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Mit Chili die Pfunde verbrennen


Autor: Johanna Blum

, Sonntag, 27. Dezember 2015

Die Festtage verführen oftmals dazu, dass man ein wenig mehr isst, denn einem gut tut. Die überflüssigen Pfunde sollen wieder weg, doch auf welchem Weg? Wir haben mal nachgefragt.
Es ist verführerisch, es ist lecker - doch was passiert nach den Feiertagen, wenn der Blick mal wieder auf die Waage fällt?  Foto: FT-Archiv


"Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen!" So klagte schon der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Und wir sind gerade mittendrin in den guten Tagen. Schon mit dem Advent beginnt es: die Weihnachtsfeiern, die Besuche vieler Weihnachtsmärkte mit dem Genuss von Glühwein, Plätzchen, Stollen, aber auch Deftigem wie Bratwürsten, Baggers und mehr sind nur der Auftakt. An den Feiertagen wird dann geschlemmt mit Gans-, Enten- oder Rehbraten, Klößen oder Kartoffeln, süßen Desserts, Torten und mehr.
Und dazu immer ein oder mehrere Gläser Wein oder Bier. Traut man sich anschließend auf die Waage, ist der Zeiger oft um mehrere Teilstriche nach oben gerutscht? Was nun? Das fragen sich viele Betroffene etwas nervös.

Wie bekomme ich die angefutterten Pfunde am besten schnell wieder los?
Fachleute und Normalbürger geben nach den Feiertagen Tipps, wie sie mit dem Problem umgehen.


Die Ernährungsberaterin

Dagmar Herzing ist Diplom-Oecotrophologin in Höchstadt. Sie kommt gleich zur Sache: "Weihnachtszeit ist ein Stresstest für die Bauchspeicheldrüse." Ausgiebig erklärt die Expertin die Zusammenhänge von Energie, Fetten und Kohlenhydraten - und vor allem was mit den Überschüssen passiert. oder andersherum formuliert: "Wer ein Kilogramm Körperfett verbrennen will, muss 7000 Kilokalorien abarbeiten!" Insgesamt weniger essen, erscheint nach Feiertagen schon mal die erste gute Idee zu sein.
Es spielen aber nicht nur die Fette eine Rolle, auch das Süße ist nicht unwesentlich. Plätzchen und gebrannte Mandeln stellen die Bauchspeicheldrüse auf eine harte Probe. Diese braucht, um wieder "normal" zu arbeiten, dringend Erholung. Soll heißen: Weniger Kohlenhydrate zuführen, damit der Insulinspiegel schön flach bleibt.
Ernährung ist gut und schön, aber nur die halbe Miete. Denn so richtig effektiv wird das Abnehmen durch den Angriff auf das Körperfett durch Bewegung.
Und der letzte Ratschlag der Ernährungsspeziaistin ist sicher der am schwersten umsetzbare: "Durchhalten ist wichtig! Boykottieren Sie nicht ihre eigenen Ziele! "


Die Apothekerin

Julia Kießling ist Apothekerin in Adelsdorf. "Erstmal nicht in Panik verfallen", sagt sie. "Vieles normalisiert sich bei einer Rückkehr zum bisherigen Essverhalten von alleine wieder." Wer aber dennoch aktiv etwas unternehmen möchte, muss theoretisch nur eines beachten: Es muss mehr Energie am Tag verbraucht werden als dem Körper zugefügt wird. "Das bedeutet durch mehr Bewegung den Energieverbrauch auf der einen Seite zu erhöhen und auf der anderen Seite durch eine bewusstere aber dennoch ausgewogene Ernährung die Energiezufuhr zu reduzieren", sagt Kießling. Unterstützende Produkte gibt es, man sollte sich aber beraten lassen. Die "Wunderpille" gibt es aber leider nicht.


Der Bürgermeister

Karsten Fischkal ist Bürgermeister von Adelsdorf. Er hat sein ganz eigenes Rezept: "Ich bin seit mehreren Jahren begeisterter Jogger. So zwei bis drei Mal die Woche laufe ich durch unsere schöne Natur und fühle mich seitdem fitter und auch leichter." Um dem Problem im voraus schon die Spitze zu nehmen, hat er gleich am Montag in der Weihnachtswoche angefangen, jeden Morgen zu joggen - "und das halte ich bis Dreikönig durch". So kann er unbesorgt den Weihnachtsbraten genießen und behalte trotzdem seine Figur. "Ich gebe keinem Pfund die Chance, sich auf meinen Hüften fest zu setzen!"


Die Sportlehrerin

Stefanie Ferreira, examinierte Sport-und Gymnastiklehrerin, Tanzpädagogin und Ernährungsberaterin in Adelsdorf schließt sich den anderen Spezialisten an: "Um lästige Pfunde los zu werden gibt es nur ein Mittel: Stoffwechsel erhöhen und Fettverbrennung ankurbeln." Beim Essen solle man auf mehr Eiweiße und gute Fette achten. Es gibt aber auch einen Geheimtipp: "Ingwer, Schnittlauch, Zwiebeln, Knoblauch oder auch Chili sind wahre Wunderwaffen!" Sport und Bewegung bringen nach ihrer Ansicht nicht nur den Kreislauf in Schwung. "Es gibt nur ein Organ, das körpereigenes Fett verbrennen kann - unsere Muskeln!" Je mehr Muskeln gleichzeitig aktiviert werden und je intensiver, um so mehr Fett werde verbrannt. Man sollte aber auch sonst jede Gelegenheit zur Bewegung nutzen, wie Fahrrad fahren, spazieren gehen...


Der Küchenchef

Christian Pöllmann ist Küchenchef des Landgasthofes Drei Kronen in Adelsdorf. Der sieht das ganze recht pragmatisch: "Die Weihnachtsfest bringt es mit sich, dass sich in dieser Zeit kleine Kalorienmonster fleißig ans Werk machen und die Kleidungsstücke enger nähen." Als Gourmet hat er sein eigenes Rezept: "Dieses Jahr habe ich während der Weihnachtszeit weitestgehend auf Kohlenhydrate verzichtet und den kläglichen Rest auf dem Teller mit viel Wasser runtergespült." Dafür gibt es an Weihnachten ein niedertemperiertes "Dry Aged Roastbeef" fürs gute Gewissen. "Damit dieses gute Gewissen mich nicht übermütig werden lässt, hab ich dazu ein Kartoffelgratin zubereitet."
Nach den Festtagen und dem Schmaus geht es ins Fitness-Studio, denn "Fettschmelze findet bei mir nur statt, wenn ich mich ordentlich bewege". Und einer Hoffnung: "Der nächste Sommer kommt bestimmt!"


Der Geistliche

Dekan Kilian Kemmer aus Höchstadt gibt zu: "Auch wenn es bei mir nicht danach aussieht: Durch die permanente Anspannung der Feiertage fallen bei mir besondere Festtagsspeisen nicht ins Gewicht." Er isst nicht mehr als sonst, nur weil Weihnachten ist. "Und ein Plätzchen- oder Stollenfetischist bin ich auch nicht!" An den Feiertagen gehöre eine bestimmte Speisentradition oder ein Essensritual sicher dazu, "aber deswegen muss man nicht zwangsläufig mehr essen". Und aus kirchlicher Sicht gilt: "Wer an den Feiertagen mal öfter in die Kirche geht, der isst schon weniger und bringt Bewegung in sein Leben."
Kemmer selber geht gerne spazieren. "Das bekommt meinem Leib und meiner Seele gut." Ebenfalls eher klerikal betrachtet ist seine Meinung zur generellen Frage der Gewissensbisse, wegen des Konsums: "Wenn wir uns in anderen Gewissensfragen genauso bewegen würden, wie nach dem Essen im Fitness-Studio; welch' eine zufriedene und glückliche Welt gebe es dann!"