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Mit der Radltour in die Heimat nach Höchstadt


Autor: Lena Stich

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 31. Juli 2015

Schon seit zehn Jahren ist Andreas Galster aus Höchstadt bei der BR-Radltour dabei. Viele bayerische Städte hat er dabei schon mit dem Rad erkundet. Am 6. August macht die Tour zum ersten Mal in Höchstadt Halt.
Das Radl ist frisch geputzt, die Tour-Trikots liegen bereit - Andreas Galster ist gut vobereitet für die Radltour. Foto: Lena Alt


"Mich hat es sowieso gewundert, warum wir noch nie in Höchstadt waren", sagt Andreas Galster. Vor sich auf dem Tisch hat er Broschüren, Streckenpläne und Bilder liegen. Für jede einzelne Tagesetappe, die er mit der BR-Radltour absolviert hat, gibt es eine kleine Infobroschüre, auf der Strecke, Pausenstationen und Infos über die Ankunftsstadt gesammelt sind. Inzwischen sind bei ihm einige zusammengekommen.

Seit 26 Jahren veranstaltet der Bayerische Rundfunk (BR) jährlich seine "Radltour". Seit zehn Jahren ist Andreas Galster dabei. Oft ist der 63-Jährige zusammen mit einem Partner aus Adelsdorf durch Bayern geradelt. "Der ist dieses Jahr leider nicht dabei", bedauert Galster. Allein wird er trotzdem nicht sein.

Mit einer Gruppe aus Bamberg wird er sich vor Ort wieder zusammenfinden. Die treffe er jedes Jahr, aber immer nur bei der Radltour.

Das sei alleine schon durch die Organisation bedingt: Bei der Anreise mit dem Sonderzug würden Fahrräder und Fahrer jeweils nach Herkunft geordnet. So treffe man sich immer wieder.

Generell hat er für die Organisation nur lobende Worte übrig. Damit die immerhin 1200 Radler sicher von Station zu Station kommen, werden sie jedes Jahr von einer Motorradstaffel der Polizei begleitet. Diese sperrt die Strecke ab, auf denen sich der Tross gerade bewegt. "Wir müssen auf keine Straßenschilder oder roten Ampeln achten, wir fahren einfach durch", berichtet er. Bis alle Radler eine Stelle passiert haben, vergehen immerhin etwa 20 Minuten. Wegen der schieren Menge der Teilnehmer würden in der Regel auch keine Radwege benutzt - die seien einfach zu schmal.

Damit die ganze Strecke auch in den wenigen Tagen absolviert werden kann, herrscht ein straffes Programm. Morgens um sechs gehen die Lichter an - wer entspannt frühstücken will, sollte dann auch aufstehen. "Wir übernachten in Turnhallen, wo etwa 400 Leute reinpassen", erzählt Galster, "da geht es ziemlich hektisch zu. Morgens reichen die Toiletten meistens nicht aus."

Auch das Warmwasser in den Duschen wird oft knapp. Wer abends nach der Etappe noch ein kühles Bierchen trinkt und dann erst aus den Radklamotten schlüpft, für den bleibt oft nur kaltes Wasser übrig. Wer Komfort sucht, ist auf der Radltour falsch. Übernachtet wird auf Matratzen, die gerade einmal eine Handbreit dick sind. Um 400 davon in eine Turnhalle zu bringen, wird zwischen ihnen nur ein schmaler Korridor freigelassen. Sogar in einer BR-eigenen Broschüre wird gewarnt "Ohne Ohropax geht im Massenlager nichts!"

Keine Tour für Weicheier also. Das gilt auch für die Vorbereitung: Wer mitfahren will, sollte in den Monaten zuvor mindestens 500 Kilometer mit dem Rad gefahren sein. "Die habe ich schon lange runter", erzählt Galster. Alle Besorgungen in und um Höchstadt erledige er prinzipiell mit dem Rad. Weil bei der Radltour eine Durchschnittsgeschnittkeit von 20 Stundenkilometer gefahren werde, versuche er auch oft, kleinere 20 Kilometer-Touren in einer Stunde zu schaffen. "Solange ich fit bin, werde ich immer mitfahren", sagt der 63-Jährige.

Er habe aber auch schon genug Mitfahrer erlebt, die sich überschätzt und komplett untrainiert die Reise angetreten hätten. "Da ist auch schon viel passiert. Deswegen fährt ja ein Notarzt und ein Rettungswagen immer hinter der Tour her", erzählt er. Auch ein Bus folge den Radlern. Wer zu langsam ist und weit hinter die Gruppe zurückfällt, wird aufgelesen und muss im Bus mitfahren.

Die Strapazen der Reise sind für Galster aber nur eine Randerscheinung. Wenn er von der Radltour erzählt, schwärmt er vor allem von den schönen bayerischen Marktplätzen. Es sei einfach ein einmaliges Gefühl, wenn sich die über tausend Teilnehmer im Zentrum einer Stadt niederlassen und ihre Pause genießen. Meistens begrüße die Gastgeber-Stadt die Radler mit einer Blaskapelle oder einer Band. "Wenn dann so richtig schöne Tanzmusik gespielt wird, wird in der Mittagspause auch mal getanzt. Das ist einfach klasse", sagt Galster.

Wenn die Radltour am 6. August nach Höchstadt kommt und Earth, Wind and Fire spielen, hofft er vor allem auf gutes Wetter. Bei den Open-Air-Veranstaltungen sei es immer schade, wenn bei schlechtem Wetter nur wenige Zuschauer kommen. Ob er bei der Station in Höchstadt die Chance nutzen wird, die dünne Matratze durch das eigene kuschelige Bett zu ersetzen? "Das fragt mich jeder", lacht Galster, "aber ich weiß es noch nicht. Das entscheide ich dann spontan."


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