Druckartikel: Mit Bällen und Bändern beweglich bleiben

Mit Bällen und Bändern beweglich bleiben


Autor: Pauline Lindner

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 01. März 2016

In der Höchstadter Aischtalhalle treffen sich einmal pro Woche getreu der Devise "Wer rastet, der rostet" rund 40 Senioren zur gemeinsamen Gymnastik.
Gerlinde Bethke macht die Übungen mit dem Theraband vor. Foto: Pauline Lindner


Man sieht es ihr bei weitem nicht an, dass sie am 7. Januar ihren 90. Geburtstag gefeiert hat. Betty Schreier würde auch als Siebzigerin durchgehen. Das führt sie auf ihr sportliches Leben zurück. Bis vor etwa einem Jahr ging sie auch noch fast täglich ins Bad zum Schwimmen. 1986, so erzählt sie, ist sie in den Ruhestand gegangen. Gerlinde Bethke kannte sie vom Gesangverein Liederkranz. Die sprach sie an, ob sie nicht bei einer Seniorengymnastikgruppe mitmachen würde.
Und so stand sie mit Bethke und etwa zehn Mitstreitern in der Halle der Don-Bosco-Schule, um die erste gemeinsame Sportstunde zu absolvieren. Seither sind 30 Jahre vergangen, und Betty Schreier ist immer noch regelmäßig dabei.



Angebot für Leute über 60

Für Leute über 60, so erinnert sie sich, gab es damals keine passenden Sportangebote: "Die Jüngeren haben es da leichter gehabt, vor allem in den Vereinen." Mit Gerlinde Bethke stimmt sie darin überein, dass einmal in der Woche gezielte Bewegung älteren Menschen sehr gut tut. "Das sind ganz andere Bewegungen als beim Putzen oder bei der Gartenarbeit."
Ihr selbst reicht einmal die Woche nicht aus, führt sie doch ihr Wohlbefinden auf ihrer sportliche und gesunde Lebensweise zurück. "Ich muss immer was machen", sagt sie und nennt als Beispiele Radeln und Spazierengehen.
Doch damit nicht genug. "Bei mir auf der Couch liegt immer ein Theraband parat." Anderen Senioren gibt sie auch den Rat, sich ein altersgerechtes Sportgerät an einen auffälligen Platz zu legen und damit zwischendurch mal eine Übung zu machen. Einen Noppenball, um die Hände geschmeidig zu halten, nennt sie als Alternative zu einem elastischen Theraband.


Training für alle Muskeln

Mit dem Theraband, so ergänzt Bethke, macht man Zugbewegungen, um alle Muskeln zu trainieren. Die Bänder gibt es in verschiedenen Stärken, angepasst an die Kraft des Übenden. "Die Männer nehmen gern die starken", sagt sie mit einem leisen Schmunzeln. "Wichtig sind dabei langsame Bewegungen. Das gilt besonders für Rückwärtsbewegungen", gibt sie als Rat für die Gruppe und an alle damit Übenden weiter. Auch Anfänger sollen bei der Anwendung vor allem auf einen rhythmischen Atemfluss achten. "Es bringt gar nichts, wenn man sich so anstrengt, dass der Atem stockt", betont Gruppenleiterin Bethke.

Schwer beladen mit etlichen Taschen und Beuteln betritt Gerlinde Bethke die Aischtalhalle. Sie schleppt die benötigten Sportgeräte für die Seniorengymnastik nach unten. Knallorange sind die Noppen- oder Punktbälle, ein Gerät, das nicht zum Bestand der Halle gehört.
"Die haben wir für die ganze Gruppe 2013 angeschafft", erklärt Gerlinde Bethke ihre Last. Damals wurde die Seniorengymnastik durch Mission Olympics mit einer Geldspende belohnt. "Für unsere Ausdauer", ist Bethke dabei wichtig. Ebenso gab es einen Gruppensatz an Finger- und Handtrainern. Das ist die richtige Bezeichnung für die kleinen Gummieier, die man so angenehm in der Hand rollen kann und die deshalb auch Handeggs genannt werden.
Auch die vier Männer der Gruppe machen da mit, auch wenn sie manchmal flachsen: "Friedrich, heb' dein Ei auf." Spaß muss sein, auch beim Sport, meint Bethke. Nur wenn allzu viel geplaudert wird dabei, ist sie nicht begeistert. Nicht zuletzt, weil richtiges Atmen ein Teil der gemeinsamen Übungen ist.
Die wöchentliche Stunde teilt Gerlinde Bethke in zwei Teile: eine halbe Stunde wird im Gehen oder Stehen geübt. Gisela Koos, die das nicht mehr sicher kann, setzt sich dazu auch auf eine der Langbänke. Die sind dann der Mittelpunkt der zweiten Stundenhälfte. Jüngere Menschen machen dieselben Übungen auf Matten, aber gerade das Aufstehen vom Boden ist für viele Teilnehmer nicht mehr zu bewältigen. "Jeder macht bei uns das, was er kann", betont die Gruppenleiterin.
Das sieht man deutlich bei den Übungen mit dem Theraband. Die einen können es so elegant wie einen Bogen spannen, bei anderen ist die Grenze schon nach einer kurzen Strecke erreicht oder sie müssen sich auf kleine Zugbewegungen in einer Richtung beschränken. Manchmal teilt sich die Gruppe auch auf. Nicht unbedingt wegen eingeschränkter Fähigkeiten, sondern weil gängige Gymnastikgeräte wie Keulen oder Bälle nur in Klassenstärke vorhanden sind.
Die Seniorengymnastik ist kein eigener Verein im rechtlichen Sinn. Zuerst war sie ein Angebot im Programm der Volkshochschule, jetzt ist sie unter dem Dach des Seniorenforums. Wer mitmachen will, braucht deshalb nur einfach am Dienstag um 17 Uhr in der Aischtalhalle in Höchstadt vorbeizuschauen. Sorgen, dass er nicht mithalten kann, braucht sich niemand zu machen. Die Übungsleiterin und auch die Gruppe haben Verständnis dafür, dass bei manchem manche Bewegung einfach nicht mehr geht. Und einiges an Beweglichkeit kommt mit ausdauerndem Üben gewiss wieder zurück.