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Müller und Stamm-Fibich: bald an einem Tisch?


Autor: Sabine Memmel

, Dienstag, 26. November 2013

Seit Wochen verhandeln CDU/CSU und SPD an einem Tisch. Wird es eine Große Koalition geben? Stefan Müller zeigt sich zuversichtlich, Martina Stamm-Fibich ist sich dagegen nicht ganz so sicher.
Wird es eine Große Koalition geben? Stefan Müller zeigt sich zuversichtlich, Martina Stamm-Fibich ist sich dagegen nicht ganz so sicher. Illustration: Michael Beetz


Ihre beiden Büros hat sie schon eingerichtet. Ihre Mitarbeiter sind eingestellt und eingearbeitet. Selbst eine Wohnung hat SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich bereits, übernommen von Parteikollegin Renate Schmidt. Fehlt eigentlich nur noch eins: eine Regierung.

Welche das sein wird, Große Koalition oder eine ganz andere, das vermag die Politikerin noch nicht zu sagen. Sie wartet das Ende der Koalitionsverhandlungen ab: "Viele in der Partei sind sehr abwartend, wägen ab, diskutieren. Für mich zählt, was am Ende auf dem Papier steht."

Und stehen sollte für sie da vor allem ein Wort: Mindestlohn. Genauso Erfolge bezüglich der doppelten Staatsbürgerschaft und der Leiharbeit. "Man kann nicht Wahlkampf machen und sich dann nach und nach von seinen Versprechen verabschieden", findet Stamm-Fibich.



Den bevorstehenden Basisentscheid, bei dem alle 458.000 SPD-Mitglieder der Großen Koalition zustimmen oder sie ablehnen können, befürwortet sie: "Wir fragen unsere Leute. In der Situation, in der wir jetzt sind, ist das genau richtig." Wie sie selbst abstimmt, weiß sie allerdings noch nicht: "Kommt darauf an, was im Koalitionsvertrag steht. Es war sicherlich nie mein Traum, eine konservative Kanzlerin zu wählen."

Zwei umgängliche Menschen

Mit ihrem einstigen Kontrahenten Stefan Müller (CSU) hat sie dagegen ein gutes Verhältnis. Daran würden auch die zähen Verhandlungen nichts ändern. Hin und wieder treffen sie sich, bisher weniger in Berlin, dagegen des öfteren im gemeinsamen Wahlkreis: "Menschlich haben wir überhaupt kein Problem. Er ist ein umgänglicher Mensch, und das bin ich glaube ich auch", findet Stamm-Fibich. Jeder habe seine Schwerpunkte, seine Vorstellungen - den Auftrag für Erlangen-Höchstadt nimmt er ihr zufolge genauso ernst wie sie.

"Wir verstehen uns", bestätigt auch Stefan Müller, der als stellvertretender parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe persönlich an den Koalitionsverhandlungen in Berlin teilnimmt. "Die Koalitionsgespräche sind da natürlich Thema. Das ist ganz gut, um etwas über die Stimmungslage beim anderen zu erfahren", findet Müller.

Der langjährige Abgeordnete ist zuversichtlich, dass es zu einer Großen Koalition kommt: "Die SPD-Spitze will es, wir wollen es, es gibt keine vernünftige Alternative." Jetzt müssen es nur noch die SPD-Mitglieder wollen. "Ich hoffe, dass sie sehen, dass es nicht um die SPD, sondern um Deutschland geht", sagt Müller.

Am 17. Dezember soll die Kanzlerin gewählt und das Bundeskabinett vereidigt werden. So lange geht Stamm-Fibich ganz normal ihrer Arbeit nach, ist auf Wahlkreisterminen und zwei, manchmal auch drei Tage in der Woche in Berlin. "Langweilig wird es mir nicht."

Weitere Stimmen:

Günter Schulz, Zweiter Bürgermeister (SPD): Günter Schulz wundert bei den Koalitionsgesprächen von CDU/CSU und SPD gar nichts mehr, wie er selbst sagt. Allein die Größe des Verhandlungstisches gibt ihm Bedenken: "Viele Köche verderben den Brei. Jeder will seinen Senf dazu geben, deswegen dauert es auch so lange." Und genau das stinkt ihm. Schulz geht es um die Sache, mit der CDU/CSU an sich hat er kein Problem. "Außer sie sind stur. Aber das können SPDler auch sein", lacht er. Die Stimmung in der Partei habe sich verändert, viele seien inzwischen unentschlossen, Schulz, seit 1990 bei der SPD, ist sich dagegen sicher: "Beim Basisentscheid stimme ich für die Große Koalition. Es geht schließlich um die Zukunft unseres Landes." Ob das auch alle anderen Parteimitglieder so sehen, kann er nicht abschätzen. Aber er hofft: "Alles andere wäre schon peinlich."

Paul Neudörfer, SPD-Stadt- und Kreisrat: