen: "In Wolfsberg wär´ die Freude groß und Bayern wär´ die Franken los!". Ja, so ist er der Neugirg - ein paar Seitenhiebe auf uns Franken müssen schon sein.

Lustig und launig war´s mit Neugirg, der dann beim Abgang seiner Kapelle in ihren alten Uniformen einen letzten Rat an die örtliche Wehr von sich gab: "Liebe Herzogenauracher Feuerwehrler bleibt strebsam, sonst seht ihr einst so aus wie die FFW aus Altneuhaus!"

Klaus-Peter Gäbelein