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Media-Markt-Einbrecher vor Gericht


Autor: Nikolas Pelke

Erlangen, Dienstag, 22. Sept. 2015

Auf Media-Märkte hatte sich ein Einbrecher aus Rumänien spezialisiert. Am Dienstag musste sich der 33-Jährige vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Das Urteil soll an diesem Freitag gesprochen werden.
Eine Dolmetscherin übersetzte dem Angeklagten (2. v. r.), was ihm vorgeworfen wird. Foto: Nikolas Pelke


Anstatt zu arbeiten, ist ein Bauarbeiter lieber in Media-Märkte eingebrochen. Zimperlich ist der 33-jährige Angeklagte aus Rumänien bei seinen Beutezügen nicht vorgegangen. Dumm waren er und seine Kollegen aus seinem Heimatland ebenfalls nicht. Mit einem ausgeklügelten Plan sind die Täter vorgegangen.
Als der Angeklagte im März 2013 den Media-Markt in Erlangen mit weiteren Komplizen leerräumte, versperrten sie vorher die Zufahrtswege. Damit die Polizei nicht so schnell anrücken konnte, verschlossen sie die Eingangstore mit simplen Fahrradschlössern. Mit einem Brecheisen hebelten sie gegen 22.30 Uhr eine Tür zum Media-Markt mit Gewalt auf.
Während ein Täter draußen Schmiere stand, gingen zwei andere Täter in dem Laden auf die illegale "Shopping-Tour". Die Einkaufsliste liest sich wie der Wunschzettel eines Smartphone-Freaks.

Reihenweise packten sie die neuesten Mobiltelefone der angesagtesten Marken ein. Besonders oft landeten iPhones in ihrem Einbrecherbeutel.
Viel Zeit ließen sich die Täter beim "Shopping" nicht. In wenigen Minuten hatten sie das Diebesgut zusammengerafft. Dafür schlugen der Angeklagte und seine Komplizen zahlreiche Glasvitrinen ein. Dass die Alarmanlage losging, störte die Einbrecher nicht im geringsten. Wie geplant verdufteten sie in Windeseile über die Rückseite des Gebäudes mit den Säcken in den Dunkelheit. Für den schnellen Fluchtweg hatten sie vorher extra ein großes Loch in den Zaun zum Nachbargrundstück geschnitten. Auch ein Fluchtwagen wartete am Hinterausgang bereits auf die Täter. Um die Beute zu Geld zu machen, verschickte der Angeklagte die geklauten Handys einfach per Post nach Rumänien.
Während Staatsanwalt Stefan Rackelmann die scheinbar endlos lange Liste der geklauten Handys vorliest, schaut der Angeklagte mit den kahlgeschorenen Haaren und der Bodybuilder-Figur regungslos auf den Boden. Eine Frau übersetzt dem Angeklagten jedes einzelne Handy in seine Muttersprache. Auf rumänisch heißt iPhone übrigens auch iPhone. Allein das Verlesen der Beuteliste mit den bizarren Namen und Typenbezeichnungen hat am Dienstag vor dem Landgericht eine halbe Stunde gedauert.
Allein aus dem Media-Markt in Erlangen hat der Angeklagte Waren im Wert von über 60 000 Euro mitgehen lassen. Irgendwann während der endlosen Litanei von Galaxys S6, iPhones 5s und HTC Ones beginnt der Angeklagte mit dem kahlen Kopf und dem breiten Kreuz zu weinen. Richterin Christine Fuchs nimmt kurz die Augen aus den von ihr auf dem Tisch liegenden Akten und versucht vergeblich, Blickkontakt mit dem Rumänen aufzunehmen.
Nach dem gelungenen Bruch in Erlangen ist der Angeklagte mit seinen Kumpanen in den Media-Markt in Nürnberg eingebrochen. Auch hier erbeutete der Angeklagte mit seinen Kollegen aus der Heimat auf vergleichbare Art und Weise zahlreiche Mobiltelefone. Als Einkaufstüten nahmen die Täter diesmal große Säcke für Gartenabfälle mit. In Nürnberg hatten sie allerdings Pech. Die Polizei war zu schnell am Tatort. Die Einbrecher ließen die prall gefüllten Säcke mit über 250 Handys im Gesamtwert von über 70 000 Euro unweit des Ladens auf der Flucht vor der Polizei zurück.


Flucht aus Franken

Nach diesem Missgeschick verließ der Angeklagte mit seinen Kollegen das Frankenland und fuhr mitten in der Nacht an den Bodensee. In Überlingen stiegen sie erneut in einen Elektro-Markt ein. Diesmal erbeuteten sie mit der bewährten Methode 24 iPads, 88 Mobiltelefone und eine Speicherkarte im Gesamtwert von knapp 40 000 Euro.
Mittlerweile hatte sich die Polizei allerdings an die Fersen der genauso cleveren wie dreisten Einbrecher-Bande aus Osteuropa geheftet. Einer der zahlreichen Täter aus der Gruppe der "Elektronikmarkt"-Spezialisten führte die Behörden schließlich auf die Spur des 33-jährigen Angeklagten, der zum Tatzeitpunkt in Kassel gewohnt hat. Das Urteil soll am Freitag gesprochen werden.