Druckartikel: "Mini-Kerwa" in Höchstadt lockt Familien in den Engelgarten

"Mini-Kerwa" in Höchstadt lockt Familien in den Engelgarten


Autor: Christian Bauriedel

Höchstadt a. d. Aisch, Freitag, 25. Sept. 2020

Raus aus dem Corona-Tief: Im Engelgarten ist noch bis einschließlich Sonntag in einer Woche etwas geboten.
Fahrgeschäfte und Imbissstände locken derzeit Familien in den Engelgarten in Höchstadt. Für die Besucher eine bunte Abwechslung vom Corona-Alltag, für die Schausteller ein wichtiges Geschäft. Foto: Christian Bauriedel


Es ist ein ungewohnter Anblick in diesen Zeiten: Kinder, die sich nicht entscheiden können, in welches Fahrzeug des Karussells sie einsteigen sollen, Mama und Papa, die bei Bratwurst und einem Seidla an der Bierbank sitzen.

Im Höchstadter Engelgarten ist seit Mittwoch etwas los - eine Art "Mini-Kerwa" könnte man fast schon sagen. Noch bis einschließlich Sonntag, 4. Oktober, drehen sich dort täglich von 14 bis 22 Uhr die Fahrgeschäfte der Schaustellerfamilie Störzer.

Den Ausschank von Bier und anderen Getränken übernehmen die Höchstadter Kerwasburschen und das Team Riegler. Neben allerhand Gegrilltem und Gebrutzeltem fehlt auch der obligatorische Süßwarenstand sowie Kaffee und Kuchen nicht.

Eigentlich ist alles wie auf einem "richtigen" Fest vor Corona. Bis auf die Hygieneauflagen natürlich. Es läuft ab wie in einem Biergarten. Daten werden am Eingang registriert. Wenn man sich auf dem mit Bauzaun abgegrenzten Platz bewegt, herrscht Maskenpflicht. An allen Ecken stehen Spender mit Desinfektionsmittel.

"Nach jeder Fahrt werden die Lenker und Halterungen der Karussells desinfiziert. "Das Hygienekonzept funktioniert wirklich hervorragend. Die Leute halten Abstand, sie sind einsichtig", sagt Ramona Störzer.

Die 54-Jährige hält zusammen mit ihrem Bruder Karl-Heinz den Betrieb am Laufen - was in diesem Jahr nicht einfach ist. Die Höchstadter Schaustellerfamilie, die in einer normalen Saison vom Annafest, über Hirschaid, den Nürnberger Raum, bis nach Baden-Württemberg kreuz und quer unterwegs ist, hat es heuer wie alle Betriebe schwer gebeutelt.

Schlimmes Jahr für Schausteller

"Normalerweise wären wir dieses Wochenende auf der Röttenbacher Kerwa", sagt Ramona Störzer. Sie wolle nicht jammern, sie wisse, dass es allen schlechter geht in diesen Zeiten. Aber wer mit seinem Betrieb vom Vergnügen und dem Ausgelassensein abhängt, der hat es zur Zeit besonders schwer. "Das ist das schlimmste Jahr, seitdem ich auf der Welt bin", sagt sie. So gut wie alle Rücklagen seien aufgebraucht. "Wir hoffen nun darauf, dass der Weihnachtsmarkt in Forchheim stattfinden kann."

Die Preise an den Fahrgeschäften hätten sie bewusst nicht erhöht, sagt sie. Viele Leute haben selbst zu knapsen, sind auf Kurzarbeit. Mit der Idee, im Engelgarten einen "Rummel mit Abstand" aufzuziehen, seien sie auf die Stadt zugegangen, die ihnen keine Steine in den Weg gelegt habe. Nach eingehender Prüfung ihres Konzepts durch das Gesundheitsamt konnte es los gehen.

"Uns ist bewusst, dass wir hier keine Millionäre werden", sagt Störzer. Aber ein bisschen Umsatz in der Kasse, sei für den zehnköpfigen Betrieb überlebenswichtig. "Ansonsten suche ich mir eine Putzstelle."

Aber Ramona Störzer will lieber über Positives sprechen. Über die Gäste, klein und groß. "Die Leute wollen mal wieder raus. Es gibt einen großen Hunger auf Vergnügen und Ablenkung. Die Leute wollen endlich wieder was erleben."

Zwei Kindernachmittage

Noch bis Sonntag in einer Woche geht das im Engelgarten. Montag und Mittwoch, von 14 bis 20 Uhr, ist Kindernachmittag mit vergünstigten Fahrpreisen. Nun bleibt zu hoffen, dass das Wetter auch noch mitspielt.