Druckartikel: Mühlhausener Heimatforscher Johann Fleischmann ist tot

Mühlhausener Heimatforscher Johann Fleischmann ist tot


Autor: Evi Seeger

Mühlhausen, Dienstag, 26. November 2013

Der Mühlhausener starb am 25. November im Alter von 61 Jahren nach langer Krankheit. Fleischmann war der Kopf des Arbeitskreises "Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach"
Der Sarg mit dem Verstorbenen wurde vom Schoah-Denkmal zum Friedhof gefahren. Fotos: Evi Seeger


Zwei Jahre kämpfte Johann Fleischmann gegen seine schwere Krankheit und hoffte bis zum Ende. Er hatte noch so viele Ideen. Sein neuestes Mesusa-Buch, das zehnte in dieser Reihe, war fertig, und weitere Bücher waren in Arbeit und nahezu komplett. Noch vor zwei Wochen traf er sich mit unserer Mitarbeiterin, um mit ihr sein neues Buch "DP-Lager auf Schloss Aschbach" zu besprechen. Denn im Zuge seiner Recherchen war der Geschichtsforscher aus dem Reichen Ebrachgrund auch auf Zusammenhänge mit dem Gurlitt-Kunstschatz gestoßen (wir berichteten). Erst am 10. November hatte Johann Fleischmann Gäste aus Israel: Der Sohn von Baruch Ron, einem in Adelsdorf geborenen jüdischen Mitbürger, hatte ihn in Mühlhausen besucht.
Auch Landrat Eberhard Irlinger (SPD) zeigte sich vom Tod Johann Fleischmanns tief betroffen.

In einem Kondolenzbrief an die Familie würdigte er die Verdienste des Verstorbenen: Die deutsch-jüdische Geschichte der Region zu erforschen, sei Johann Fleischmann eine Herzensangelegenheit gewesen. Seit 1989 habe sich der Maschinenbauingenieur im Heimatverein Reicher Ebrachgrund engagiert und den Schwerpunkt seiner Arbeit auf jüdische Geschichte gelegt. Seine Nachforschungen hätten den Mühlhausener weltweit in Kontakt mit Menschen mit jüdischen Wurzeln gebracht und ihn sogar bis nach New York geführt.
1994 habe Johann Fleischmann sein erstes Buch über die jüdischen Wurzeln des Mühlhausener Kindergartens veröffentlicht. Ein Jahr später habe er den Arbeitskreis "Jüdische Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach" ins Leben gerufen. "Seine Aufzeichnungen sind von unermesslichem Wert. Sie stellen für die Nachwelt ein bleibendes Stück Erinnerung und einen bedeutenden Beitrag zur Dokumentation jüdischer Kultur in Deutschland dar", schreibt Irlinger.
Johann Fleischmann erhielt viele nationale und internationale Auszeichnungen: 2010 wurde ihm für seine Forschungsarbeit das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 2006 wurde er mit dem "German Jewish History Award" der Arthur-Obermayer-Foundation ausgezeichnet. Bereits 2000 würdigte das Institut für Zeitgeschichte und Wiener Bibliothek Fleischmanns Verdienste mit einer Urkunde. In den nächsten Wochen sollte Johann Fleischmann das Silberne Ehrenzeichen des Landkreises Erlangen-Höchstadt erhalten.
Dem Wunsch des Verstorbenen entsprechend, begann sein letzter Weg an "seinem" Schoah-Denkmal vor der Kirche Sankt Maria und Kilian in Mühlhausen. Das Memorial, dessen geistiger Vater er war, wurde in den 90er-Jahren errichtet.
Die Beerdigung findet am Freitag, 29. November, um 14 Uhr statt.