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Mauerreste lassen Geschichte aufleben


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Dienstag, 06. Sept. 2016

Bei der Umgestaltung der Höchstadter Hauptstraße mischen jetzt auch Archäologen mit.
An den Mauerresten sieht man deutlich, wo in der Hauptstraße das Bamberger Tor stand. Foto: Andreas Dorsch


Nein, die Geschichte Höchstadts muss nicht umgeschrieben werden. "Aber der Erkenntniszuwachs ist gigantisch", sagt Karl Heinz Feuerlein, Zweiter Vorsitzender beim Heimatverein und Leiter der archäologischen Arbeitsgruppe. Mit der Umgestaltung der Hauptstraße kommen bei den Bauarbeiten immer mehr Zeugen der Vergangenheit ans Tageslicht.

Und die bestätigen jetzt, was Feuerlein und seine Kollegen erwartet hatten. Auf Höhe des Grabens stand auf der Hauptstraße einst ein Tor, das zum zweiten steinernen Befestigungsring um die Stadt Höchstadt gehörte. Teile des Fundaments dieses im 14. oder 15. Jahrhundert errichteten Bauwerks wurden freigelegt und geben konkreten Aufschluss über Standort und Dimension dieses Bamberger Tores und der Stadtmauer.



Mit Susanne Schmidt und Sebastian Gierschke haben sich zwei Archäologen vom Archäologie-Service Franken der geschichtsträchtigen Sandsteine im Höchstadter Untergrund angenommen. Sie arbeiten im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege und dokumentieren alles, was gefunden wird.

Langfristig ans Tageslicht befördert werden die Steine nicht. Wie Archäologe Gierschke erklärt, werden die Reste von Mauer und Torhaus genau dokumentiert, mit einem so genannten Geo-Vlies und einer Schutzschicht aus Sand abgedeckt und das Ganze wissenschaftlich aufbereitet. Die Steine unter einer Glasplatte sichtbar zu lassen, komme schon aus Kostengründen nicht in Frage.

Karl Heinz Feuerlein freut sich, jetzt erstmals genau dokumentieren zu können, wo das Bamberger Tor mit seinem Torhaus genau stand und welche Ausmaße es hatte. Gierschke schätzt die Breite der Durchfahrt auf fünf Meter.

Feuerlein und dem Heimatverein schwebt vor, die Umrisse des Tores im künftigen Pflaster der Hauptstraße kenntlich zu machen und auf einer Infotafel aufzuklären. Demnächst wolle man dem Stadtrat einen konkreten Vorschlag machen, kündigt er an.

Dokumentiert und dann ausgebaut werden dagegen Steine, die die Archäologen dem ältesten Höchstadter Straßenpflaster zuordnen. Etwa 1,20 Meter unter der heutigen Fahrbahndecke sind die Bauarbeiter auf diesen Straßenbelag gestoßen, der laut der Experten aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammen könnte. Die Steine liegen allerdings genau dort, wo die neue Wasserleitung durch muss.

Dass in diesem Bereich was zu finden ist, weiß Feuerlein noch aus seiner Kindheit. Als 1964 der Kanal in der Hauptstraße ausgewechselt wurde, sind dem kleinen Karl Heinz die alten Steine bereits aufgefallen. Nur war damals Denkmalpflege noch ein Fremdwort.