Netzwerk will Kindern gute Ernährung vermitteln
Autor: Pauline Lindner
Weisendorf, Dienstag, 22. Oktober 2013
Kinder für gesundes Essen zu gewinnen, ist nicht leicht. Deswegen gehen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gezielt auf die Eltern zu - und zunehmend auch auf die Kindertageseinrichtungen.
Fertiggerichte, weil sie so gut im Regal des Supermarkts ausschauen. Süße Snacks, weil die Werbung im Fernsehen so toll ist. Die bekannte Schnitte, weil die "Extraportion Milch" so gesund ist. Und dann noch ein Glas Fruchtsaft wegen der Vitamine. So ungefähr schaut der Lieblingsspeisezettel manches (kleinen) Kindes aus.
Auf der Waage schaut es dann so aus: Knapp drei Prozent der noch nicht schulpflichtigen Kinder haben Adipositas, also krankhaftes Übergewicht. Oder: 17 Prozent der Teenager sind als übergewichtig einzustufen.
Diese Fakten riefen die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) auf den Plan, mittels Multiplikatoren Wissen über ge sun de Ernährung an "das Kind" zu bringen. Ansprechpartner sind dafür vorrangig die Eltern, aber immer mehr auch Kindertageseinrichtungen.
Probieren und nochmal probieren
Theorie ist gut, aber Praxis wirkt nachhaltiger. Deshalb griff Uta Mahl zum "Kochlöffel", genauer zu Messer, Obstkorb und Gemüseplatte. Den Mixer nicht zu vergessen. Während die Seminarteilnehmer im Edith-Stein-Haus sich mit Fachvorträgen auseinander setzten, zauberte sie witzige Segelschiffchen aus Paprika, Käse und einem Salatblatt. Exakt dazu passend, wie die Ernährungswissenschaftlerin Wilma Bröker die Verlockung zum Essen durch Farbe beschrieb.
Die Frage vieler Eltern ist, so Bröker, wie kann ich mein Kind für mehr Obst und Gemüse begeistern? Die Antwort der Expertin ist einfach und eigentlich vorhersehbar: Mit gutem Beispiel vorangehen.
Allerdings genügt das elterliche Vorbild nicht, damit das Kind die jedem Menschen angeborenen Scheu vor unbekannter Nahrung überwindet. "Hier heißt es Geduld haben und Kinder Lebensmittel einige Male probieren zu lassen. Vielleicht klappt's nach dem zehnten Mal", bremste Bröker.Und: Die Vorliebe für Süßes ist dem Menschen und vielen Säugetieren angeboren, wie der Braunbär beweist. Dass diese Erkenntnis der Evolutionsbiologie längst in die Werbestrategien der Nahrungsmittelindustrie eingegangen sind, ist nichts Neues.
Schlaraffenland
Deshalb Süßigkeiten zum Mittel der Belohnung und Bestrafung zu machen, ist nach Bröker falsch. Denn das Verlangen nach etwas, das selten oder rationiert ist, wächst. Was zumindest auch die Fabel über den Bären beweist.
Die Ernährungssituation heute und damit sinnvolle Tipps zur Ernährung unterscheiden sich, so Bröker, sehr deutlich von Ernährungsratschlägen in den 60er Jahren. "Damals kaufte die Hausfrau ein halbes Pfund Butter, das für die ganze Familie eine Woche reichen musste. Damals herrschte noch Mangel, heute haben wir Überfluss und Schlaraffenland."
Aber auch gesundes Schlaraffenland geht, bewies Uta Mahl. Ein Gurkenschlange mit roter Paprikazunge, na, das kommt doch den gebratenenen fliegenden Tauben nahe. Und eine Karottenschnecke gehört ins selbe Reich der Fabel. Aber gerade deshalb kann sie ein Kind verlocken, doch mal herzhaft ins knackige Gemüse zu beißen.
Smoothie selbst gemacht
Mit einem deutlichen Hinweis zum natürlichen Zuckergehalt mixte Mahl - als Zwischenmahlzeit oder Nachtisch - ein Frucht-Smoothie. Ihr kleiner Trick, um Kinder nicht mit zu viel Fruchtsäure zu überfordern: Immer als Basis Banane in den Mixer geben. Dazu dann Äpfel und Kiwi oder dunkle Beeren. Schmeckt herrlich süß, ohne ein Korn Zucker (Sacharose), genügt vollkommen die Geschmacksknospen zu reizen.