Druckartikel: Museumsleiter Schmidt startete mit einer Rumpelkammer

Museumsleiter Schmidt startete mit einer Rumpelkammer


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 28. Dezember 2016

Sebastian Schmidt hat Zug um Zug in Höchstadt ein schmuckes Heimatmuseum aufgebaut. Nach 38 Jahren gibt der inzwischen 83-Jährige die Leitung ab.
Sebastian Schmidt (hier ein Foto aus den neunziger Jahren) hat das Höchstadter Heimatmuseum 38 Jahre geleitet. Foto: Andreas Dorsch


Wer hatte im 12. Jahrhundert in Höchstadt das Sagen? Welche Gegenstände wurden früher in der Teichwirtschaft verwendet? Wie arbeiteten vor hundert Jahren die 18 Schneider und 16 Schuster in Höchstadt? Welche Geschichte steckt hinter den 20 Skeletten, die im Keller eines Anwesens am Schlossberg gefunden wurden?

Antworten auf diese und noch viel mehr Fragen findet man im Höchstadter Heimatmuseum. Dass man sie findet, ist in erster Linie ein Verdienst von Sebastian Schmidt. Er übernahm 1978 die Leitung. Inzwischen ist der ehemalige Studiendirektor am Gymnasium 83 und hat Anfang Dezember die Stadt gebeten, ihn von dieser Aufgabe zu entbinden.

Wie Bürgermeister Gerald Brehm (JL) auf Anfrage dem Fränkischen Tag verriet, habe der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung bereits einen Nachfolger ins Auge gefasst. Namen möchte Brehm aber noch nicht nennen.
"Die über 38 Jahre haben viel Arbeit, aber auch viel Freude gemacht", blickt Sebastian Schmidt zurück. Er fühle sich zwar noch fit, doch sei es an der Zeit, einem jüngeren diese Aufgabe zu überlassen.

"Schmidt übernimmt eine Rumpelkammer und eine Sammlung von alten Gegenständen", habe es 1978 geheißen. Damals waren die Bestände des Museums im nicht beheizbaren Stadtturm untergebracht. Temperaturschwankungen, Luftfeuchtigkeit und viel Staub setzten den Exponaten zu.

Die Ursprünge des Höchstadter Heimatmuseums gehen bis ins Jahr 1929 zurück. In einem Raum des alten Höchstadter Schlosses wurde es eingerichtet. Möglichkeiten, das Museum im Schloss zu erweitern, scheiterten schon damals an zu hohen Kosten. Es dauerte bis 1954, bis das Museum in den Stadtturm umziehen konnte. 1983 begann dann der Umzug in das Storchenrathaus, in dem das Museum heute noch zu finden ist.

Die Oberlehrer Fritz Gebhardt und danach Anton Wölker waren die ersten Museumsleiter. 1963 übernahm es der pensionierte Polizeibeamte Georg Firnkes und 1978 Sebastian Schmidt. Der Historiker ging in dieser Aufgabe auf.
Profitiert hat das Museum davon, dass es anfangs von Lehrern geführt wurde. Lehrer seien früher in der Gesellschaft viel mehr geschätzt worden als heute, sagt Schmidt. So hätten ihnen die Bürger auch Truhen und andere Gegenstände gebracht, die sie heute nicht mehr so selbstlos abgeben würden.

"Die Höchstadter hatten noch nicht so erkannt, welche Schätze sie eigentlich haben", sagt Schmidt mit Blick in die Zeit, als er den Bestand im Stadtturm übernahm.

Zug um Zug wurde dann das alte Storchenrathaus ausgeräumt und das Heimatmuseum zog ein. Den Anfang machte die Handwerkergasse in der ehemals von der Feuerwehr genutzten Garage. Aus den unterschiedlichsten Handwerksbranchen wanderten alte Geräte ins Heimatmuseum und zeugen heute davon, wie Schneider, Schuster oder Schmiede einst in Höchstadt arbeiteten.

14 Räume entführen die Besucher in unterschiedliche Themenbereiche und Epochen. Wer nicht an einer Führung teilnehmen möchte, kann sich im Haus mit Audioguides auf eigene Faust informieren. Jeden zweiten Sonntag im Monat, bei Festivitäten, Märkten und auf Anfrage ist das Museum geöffnet.

25 Sonderausstellungen hat Schmidt in seiner Amtszeit organisiert. Auch dabei konnte er auf die Unterstützung von Freiwilligen bauen.

Der scheidende Museumsleiter hat auch Visionen, die Richtung altes Schloss gehen: "Bestimmte Themen könnte man im Schloss abhandeln." An Exponaten mangelt es nicht, schließlich hat das Museum auch noch drei Depots.