Druckartikel: "Nicht alles so ernst nehmen!"

"Nicht alles so ernst nehmen!"


Autor: Karina Brock

Höchstadt a. d. Aisch, Sonntag, 17. Februar 2019

Axel "Atze" Bauer ist bekannt als der Höchstadter Liederchaot - ein Gespräch über Humor.
Humor und Atze Bauer - das gehört einfach zusammen.  Fotos: Karina Brock


Seit rund 30 Jahren ist der Höchstadter Atze Bauer im Musik- und Comedygeschäft. Er muss zwar nicht davon leben, verdient aber durchaus Geld mit dem Lustigsein. Was bedeutet für ihn Humor? Und wo sind für ihn die Grenzen guten Humors? Diese und andere Fragen beantwortet er im Interview.

Was ist Humor?

Atze Bauer: Oh je! Was für eine Frage. Im Grunde alles, was zum Lachen bringt - vom Cartoon oder der Karikatur über einen Witz bis zu einer Geschichte. Humor ist auch, alltägliche Situationen mit einem Augenzwinkern zu bewältigen. Es passiert doch jeden Tag irgendein Mist. Da kann man sich drüber ärgern oder man kann lachend darüber hinweggehen. Das hat auch mit Humor zu tun.

Und über was kannst du herzlich lachen?

Am genialsten sind wirklich die alltäglichen Dinge. Wenn ein Missgeschick passiert zum Beispiel - da spielt natürlich auch ein bisschen Schadenfreude mit. Aber auch Selbstironie, dass man über sich selbst lachen kann. Das ist ohnehin wichtig im Alltag, finde ich. Natürlich gibt es auch tolle Komiker, über die ich lachen kann. Stan Laurel und Ollie Hardy zum Beispiel. Die alten Schwarz-Weiß-Filme sind einfach Klassiker und urkomisch. In den Comedians und der Komik von heute steckt da noch viel drin, man denke nur an Dieter Hallervordens Grimassen! Ich liebe aber auch die Kleinkunstszene hier bei uns, die Lach-Nacht-Liga. Es ist erstaunlich, was für kreative Ideen da am Start sind, die man vom Fernsehen so gar nicht kennt. Da gibt es eine riesige Bandbreite.

Kannst du auch über dich als Komiker lachen?

Auf der Bühne? Naja, eher weniger. Höchstens auch wieder, wenn was schief geht und man improvisieren muss, aus einer Situationskomik heraus. Dann ja. Aber Pointen funktionieren ja meistens durch den Überraschungseffekt. Und ich kenne die ja schon - es ist ein bisschen schwer, sich selbst zu überraschen (lacht).

Wie ist das eigentlich mit dem Humor als Beruf? Kann man auf Knopfdruck lustig sein?

Da gibt es viele verschiedene Ansätze. Bei mir ist es Typensache, ich setze mich nicht hin und schreibe Gags. Bei mir entstehen Nummern oft aus Improvisationen, die gut funktioniert haben. Außerdem habe ich schon immer gerne Musik mit Humor kombiniert, war in einer früheren Band so eine Art "Klassenclown". Das hat sich dann weiterentwickelt über eine Comedy-Rockband, bis ich irgendwann als Solokünstler aufgetreten bin. Mein Programm besteht eigentlich nur darin, die Welt so zu beschreiben, wie ich sie sehe - eben mit viel Humor. Man darf alles nicht so ernst nehmen! Im Moment probiere ich aber auch eine neue Herangehens-weise aus: Mein Kollege Jörg Kaiser und ich coachen uns gegenseitig, wir geben uns Aufgaben. Das ist sehr spannend, weil man was liefern muss, egal ob einem das Thema vorher schon einmal in den Sinn gekommen ist oder nicht. Manchmal kommt Schrott dabei raus, manchmal super Sachen. Wir machen inzwischen auch kleine Videoclips und das gemeinsame Bühnenprojekt "Der Kaiser und der Bauer" ist daraus entstanden.

Aber nicht nur du veränderst dich. Du bist ja schon einige Jahre im Geschäft - wie hat sich die Comedy-Landschaft insgesamt verändert?

Es fällt auf, dass in den vergangenen Jahren ein paar Superhypes um bestimmte Personen entstanden sind und dass der Nachwuchs direkt ins Stand-Up einsteigt. Quasi als Berufswunsch: "Ich will als Komiker berühmt werden." Das gab es so früher nicht. Die meisten waren Quereinsteiger oder sind zufällig reingerutscht. Außerdem ist das Internet inzwischen viel wichtiger geworden: Ich habe nie viel von Youtube-Videos gehalten. Bis ich gemerkt habe, dass das gut ankommt und dass die jungen Leute das auch haben wollen. Es ist also wichtig, sich von der neuen Generation auch mal was abzuschauen - außerdem macht es tierisch Spaß (grinst).

Gerade im Internet werden die Grenzen des guten Geschmacks jedoch oft überschritten. Wo sind für dich die Grenzen?

Ich persönlich möchte auf der Bühne nicht beleidigen und bleibe auch ganz gern über der Gürtellinie. Die große Provokation passt nicht wirklich zu mir. Trotzdem schaue ich mir auch ganz gerne "harte" Comedians oder Kabarettisten an. Wenn es aber nur um die Grenzüberschreitung ohne Sinn und Verstand geht, wie zum Beispiel bei Faisal Kawusi über Motsi Mambuse, finde ich das voll daneben. Es muss nicht mit Gewalt jeder Gag gemacht werden.

Du kommst immer gut gelaunt rüber - klar, gehört zum Beruf. Aber ist Atze Bauer auch mal schlecht drauf?

Klar hat man das mal. Das gehört dazu und da kann man auch gar nicht so viel dagegen machen. Wenn mich wirklich mal etwas belastet, stelle ich mir das Worst-Case-Szenario vor. Dabei merkt man, dass es so wild in der Regel doch nicht ist. Man muss sich klar machen, dass Kleinigkeiten, die einen runterziehen, ja nicht existenzbedrohend sind.

Und wenn du trotz schlechter Laune auf die Bühne musst?

Das geht dann von alleine weg, sobald es los geht. Das macht mir so viel Spaß, dass alle schlechte Laune verfliegt und man den sch... Tag vergisst, den man vorher vielleicht hatte. Oft sind das sogar die besten Auftritte, weil es bei mir ja meistens darum geht, was alles schief läuft. Das kommt dann oft authentischer rüber und wird sogar noch lustiger. Das Schöne: Ich kann mir von der guten Bühnenlaune was mit rüberretten und gehe viel besser gelaunt runter, als ich rauf bin.

Ist es das, was Humor ausmacht?

Ja, ich denke schon. Humor kann helfen, wenn der Tag schlecht gelaufen ist. Manchmal hilft auch einfach Lächeln. Trotz schlechter Laune. Lächeln und Lachen sind echte Stimmungsaufheller. Das gibt dem Hirn offenbar die Rückmeldung, dass man gut drauf ist, auch wenn es eigentlich gar nicht stimmt. Das funktioniert wirklich! Und ist doch auch schon wieder lustig, dass man sich selbst so verarschen kann... Das Gespräch führte Karina Brock.