Neues Landratsamt für Höchstadt?
Autor: Karina Brock
Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 14. Dezember 2020
Geradezu gefährlich scheint es zu sein, in der Höchstadter Dienstelle des Landkreises zu arbeiten. Zukunftsträchtig scheint nur ein Neubau.
Nach Erlangen ist jetzt Höchstadt dran: Die Außenstelle des Landratsamtes soll einen Neubau bekommen - vielleicht nicht so prestigeträchtig, wie das kleeblattförmige Hauptgebäude in der Erlanger Nägelsbachstraße. Aber "modern und funktional" soll es sein, so Landrat Alexander Tritthart (CSU) in der gestrigen Kreisausschusssitzung.
Bereits als der Kreistag im Jahr 2008 den Neubau in Erlangen beschloss, legte man den Erhalt des Standortes Höchstadt fest. Nun muss der Kreisausschuss dem Kreistag eine Empfehlung für eine Ertüchtigung dieser in die Jahre gekommenen Dienststelle aussprechen.
In der Ferienausschusssitzung im April dieses Jahres wurden bereits dringend notwendige Verbesserungen beschlossen. "Es geht dabei um Sachen wie Brandschutz und die Elektrik aus den 1960er Jahren", so Tritthart. Das sei zur Aufrechterhaltung des Betriebs nötig. Allein dafür schlagen 600 000 Euro zu Buche. Alles darüber hinaus Gehende macht offenbar wenig Sinn, wenn man die eindrucksvolle Gegenüberstellung der Bermüller und Niemeyer Architekturwerkstatt GmbH gesehen hat. Dieses bislang noch nie in Belange des Landkreises Erlangen-Höchstadt involvierte Planungsbüro aus Nürnberg wurde extra mit einem Vergleich von Sanierung und Neubau beauftragt. "Ganz unvoreingenommen", so Tritthart. Denn es stehe nicht fest, dass dieses Büro auch für einen möglichen Neubau beauftragt würde.
Neubau versus Sanierung
Sophie Bermüller persönlich stellte die Gegenüberstellung vor: "Wir waren vor Ort und haben uns wirklich jeden einzelnen Raum angeschaut und bewertet." Dabei wurden gravierende Mängel festgestellt von bröckelndem Putz und Stockflecken über schlechte Arbeitsplatzbeleuchtung und zu wenig Stauraum bis zu verstellten oder verbauten Rettungswegen, keinerlei Barrierefreiheit und Elektroinstallationen ohne Schutzschalter. Und das waren nur einige von vielen Baustellen, die die Architektin auflistete.
Nach einer fachgerechten Sanierung von Schloss - also dem Teil, der dem Landkreis gehört - Zwischenbau und Verwaltungsbau würden zudem nur etwa 95 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Derzeit sind in der Dienststelle jedoch 132 Arbeitsplätze angesiedelt sowie zehn weitere ausgelagert. Für die fehlenden Arbeitsplätze müsste dann ohnnehin ein Neubau her oder weitere Räume angemietet werden. Summa summarum würden all diese Maßnahmen auf rund 10,23 Millionen Euro kommen. "Und dann wären wir bei Dingen wie Barrierefreiheit oder Klimaeffizienz trotzdem nicht weiter", ergänzte Tritthart. Er wies zudem darauf hin, dass man in der jetzigen Coronakrise mit der Lüftungsanlage im Erlanger Landratsamt sowie mit der fortschrittlichen EDV enorme Vorteile habe. "Ohne das wären wir derzeit ziemlich am Ende." Manche Dinge seien mit einer so historischen Bausubstanz eben nicht möglich.
Dafür wäre laut Bermüller ein möglicher Neubau im Hinblick auf Zweckmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit, Bürgerfreundlichkeit und ökologische Anforderungen vergleichbar mit dem Amtsgebäude in Erlangen. Hier würden sich die Gesamtkosten auf rund 10,14 Millionen Euro belaufen. Grundstückskosten und Ausstattung sind - wie bei der Sanierung auch - nicht eingerechnet. "Es ist zudem zu bedenken, dass man bei einer Sanierung eine jahrelange Interimslösung bräuchte", warf die Architektin noch mit in die Waagschale.
Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD) fragte, ob man die Sanierung nicht trotz Neubau "an der Backe" hätte, nachdem die Gebäude dem Landkreis schließlich gehörten. "Mein Ziel wäre natürlich, das komplett zu verkaufen", so Tritthart.
Einvernehmliche Empfehlung
Sichtlich froh konnte Tritthart am Ende eine einvernehmliche Empfehlung an den Kreistag notieren, dass der Landkreis "die Errichtung eines neuen Amtsgebäudes" in Höchstadt anstrebe. Die Verwaltung solle weitere Schritte in Sachen Planung und Finanzierung vorbereiten. Außerdem müssen mit der Stadt Höchstadt Gespräche bezüglich eines Grundstücks geführt werden.
Höchstadts Bürgermeister Gerald Brehm (JL) meinte, dass es natürlich wünschenswert wäre, die aktuelle Betriebsstätte - vor allem in Hinblick auf das Schloss - beizubehalten. "Aber ich muss zugeben, dass die Argumente stichhaltig und eindrücklich sind." Er hofft daher, dass er gemeinsam mit dem Landkreis ein möglichst innenstadtnahes Grundstück für einen Neubau finden wird.