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Maschinenring Regnitz-Franken: Disponenten für 2133 Landwirte


Autor: Pauline Lindner

Hannberg, Dienstag, 11. Juni 2013

Der Maschinenring Regnitz-Franken besteht seit 50 Jahren. Er reicht von Schlüsselfeld im Norden bis Gräfenberg im Osten und im Süden tief ins Knoblauchsland. Gründungszweck war die Mechanisierung der Landwirtschaft.
Stephan Spitzer, Bernd Friedrich, Rudolf Groß und Ralf Wagner Fotos: Pauline Lindner


Weder Trecker noch Mähdrescher parken auf dem Hof vor der Maschinenring-Geschäftsstelle in Hannberg. "Wir haben auch gar keine Maschinen", erklärt Geschäftsführer Ralf Wagner gleich. "Wir vermitteln an Landwirte Maschinen und Personal. Nun seit 50 Jahren."

Mit dem Beruf des Disponenten kann man seine Tätigkeit und die der Mitarbeiter gut vergleichen. "Manchmal muss es schnell gehen", sagt Christa Eyßelein. Dabei denkt sie vorrangig an Fälle, in denen der Landwirt oder die Bäuerin plötzlich ausfallen und Vieh zu versorgen ist.

Ein klassischer Einsatzfall für die landwirtschaftlichen Betriebshelfer. Sie brauchen reichlich technische Kenntnisse und eine große Bandbreite an Fachwissen. "Eine allein wirtschaftende Bäuerin erkrankte vor einiger Zeit und wir brauchten jemand, der in der Lage war, acht Kühe von Hand zu melken", nennt Wagner als ungewöhnlichsten Fall.

Behelfen musste man sich hier mit einer mobilen Melkmaschine.

Industrie suchte Arbeitskräfte

1963, so Wagner, wäre so eine Situation noch alltäglich gewesen. "Damals war die hiesige Landwirtschaft noch von Handarbeit geprägt, besonders die vielen kleinen Betriebe." Sie konnten sich die damals "großen" Maschinen nicht leisten und zudem suchte die Industrie nach Arbeitskräften. Deshalb beauftragte die Staatsregierung Sparkassen und Raiffeisenorganisation sogenannte Maschinenbanken ins Leben zu rufen.

Dort konnte sich der Bauer zum Beispiel einen Mähdrescher für die Getreideernte ausleihen.Heute gibt es das auch noch, aber meist kommt der Mähdrescher mit Fahrer, denn die Bedienung heutiger Maschinen muss länger eingeübt werden. Zudem lassen manche Landwirt eine ganze Arbeitskette via Maschinenring erledigen, entweder durch einen Berufskollegen der Kapazitäten frei hat oder durch einen Lohnunternehmer, der über den entsprechenden Maschinenpark und/oder über Lagermöglichkeiten verfügt. Dieser Service ist oft, so Wagner, bei Gülle gefragt, wenn der Landwirt sie nicht mehr ausbringen konnte.

Logistik für Biomassegaswerk

Ein "Sonderfall" ist die Biomasseliefergesellschaft". Hier übernimmt der Maschinenring die ganze Logistik für den Vertrags-Landwirt und bringt "ab Halm" die Frucht zum Biomassegaswerk der Fürther Stadtwerke in Seugendorf. Im Umkreis von etwa 20 Kilometern haben sich Landwirte dazu durch langfristige Verträge gebunden. "Für unsere Mitglieder aus dem nördlichen Raum bis Schlüsselfeld, aus dem südöstlichen Landkreis Forchheim oder aus dem nördlichen Knoblauchsland wäre die Anfahrt zu weit. Dafür sind welche aus dem Landkreis Neustadt dabei", erklärt Wagner.

Rechtsform Verein

Der Maschinenring Regnitz-Franken, ein Verein, ist aus mehreren selbstständigen Ringen zusammengewachsen, weshalb sein Einzugsgebiet den Landkreis Erlangen-Höchstadt überschreitet. Sein stellvertretender Vorsitzender Bernd Friedrich beispielsweise hat seinen Obstbaubetrieb in Lilling bei Gräfenberg und ist zugleich Lohnunternehmer. "So kann ich meine vorhandenen Maschinen auslasten", sagt er.

Pflügen mit GPS

40 bis 50 Lohnunternehmer sind für die Mitglieder des Maschinenrings tätig. Ihren Einsatzort vermittelt der Verein und übernimmt auch die Abrechnung mit dem beauftragenden Landwirt. "Das ist recht praktisch, besonders in der arbeitsintensiven Zeit", sagt dazu Rudolf Groß, der Vereinsvorsitzende. Er ist Spargelanbauer und stützt sich bei dieser Feldfrucht auf die Leistungen des Maschinenringsverbunds Mittelfranken, des jüngsten Kindes. Es bietet ein GPS-Korrekturprogramm, das eine zentimetergenaue Arbeit auf den Feldern ermöglicht. "Für mich ist das wichtig, damit die Dämme für den Spargel genau dort gezogen werden, wo darunter die Frucht wächst." Und er besitzt ein seltenes Gerät, das er über den Maschinenring verleiht: ein Drainagenspülgerät.

Zubrot für Landwirte

Rund 15 Jahre ist der Maschinenring schon am Biomasseheizwerk Forchheim beteiligt, zusammen mit Waldbauernvereinigungen. Die Belieferung mit Holz bringt den Landwirte ein zusätzliches Einkommen. Ähnlich ist das auch bei der MR-Frankenring GmbH. Sie kümmert sich um Zuerwerb außerhalb der Landwirtschaft, vor allem durch Winterdienst und Grünpflege für Kommunen.