Neuer Anbau ergänzt das sanierte Rathaus Pommersfelden
Autor: Evi Seeger
Pommersfelden, Montag, 04. März 2013
Bei der Sanierung des Pommersfeldener Rathauses gingen Umweltschutz und Denkmalschutz Hand in Hand.
Am glücklichsten über die Erweiterung und Sanierung des Pommersfeldener Rathauses sind wohl die Mitarbeiter der Verwaltung: "Um ins Archiv zu kommen, mussten wir früher dem Bürgermeister aufs Dach steigen", sagte Sonja Günl bei der Einweihungsfeier. So befand sich das Archiv im Spitzboden über dessen Büro. Allerdings würden die Mitarbeiter ihre "kleinen Haustiere" (Mäuse in den Schreibtischen) nun vermissen, scherzte Daniela Zeiler. Jedenfalls sei die Verwaltung jetzt "up to date" und die ausgediente Stempeluhr würde nur mehr als Erinnerung an alte Zeiten dienen, in denen man im Winter mit Handschuhen am Schreibtisch arbeitete, weil es durch die Ritzen des Hauses zog.
Ja, gestern wurde das erweitere Rathaus eingeweiht.
Dazu begrüßte Bürgermeister Hans Beck auch Regierungspräsident Wilhelm Wenning, Landrat Günther Denzler, Landtagsabgeordneten Heinrich Rudrof und Bürgermeisterkollegen der Nachbargemeinden. Der noch junge Projektchor der Bürgerstiftung gestaltete die Feier mit lyrischen Liedern wie dem Titelsong "Memory" aus Cats. Die Pfarrer Angelika und Andreas Steinbauer, und Wolfgang Eßel segneten das Haus.
Von der Geschichte des 1752 erbauten Rathauses ausgehend, schwenkte Bürgermeister Beck auf die Bedürfnisse einer modernen Gemeindeverwaltung über. Ein Rathaus sei mehr als ein Repräsentationsbau. Es sei ein Haus der Bürgerschaft und das Herzstück der Gemeinde. In diesem Zusammenhang dankte Beck seinem Vorgänger Erwin Ruhl für seinen "mutigen Schritt": Schließlich hatte er vor 30 Jahren in Pommersfelden eine eigenständige Verwaltung eingerichtet. Mut habe indes auch der amtierende Gemeinderat gezeigt, da neben dem Rathaus die Generalsanierung der Schule, der Neubau einer Sporthalle und die Dorferneuerung den Gemeindehaushalt strapazierten. Wobei es der passende Zeitpunkt gewesen sei, nachdem es im Rahmen des Konjunkturpakets II Fördermittel für die energetische Sanierung von öffentlichen Gebäuden gab.
Als erstes Rathaus im Landkreis
Knapp 206 000 Euro flossen aus jenem Fördertopf für Baukosten von insgesamt 1,4 Millionen. 70 000 Euro kamen von der Oberfrankenstiftung, 17 500 von der Bayerischen Landesstiftung, 5000 Euro aus Mitteln der Denkmalpflege. Ein Grundstückskauf erfolgte genau zur rechten Zeit und ermöglichte eine geothermische Heizungsanlage."Unser Haus ist das erste Rathaus im Landkreis das energiesparend mit Erdwärme geheizt wird", so Beck. Immer mit Blick auf den Denkmalschutz habe man gemeinsam mit dem Architekten Fritz Wiesneth Lösungen gefunden, um Alt und Neu optimal zu verbinden.
Regierungspräsident Wilhelm Wenning sprach von einer Win-Win-Situation, die durch das Konjunkturpaket eingetreten sei: Zum einen habe man Arbeitsplätze gesichert, zum anderen der Umwelt Gutes getan, indem man "alte Schadstoffschleudern" durch moderne Technik ersetzt habe. Das Ergebnis in Pommersfelden sei sehenswert. "In Pommersfelden geht die Post ab. Diese Gemeinde wird zukunftsfähig gestaltet", meinte Landrat Denzler: Straßenausbau, Radweg, Schulsanierung, Kinderkrippe, Turnhalle, Dorferneuerung in allen Ortschaften und DSL-Ausbau - bei so hohen Investitionen dürfe eine Gemeinde auch etwas höhere Schulden haben.
Landtagsabgeordneter Rudrof gratulierte den Verantwortlichen, die "die Gunst der Stunde erkannt" hätten. Ganz besonders freue es ihn, dass bei den Baumaßnahmen heimische Unternehmen zum Zug kamen.
Altbau wurde innen gedämmt
Die Architektur des Gesamtobjektes sei von der Denkmalpflege maßgeblich beeinflusst worden, erläuterte Architekt Wiesneth. So habe man sich bei der Fassadengestaltung des Neubaus auf das Wesentliche beschränken müssen. Eine verglaste Eingangshalle und die auf ihren Ursprung zurück geführte Fassade würden das Haus wieder "als Solitär" wie bei seiner Erbauung erscheinen lassen. Während eine gute Wärmedämmung im Neubau problemlos war, habe man sich wegen der historischen Fassade im Altbau indes für eine Innendämmung entscheiden müssen.
Das neue Rathaus ist barrierefrei. Die Behindertentoilette im Erdgeschoss kann auch von außen öffentlich genutzt werden. Per Leitsystem erhalten Sehbehinderte einen sicheren Zugang.