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Ministerium sagt Nein zu musischem Zweig am Gymnasium Höchstadt


Autor: Evi Seeger

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 04. März 2020

Am Höchstadter Gymnasium wird es vorerst keinen musischen Zweig geben. Damit will das Ministerium verhindern, dass benachbarten Gymnasien Konkurrenz entsteht. Diese Entscheidung wollen die Höchstadter nicht auf Dauer akzeptieren.
Höchstadter Gymnasiasten und Mittelschüler 2018 bei der  konzertanten Aufführung des Musicals "König der Löwen" Evi Seeger (Archiv)


Aus der Traum! Am Höchstadter Gymnasium wird es vorerst keinen musischen Zweig geben. In einem Schreiben an den Landrat lehnt das bayerische Kultusministerium die Angliederung einer musischen Ausbildungsrichtung in Höchstadt ab.

Im Schulausschuss des Landkreises, dem Sachaufwandsträger des Gymnasiums, wurde die Entscheidung aus München am Dienstag ausdrücklich bedauert.

"Ein außergewöhnlich musikalisches Leben, das weit über das Maß hinaus geht, das an solchen Schulen praktiziert wird", war der Eindruck, der sich dem neuen Schulleiter Roland Deinzer bereits 2016 bei seinem Dienstantritt am Höchstadter Gymnasium vermittelte. Das Lehrerkollegium habe diese Meinung geteilt, berichtete der Schulleiter.

Ein musischer Zweig an dem naturwissenschaftlich-technologisch und sprachlich ausgerichteten Gymnasium "mache Sinn" und wäre eine deutliche Bereicherung des Bildungsangebots im Landkreis, war die einhellige Meinung. Ein Antrag wurde beim Kultusministerium gestellt.

Die Antwort aus München war jedoch enttäuschend: Eine Änderung des bestehenden Ausbildungsangebots könne nur in Betracht gezogen werden, falls eine Beeinträchtigung anderer Gymnasien der Region ausgeschlossen werden könne. Diese Voraussetzung sei im vorliegenden Fall nicht gegeben, hieß es im Schreiben des Staatsministeriums an die Schulleitung. Auf die sehr knapp gefasste Absage hin hatte Landrat Alexander Tritthart noch einmal nachgehakt und Kultusminister Michael Piazolo um die Darlegung der Beweggründe gebeten.

In dem nun vorliegenden Schreiben weist das Ministerium auf die "Kostenintensität" einer musischen Ausbildungsrichtung hin, die durch spezifische Erfordernisse wie die Ausstattung mit Instrumenten, eigenen Räumen und einem erhöhten Personalbedarf hervorgerufen werde. Des Weiteren sei durch einen musischen Zweig in Höchstadt ein "teilweise erheblicher Schülerrückgang" an den musischen Gymnasien in Erlangen und Forchheim zu erwarten.

Immerhin kommt das Ministerium zur Einsicht, dass in Höchstadt im musisch-künstlerischen Bereich beeindruckende Leistungen erbracht würden. In dieser Hinsicht interessierte und begabte Schüler würden an dieser Schule "bereits jetzt ausgezeichnete Entfaltungsmöglichkeiten und eine entsprechend hochwertige Förderung erhalten".

Wie Schulleiter Deinzer erklärt, werde das Gymnasium trotz der Absage aus München an seinem qualitativ hochwertigen musikalischen Angebot festhalten. Derzeit stehen dem Gymnasium im musischen Bereich sechs Lehrkräfte - und bei Bedarf weitere externe - zur Verfügung. Am Gymnasium gebe es eine Chorklasse, in der Schüler, die gern singen, zusammengefasst werden sowie eine Big Band. Aktuell sei eine Aufführung der "Carmina Burana" in Vorbereitung.

Schülerzahl wächst

Konkurrenz zu anderen Gymnasien sieht der Schulleiter nicht. Er setzt vielmehr darauf, "dass unsere Region eine interessante Region ist". Mieten und Wohnen in den Städten seien einfach zu teuer, was nicht zuletzt an den großen Neubaugebieten, beispielsweise in Adelsdorf, auszumachen sei. Dadurch werde am Höchstadter Gymnasium in den nächsten Jahren mit enorm steigenden Schülerzahlen gerechnet. Bei aktuell 1070 Schülern werden 1255 Gymnasiasten bis zum Jahr 2025 erwartet. Damit würden sich nach Ansicht des Kollegiums auch vermehrt Eltern für eine musische Ausrichtung entscheiden.

Dass er im Landrat und den Kreisgremien große Unterstützung für sein Anliegen findet, stellt Deinzer mit großer Freude fest. Auch wenn derzeit "eine gewisse Enttäuschung" festzustellen sei - werde man auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen.