Druckartikel: Nach Abschiebung einer alleinerziehenden Mutter: Helferkreis reicht Resolution ein

Nach Abschiebung einer alleinerziehenden Mutter: Helferkreis reicht Resolution ein


Autor: Richard Sänger

Herzogenaurach, Donnerstag, 20. Sept. 2018

Das Schicksal der nach Tschetschenien abgeschobenen Familie lässt die Ehrenamtlichen der Herzogenauracher Flüchtlingshilfe nicht los.
Die Ehrenamtlichen der Flüchtlingsbetreuung in Herzogenaurach schildern Uwe Kekeritz (links) die aktuelle Situation der nach Tschetschenien  abgeschobenen Familie.Richard Sänger


Eine Woche vor Schulbeginn wurde die alleinerziehende Mutter Zaira mit ihren drei Kindern Emilia, Muhammed und Jasmina über Moskau nach Grosny in Tschetschenien abgeschoben. Fünf Jahre lebte die Familie in Deutschland. Sie waren in Niederndorf sehr gut integriert, es war ihre neue Heimat.

Die Ehrenamtlichen der Herzogenauracher Flüchtlingsbetreuung machen sich große Sorgen um Zaira und ihre Kinder und konnten inzwischen Kontakt zu ihnen aufnehmen. Die Kinder sind krank. Die Familie steht in Grosny vor dem Nichts: keine Wohnung, keine Verwandten und kein Einkommen. In Tschetschenien gibt weder Sozialhilfe noch Einrichtungen wie die Tafel. Untergekommen sind sie bei einer Bekannten in sehr beengten Verhältnissen. Momentan suchen sie nach einer kleinen Wohnung - doch das Geld fehlt. Muhammed und Jasmina vermissen Deutschland, ihnen ist die Sprache fremd. Die achtjährige Emilie besucht zwar eine Schule, ohne Russischkenntnisse tut sie sich allerdings schwer.Wie kann man ihnen helfen?

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge teilte dem Helferkreis mit, dass das Einreise- und Aufenthaltsverbot ab dem Tag der Rückführung 36 Monate beträgt und erst nach Zahlung der Abschiebekosten aufgehoben werden kann.

Klare Forderung der Helfer

Der Helferkreis hatte den Bundestagsabgeordneten Uwe Kekeritz (Grüne) eingeladen, um über den Stand der Dinge zu berichten und übergaben an den Abgeordneten eine Resolution. Darin wird an die UN-Kinderrechtskonvention erinnert, die auch Deutschland unterschieben habe. Die Forderung der Helfer: ein Abschiebeverbot in Länder, die diese Konvention zwar unterzeichnet haben, in denen die Rechte der Kinder jedoch nicht gewährleistet ist.

"Wir fordern, dass die Integrationsleistung von Kindern, die in Deutschland geboren wurden und in Kindergarten oder Schule Deutsch gelernt haben, berücksichtigt wird und bei kleinen Kindern ebenfalls vier Jahre ausreichen, um einen Bleiberechtsantrag zu stellen."

Weiter soll bei kleinen Kindern auch der Zukunftsfaktor bedacht werden. Was passiert, wenn die Kinder älter werden? Was passiert, wenn die Mädchen ins heiratsfähige Alter kommen? Gibt es Zwangsheirat, Verschleppungen, Vergewaltigungen? Werden die Kinder und Jugendlichen von der Polizei und den Gesetzen geschützt? Was passiert mit den jungen Männern? Werden sie willkürlich verhaftet oder in den Krieg geschickt, fragen sich die Betreuer in Herzogenaurach. Und sie fordern: "Keine Abschiebung in eine Diktatur oder ein Land mit zweifelhafter Rechtslage. Im Zweifel für das Leben des Kindes!"

Uwe Kekeritz sieht die Abschiebung als Folge der rücksichtslosen Politik von Markus Söder und Horst Seehofer. Die hätten schon längst merken müssen, dass ihre Politik in eine völlig falsche Richtung läuft. "In Bayern wird die Rechtsstaatlichkeit ausgehöhlt, denn die Intensität der Abschiebungen ist der Ideologie von Seehofer und Söder geschuldet", erklärte Kekeritz. So werden Familien und Kinder abgeschoben, obwohl sie integriert sind, eine Ausbildung machen oder einem Beruf nachgehen. "Was hier geschieht, ist ein unerträglicher Zynismus", verurteilte Uwe Kekeritz die Abschiebung von Zaira und ähnlichen Fällen.