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Naturschutz fängt in Röttenbach am Weiher an


Autor: Pauline Lindner

Röttenbach, Dienstag, 05. Januar 2016

Die BN-Ortsgruppe Hemhofen-Röttenbach kümmert sich um Fische und Vögel an einem Gewässer, das man von der Kirchenstiftung gepachtet hat. Außerdem haben die Mitglieder der Seerose zu einem Comeback verholfen.
Die Naturschützer haben in Röttenbach einen Weiher gepachtet. Foto: Pauline Lindner


Kommt man von Nordosten, sieht man Röttenbachs Kirche in einem Kranz von Weihern liegen. Einige sind sogar im Eigentum der Kirchenstiftung, und einen davon hat seit vier Jahren die Ortsgruppe des Bunds Naturschutz gepachtet. "Ihren Weiher", wie alle fühlen. Die Rolle des Teichwirts hat Hubert Amon übernommen. Aber in den Sommermonaten schauen viele Mitglieder vorbei, meist vor den monatlichen Treffen; beim Abfischen und bei sonstigen Arbeiten am Teich sowieso.

Jetzt im Winter fällt der BN-Weiher durch seinen Schilfbestand und Weichholzbüsche auf und dass er auch jetzt bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist. Das ist ein schöner Anblick, nutzt man die gut ausgebauten Fußwege, die die Ortsteile dieseits und jenseits des Röttenbachs miteinander verbinden.

Auch im Kirchenweiher gedeihen "Karpfen pur Natur". Diesen Namen hat die BN-Kreisgruppe ihrem Projekt in den Mohrhofweihern gegeben. Dort schon länger - und jetzt auch in Röttenbach werden nur so viele Karpfen in das Gewässer eingesetzt, wie sich ohne Beifutter ernähren können.


Ungeliebte Blaubandbärblinge

Die Karpfen leben keineswegs allein dort. "Wir setzen auf die Vielfalt der Fischarten", betont Amon und nennt Barsche, Zander und Rotfedern "und zu unserem Leidwesen auch Blaubandbärblinge". Das sind kleine Fremdlinge, die den Karpfen das Futter wegfressen und sogar, wie er beobachtet hat, kleine Karpfen annagen.

Die Geschichte, dass sie einmal aus einem Aquarium ausgesetzt wurden, glaubt Amon nicht. Denn ihm hat ein alter Teichwirt aus Dechsendorf glaubhaft berichtet, dass man die Fischwinzlinge vor etwa 25 Jahren in Weiher eingesetzt hat, weil man glaubte, die Karpfen würden sie als Zubrot verspeisen. Genau umgekehrt ist es gekommen.
Amon ist ein großer Vogelfreund. Deshalb nennt er auch als besondere Merkmale des BN-Kirchenweihers die zahlreichen Vögel an erster Stelle. Sumpfrohrsängern und Blaukehlchen hat er schon gelauscht, den brütenden Teichrohrsänger entdeckt und Enten und Schwäne beobachtet. Um den Schwan macht er sich etwas Sorgen, wurde doch das von Wasser umgebene Nest schon in mehreren Jahren ausgeräubert. Marder und Fuchs hält er nicht für die Übeltäter, denn sie mögen nicht schwimmen. Dass es Krähen oder Greifvögel waren, glaubt er auch nicht, denn nie fand er Spuren von Schalen.


Mit Huckelkörben in die Stadt

Bis vor wenigen Jahrzehnten waren viele Röttenbacher als Händler mit Naturprodukten unterwegs: Tee, Kren, Kräuter und vieles mehr schleppten sie im Huckelkorb in nahe und ferne Großstädte. Ulla Strunz erinnert sich an ihren Großvater. Er hatte eine ganz besondere Ware dabei: Weiherhenkeli. So heißen im Röttenbacher Dialekt Seerosen. Er schnitt die weißen Blüten mit einem ganz kurzen Stiel ab und schichtete sie dicht an dicht in seinen Korb. So bepackt marschierte er zum Bahnhof in Zeckern und fuhr von dort per Zug bis nach Frankfurt. Seine zarte Ware ging reißend weg.

Doch zwischenzeitlich sah man keine Seerosen mehr in den Karpfenweihern. "Die gehören zu Röttenbach", war sich Strunz sicher. Seither wachsen die reinweißen Blüten der Wildform von Nymphea alba wieder im Kirchenweiher.

Die Ortsgruppe Hemhofen-Röttenbach des Bunds Naturschutz sieht sich als Partner der Kommunen. Sie erfährt zum Beispiel deren Unterstützung bei den Projekten "Karpfen pur Natur" oder der Pflege der Sandmagerrasenflächen bei Röttenbach. Auch umgekehrt ist die Zusammenarbeit gut. So übernimmt die Ortsgruppe einen Teil der Pflege der gemeindlichen Obstbaumbestände in Hemhofen. "Zuletzt haben wir zusammen mit syrischen Familien geerntet", berichtet Julia Niedling.

Die Ortsgruppe nimmt aber auch Stellung zu politischen Vorhaben, die die Natur und die Umwelt um die beiden Wohngemeinden tangieren. So startete Hartmut Eisfeld eine Unterschriftenaktion, als bei den Plänen zum Umbau der Schulstraße als verkehrsberuhigter Bereich die vier Linden vor der Schule zur Disposition standen. Er traf damit den Nerv vieler Röttenbacher; der Gemeinderat reagierte, gab ein Baumgutachten in Auftrag und plante um. Bis auf einen Baum, der schwer geschädigt ist, bleiben die Linden erhalten.


Den Raum sinnvoll nutzen

"Hemhofen und Röttenbach haben nur noch wenig Raum zum Ausbreiten", stellte Vorsitzender Wolfgang Schwering bei der jüngsten Monatsversammlung fest und berichtete kurz von einem Bauvorhaben, bei dem auf Intervention des BN nur noch zehn Prozent der Grundstücksfläche versiegelt werden dürfen.

Doch, so Schwering weiter, müsse man die Machbarkeitstudie, die die Kommune in Auftrag gegeben hat, im Auge behalten. Er ist überzeugt, dass Bürgermeister Ludwig Wahl (FW) nur ein moderates Wachstum möchte. Aber in der Studie sind alle eventuell bebaubaren Flächen genannt und auch die Vision einer Umgehungsstraße für Röttenbach und Hemhofen vorgestellt worden. Die Menge der Autos, die jeden Tag am Morgen und am Abend durch die beiden Orte fahren, sehen die Mitglieder sehr wohl; sie sehen aber auch, wie sich die Kolonne von Erlangen kommend ab Ortseingang Röttenbach in die Seitenstraßen verliert.

Das ist die Seite der politischen Arbeit; ihr gegenüber stehen viele Aktivitäten der Ortsgruppe, durch die Interessierten die Natur nahegebracht wird. Eine Radtour führte um beide Orte, die andere in die Vogelfreistätte Mohrhof. Hartmut Strunz leitete eine Vogelstimmenwanderung.

Man schaut aber auch über den Tellerrand. Deswegen führte eine Tour in den Raum Tirschenreuth. Dort gibt es eine dem Aischgrund vergleichbare Weiherlandschaft, die - so erfuhren die Teilnehmer - sogar noch länger existiert. "Einiges von dort könnte ein Vorbild für den Aischgrund sein", meinte denn auch Schwering.

Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat einen hohen Stellenwert - seit Jahren. Mit den Konfirmanden wird jedes Jahr unter der Leitung von Martina Zunker ein Naturerlebnistag durchgeführt. Diese Jahr wurde zudem im Garten des Pfarrhofs ein Insektenhotel errichtet.