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Mikroalgen neben der Biogasanlage im Weisachgrund


Autor: Pauline Lindner

Kleinweisach, Dienstag, 25. Juni 2013

Neben der Biogasanlage Kleinweisach sollen Algenkulturen entstehen. Die Algen werden zu Kosmetik und Nahrungsergänzung verarbeitet. Sie nutzen das anfallende Kohlendioxid und die Abwärme des Blockheizkraftwerks.
Grafik: Tanja Friedrich


Melvin Calvin erhielt 1961 den Nobelpreis für seine Erforschung der Photosynthese. Erforscht hat Calvin den komplizierten chemischen Reaktionsablauf an Mikroalgen der Gattung Chlorella. Und just diese Alge soll demnächst im Weisachgrund wachsen.

Keine Sorge, der Weisachgrund wird dann nicht mit einer grünen Schicht überzogen oder meterlange grüne Fäden ziehen sich durch die Gewässer.

Photosynthese ist die Methode, mit der Pflanzen ihre Lebensenergie mit Hilfe der grünen Farbkörperchen in der Zelle, dem Chlorophyll, gewinnen. Ausgangstoff ist für sie Kohlendioxid und als Abfall fällt Sauerstoff an. Chlorella gehört zu den mikroskopisch kleinen Winzlingen in der Lebewesengruppe der Algen. Und sie wird in einem geschlossenen Kreislauf gezüchtet.



Großes Grundstück gesucht

Begonnen hat die Geschichte mit der Zuchtanlage bei Kleinweisach durch einen geschäftlichen Kontakt von Gerhard Eyßelein, der in der Branche alternative Energien tätig ist. Er erfuhr, dass die Firma Weber GmbH aus Aschaffenburg ein großes Grundstück in der Nähe einer Biomasseanlage sucht. Neben der von Kleinweisach hat Eyßelein ein Grundstück.

Die Nähe ist wichtig, denn bei der Vergärung von Biomasse durch Bakterien entsteht Methangas und Kohlendioxid. Vor allem, wenn das Methan gereinigt in das Gasleitungsnetz eingespeist werden soll, bleibt das Kohlendioxid übrig.

Für Mikroalgen ist das Kohlendioxid gewissermaßen das täglich Brot. Wie Pflanzen gewinnen sie daraus ihre Energie und wachsen und vermehren sich. Wenn sie genug Licht, Wärme und Wasser haben. Die Wärme vor allem für das abschließende Trocknen der Algenmasse, soll bei dem Kleinweisacher Vorhaben auch von der Biogasanlage kommen. Wasser wird nicht viel benötigt, nur die Beckenfüllung zu Beginn. Denn nach dem Zentrifugieren fließt das "blanke" Wasser wieder in die Becken zurück.

Ansatz aus den 90ern

Diese Lebensweise der Algen brachte schon in den 90er Jahren Karl-Hermann Steinberg auf die Idee, mit Hilfe der Algen Industrieabgase von Kohlendioxid zu reinigen. Aus diesem Ansatz entwickelte er eine Technik mit Hilfe von riesigen Glasröhren Chlorella-Algen zu züchten. Seit 1999 läuft diese Anlage in der Altmark.

Der Anlagenbauer Weber hat einen anderen technischen Ansatz, der mit weniger Licht auskommen soll. LED-Platten leuchten die aquarienartigen Behältnisse aus. "Die Firma garantiert, dass in 100 Kubikmetern Wasser täglich 100 Kilogramm Algen erzeugt werden können", sagt Eyßelein. Der Grundstückseigentümer ist überzeugt von dem Vorhaben.

Kosmetika aus Algen

Finanziell, so sagt er, könnte er die Millioneninvestition allein nicht stemmen. Deshalb sucht man derzeit Investoren. An Mikroalgen-Kultivierung interessiert zeigten sich viele, denn die getrockneten Algen werden zu Kosmetika und Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet.

"Im Grunde enthält die Alge alle Stoffe, die der Mensch zum Leben braucht", fasst es Eyßelein kurz zusammen. Bernd Ihlow, der Techniker aus Aschaffenburg, beschreibt das Endprodukt der Kultivierungsanlage so: "Nach dem Zentrifugieren schaut das aus wie grünes Nutella." Nur: Es lässt potenzielle Investoren zögern, da eine völlig neue Technik eingesetzt werden soll. So musste Eyßelein den vorgesehenen Baubeginn im vergangenen Herbst verstreichen lassen. Nun hofft er, die Entscheidungen fallen bald.

Ein Schrittchen zur Verwirklichung wurde schon getan: Das Landratsamt nimmt Eyßeleins Grundstück aus dem Landschaftsschutzgebiet Steigerwald heraus, wenn das Bauvorhaben seinen kommunalen Verwaltungsweg nimmt.

Hans Leuchs, der Sachgebietsleiter des Umweltamts im Landratsamt, hat keine Bedenken gegen diese Art von Produktion. "Der positive Kreislauf ist klimaschutzmäßig bewiesen", sagt er. Und: "Die Aquakultur von Algen hat nichts mit Gentechnik zu tun", betont Leuchs ausdrücklich.