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Lothar Matthäus besucht Heimatverein FC Herzogenaurach - und spricht über Zukunft


Autor: Daniel Ruppert

Herzogenaurach, Mittwoch, 31. Mai 2017

Bei der Rückkehr zu seinem Jugendverein sprach Matthäus über Jugendarbeit, das Beinahe-Ende seiner Karriere und ein Engagement bei 1860 München.
Mit dem FCH-Vorsitzenden Walter Nussel (li.) und dem sportlichen Leiter Rudi Litz (re.) enthüllt Lothar Matthäus das Schild. Zu diesem Zeitpunkt wusste der Ex-Profi noch nicht, was unter der Decke steckt. Nachdem er sich bedankt hatte ("Das macht mich stolz und ist eine große Ehre") merkte Matthäus schmunzelnd an: "Das müsst ihr fei auch aufhängen."  Fotos: Daniel Ruppert


Ein paar Dutzend Menschen stehen am Sportgelände des FC Herzogenaurach. Von der lokalen Zeitung über das Frankenfernsehen und den Bayerischen Rundfunk bis zu Sky-Sport sind etliche Medien vertreten.

Grund ist nicht ein besonderes Fußballspiel Am Weiherbach, sondern der Besuch von Lothar Matthäus, dessen Karriere vor 45 Jahren hier begann. Sogar ein paar Schüler waren mit ihrem Lehrer gekommen, um den Star aus der Nähe zu sehen.

Dumm nur, dass zwei Kinder am Morgen im Kleiderschrank zu Adidas-T-Shirts gegriffen hatten. Mit dem Hinweis, dass es sich um eine Puma-Veranstaltung handele, wurde die Klasse fortgeschickt.


Kameras überraschen Matthäus

Der Fernseh-Experte Matthäus wirkt selbst überrascht, als er aus dem Auto steigt. "So viele Kameras hier in Herzogenaurach?" fragt der einstige Weltfußballer ungläubig. Nachdem ihn der Vereinsvorsitzende und CSU-MdL Walter Nussel begrüßt hat, will der inzwischen 56-Jährige wissen, was sich seit seinem letzten Besuch getan habe. "Viel", antwortet Nussel, "aber das wirst du gleich selbst sehen".

Ohne die Medienmeute im Schlepptau darf sich der Ex-Bayern-Spieler zunächst alleine im neuen Raum namens "Heimkabine" umschauen. Als die Fotografen und Schreiber ebenfalls hinein dürfen, sehen sie, dass sich hier künftig nicht die Akteure des FCH umziehen. Vielmehr ist es eine Art kleines Museum mit Urkunden, Bildern, Trikots und sonstigen Erinnerungsstücken aus der 101-jährigen Klubgeschichte.

An der Wand mit seinem Konterfei bleibt Matthäus stehen. Sein Finger wandert nicht zu den aufgelisteten Erfolgen - unter anderem Weltfußballer 1990 und 1991, sieben Mal deutscher Meister sowie Weltmeister 1990 - sondern zu seiner ersten Station: 1972 bis 1979 FC Herzogenaurach.

Ob der Verein irgendwann wieder einen Weltfußballer hervorbringen könne, wird Matthäus gefragt. Bei 350 Jugendlichen in 23 Nachwuchsteams sollte die Wahrscheinlichkeit eigentlich größer sein als zu Kindheitszeiten des prominenten Gasts. "Damals hatte ein Verein vielleicht drei Juniorenmannschaften", erinnert sich der 56-Jährige. Wichtig sei, dass die Kids hier gut aufgehoben seien und Spaß am Kicken hätten, aber man brauche eben auch das Quäntchen Glück.


Mit 14 Jahren abgelehnt

Das hatte Matthäus zunächst nicht. "In der Bayernauswahl wurde ich mit 14 abgelehnt, weil ich zu klein war", erzählt er. Doch gerade gegen Ältere und Größere anzutreten, habe ihn stärker gemacht, so dass er 1979 den Sprung zur Borussia nach Mönchengladbach schaffte und in München schließlich zu einem der besten Fußballer Deutschlands aller Zeiten reifte.

Kein Wunder, dass er seit Jahren als Trainer einer Profimannschaft im Gespräch ist. Ein Engagement bei 1860 München schloss er aber kategorisch aus: "Der Abstieg war keine Überraschung. Dort läuft schon seit 15, 20 Jahren einiges falsch." Überhaupt sei er momentan glücklich und zufrieden mit dem, was er tue, doch "man soll ja nie nie sagen", ergänzte Matthäus.

Analog zu seiner Ehrung vom DFB überreichte ihm Nussel die Ehrenspielführerwürde des FCH. Mit der weißen Binde um den Arm ging es raus zum Kunstrasenplatz, wo er für einen Plausch mit der "Puma"-Jugend stehenblieb. "Bei uns gab es nur schwarz-weiße Schuhe", erklärte er den Kindern mit Blick auf deren buntes Schuhwerk.

Auf die Frage, wer schon mal ein Tor geschossen habe, gingen erwartungsgemäß fast alle Finger nach oben - auch die des Torwarts. Begründung: "Unser Torwart ist heute nicht da, deshalb habe ich das Trikot an."
Übrigens: Der Kunstrasenplatz heißt künftig Lothar-Matthäus-Sportplatz.