Missverständnis: Eiche in Fetzelhofen um die Hälfte gekürzt
Autor: Sabine Memmel
Fetzelhofen, Dienstag, 02. Sept. 2014
Eine Eiche in Fetzelhofen sorgt für Aufregung. Am Wochenende wurde der Baum am Keller auf über die Hälfte seiner Größe gekürzt. Vereinbart war aber bloß ein Pflegeschnitt. Zurück geht das laut Regina Bruckmann auf ein Missverständnis.
"Das ist, als hätte man mir das Herz rausgerissen", sagt Gemeinderat Hermann Popp (SPD-WG) erschüttert, als er vor der Eiche am Keller in Fetzelhofen steht. Beziehungsweise vor dem, was von ihr übrig ist. Zahlreiche Äste liegen kreuz und quer um den Baum verteilt auf dem Boden. 22 Meter ragte die Eiche in die Luft, jetzt misst sie nicht einmal mehr die Hälfte. Popp traf der Schlag: "Der Baum ist völlig verstümmelt."
Schon vor mehreren Jahren wollte Popp die Eiche als Naturdenkmal auszeichnen lassen. "Sie ist einfach einmalig", schwärmt er. Die Untere Naturschutzbehörde habe ihm zufolge allerdings keinen Anlass dazu gesehen. Für die vor acht Jahren erschienene Broschüre "Baumdenkmäler", unterstützt vom Landkreis, sammelte Popp gemeinsam mit Josef Effenberg und Günther Klein Daten von 43 Bäumen, die im Landkreis als Naturdenkmal gelten. In diesem Zuge sollte auch die Eiche diesen Titel erhalten.
Baum wurde zur Sicherheit abgesperrt
"Der Baum war nicht mehr verkehrssicher", sagt Johannes Marabini vom Umweltamt in Höchstadt. Schon im Frühjahr dieses Jahres meldete Sebastian Seubert, Baumbeauftragter der Gemeinde, einen Pilzbefall der Eiche. "Zudem waren im Stamm riesige Höhlen. Der Baum war innen ausgefault. Hauptäste drohten runterzufallen", erklärt Marabini, der sich im Frühjahr von der Eiche selbst ein Bild machte. Wegen Einsturz- und damit verbundener Lebensgefahr wurde der Baum vor einigen Wochen dann vom Landratsamt abgesperrt. "Das war eine Sicherheitsmaßnahme. Auf der Bank darunter sitzen ja Leute und machen Brotzeit. Das war zu gefährlich", findet Marabini.
Ein Gutachter aus Lauf an der Pegnitz, beauftragt von Bürgermeister Stefan Himpel (FW), stufte die Sachlage jetzt schließlich als "dringlich" ein. Er empfahl, die befallenen Teile des Baums zu entfernen und ihn stark zurückzuschneiden. Darüber informierte Himpel die Gemeinderäte bei der letzten Sitzung vor rund drei Wochen. Aber: "Wir hatten uns einvernehmlich darauf geeinigt, mit dem Baum vorerst nichts zu unternehmen und ihn erstmal weiter zu beobachten", erzählt Popp.
Gemeinderäte waren sich einig
Das bestätigt auch die Zweite Bürgermeisterin Regina Bruckmann (FW), die zur Zeit Bürgermeister Himpel vertritt. Bereits im Mai hat es einen einstimmigen Beschluss gegeben, in jedem Fall zu vermeiden, den Baum zu fällen. Zusätzlich verständigte sich der Gemeinderat im August darauf, bezüglich der Eiche Rücksprache mit Forstamtsrat Gerhard Hofmann aus Wachenroth zu halten. "Er hat Herrn Himpel dann ganz klar gesagt, dass man sich nicht einfach über solch ein Gutachten hinwegsetzen kann", erklärt Bruckmann. Als "Mindestarbeit" haben sich Himpel und Hofmann schließlich darauf geeinigt, das Totholz zu entfernen und einen Pflegeschnitt vorzunehmen, um die Gefahrenquellen zu beseitigen.
Dass es dann doch zu dem Radikalschnitt kam, geht laut Bruckmann auf ein Missverständnis zwischen Bauamtsleiter Johann Höps (CSU-BB) und dem Ailsbacher Forstunternehmen Schmidt, das den Auftrag ausführte, zurück. "Herr Höps hat den Pflegeschnitt in Auftrag gegeben. Scheinbar war die Anweisung nicht klar und deutlich", erklärt Bruckmann. Höps übergab Schmidt nämlich auch das Gutachten, in dem die Dringlichkeit, den Baum auf mehr als die Hälfte zu kürzen, festgehalten ist. "Er wollte ihn damit lediglich über den Zustand des Baumes aufklären. Nicht mehr", sagt Bruckmann.
Bruckmann sucht Gespräch
Schmidt ging allerdings von dem Gutachten aus und kürzte am vergangenen Samstag den Baum um insgesamt zwölf Meter. Übrig geblieben sind zehn Meter. "Da hat man aneinander vorbei gesprochen. Es war eine unglückliche Verkettung unglücklicher Umstände", sagt Bruckmann. Und auch Höps bestätigt: "Es war keine böse Absicht von mir. Das war ein Missverständnis."
Für Josef Effenberg, der gemeinsam mit Hermann Popp an der Zeitschrift "Baudenkmäler" arbeitete, sind die Baumarbeiten eine "ganz große Schweinerei": "Sowas in einer Nacht- und Nebelaktion zu machen, ohne die Bürger zu fragen. Der schöne Ort ist verhunzt, ich trau' mich gar nicht mehr vorbeizulaufen." Bruckmann möchte nun mit Popp das Gespräch suchen und ihm die Sachlage persönlich erklären: "Ich war ja selbst ganz erschrocken, als ich die Eiche gesehen hab'. Das war ein wunderschöner Baum."
Und kann die Eiche jetzt trotzdem wieder zur vollen Blüte kommen? Ausgeschlossen ist das laut Marabini nicht: "Bei Eichen erlebt man die tollsten Dinge. Es gibt welche, die haben sich schnell wieder erholt,vorausgesetzt sie haben genügend Saft."