Mühlhausener Kreuzwegbilder leuchten wieder
Autor: Evi Seeger
Mühlhausen, Montag, 07. November 2016
In der katholischen Kirche von Mühlhausen wurden 14 restaurierte Gemälde gesegnet. Die Kirche wird 2017 unter das Patrozinium des heiligen Josef gestellt.
Die Christus-Rufe leiteten in der katholischen Kirche von Mühlhausen die Segnung des historisch wertvollen, jetzt restaurierten Kreuzwegs ein: "Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit", stimmten die Gläubigen in den Gesang von Bruder Andreas Murk ein, der als Gast aus dem Kloster Schwarzenberg der Einweihungsfeier vorstand.
Lange Zeit schlummerte die katholische Kirche von Mühlhausen wie eine Perle im Verborgenen. In jüngster Zeit rückt dieser "Schatz" immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit. Den Wert des Gotteshauses hat auch die Denkmalpflege erkannt, die die einstige Notkirche aufgrund ihrer Einzigartigkeit unter Denkmalschutz gestellt hat.
Der vor kurzem restaurierte Kreuzweg stammt aus dem Kloster Schwarzenberg bei Scheinfeld.
"Uns verbindet nicht nur dieser Kreuzweg - wir sind als Menschen miteinander verbunden", rief Bruder Andreas den Gläubigen in der voll besetzen Kirche zu. Zerstörte, zerbrochene Beziehungen zu Gott, zu den Menschen, zur Welt wieder zu heilen, habe Gott den Menschen zugesagt. Dass Kreuzwege von Franziskanern (dem Orden des Klosters Schwarzenberg) eingeweiht werden, beruhe auf einer langen Tradition. Das Beten des Kreuzwegs sei von den Franziskanern immer sehr gefördert worden.
So manches "Ah" und "Oh" war zu vernehmen, als die Gottesdienstbesucher nach Wochen der Restaurierung "ihren" alten Kreuzweg in der Kirche wieder sahen. Die Bilder vom Leiden und Sterben Jesu leuchten in neuer Farbintensität an den - ebenfalls frisch gestrichenen - Wänden der einstigen Notkirche. Pater Gabriel Ramos bedankte sich bei Bruder Andreas Murk "für das wertvolle Geschenk", das Kloster Schwarzenberg vor 70 Jahren der Kirche von Mühlhausen vermacht hat. Sein Dank galt auch dem Restaurator Hajk G. Hovhannisjan aus Oberhaid für die ausgezeichnete und liebevolle Restauration des Kreuzwegs. "Sie haben unsere Erwartungen voll erfüllt!"
Dass das Gotteshaus auf Hochglanz poliert wird, liegt an den Ereignissen des nächsten Jahres, die bereits ihre Schatten vorauswerfen. Denn die einstige Notkirche feiert 2017 ihr 70-jähriges Bestehen. Am Tag von Mariä Empfängnis im Jahr 1947 wurde der erste Gottesdienst darin gefeiert. Karl und Margareta Pröls hatten das Gebäude, das eigentlich als Werkstatt angelegt war, für die Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Denn nach dem Krieg waren mit dem Flüchtlingsstrom auch viele Katholiken nach Mühlhausen gekommen, die nach einer Möglichkeit suchten, Gottesdienst zu feiern.
Die Innenausstattung wurde durch Spenden aus der näheren und weiteren Umgebung gestaltet. So erhielten die Mühlhausener Katholiken einen Altar aus Etzelskirchen, der jedoch wegen der geringen Raumhöhe nur zur Hälfte aufgebaut werden konnte.
Den Gläubigen, die derzeit verstärkt auch aus den Nachbarorten in die Kirche nach Mühlhausen strömen, konnte Pater Gabriel Ramos eine weitere frohe Botschaft vom Bamberger Domberg überbringen: Erzbischof Ludwig Schick habe dem Wunsch der Kirchengemeinde hinsichtlich des Patroziniums der Kirche entsprochen. Der heilige Josef der Arbeiter solle künftig seine Hand schützend über Kirche und Gemeinde halten.
Und noch mehr: Der Bamberger Oberhirte will das Kirchenjubiläum und das neue Patrozinium am 1. Mai 2017, dem Tag der Arbeit und dem Tag des heiligen Josef, um 10 Uhr persönlich mit der Gemeinde feiern. Ohne dass es schon offiziell wäre, darf davon ausgegangen werden, dass das Jubiläum und der Besuch des Erzbischofs der Kirchengemeinde Anlass für ein Fest sein werden.
Hajk G. Hovhannisjan, Restaurator aus Oberhaid, hat die Gemälde gereinigt, schadhafte Stellen ausgebessert und sich im Zuge seiner Arbeit natürlich auch mit der Geschichte des Kreuzwegs befasst. Die 14 Kreuzwegstationen, in Öl auf Leinwand gemalt, stammen aus dem Jahr 1889. Über die Malerin Josephine Weber konnte der Restaurator nichts in Erfahrung bringen.
Anhand der Malerei glaubt er allerdings, dass die Kreuzwegbilder mindestens von zwei, vielleicht sogar von drei verschiedenen Personen gemalt wurden. Dass mehrere Künstler an verschiedenen Schwierigkeitsgraden eines Werks tätig waren, war durchaus üblich. Vor der Restauration seien die Kreuzwegstationen durch ihr Alter, dicken Firnissauftrag und Kerzenruß "richtig dunkel" gewesen.