Manfred Welker zieht es ins Herzogenauracher Rathaus
Autor: Sabine Memmel
Herzogenaurach, Freitag, 28. Februar 2014
Der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler will nicht länger bloß Stellvertreter sein. Zum zweiten Mal kandidiert er als Rathaus-Chef und sieht sich in der Stichwahl.
Es ist eine gewisse Grundskepsis, die sich immer wieder in Manfred Welkers Gesicht zeigt. Die Stirn runzelnd, der Blick fragend. Mit seinem Fahrrad läuft er durch die Altstadt. Das hat er hier immer dabei. Dass man sich zum Interview getroffen hat, scheint fast eher wie ein Zufall. Zumindest legt der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler nicht sofort mit seinem Wahlprogramm los - wie es Politiker sonst eigentlich gerne mal tun. Im Gegenteil. Fast schweigend läuft er die wenigen Schritte bis zum Eiscafé Cortina. Die Sonne scheint. Viele sitzen draußen. Und auch Welker, in Jeans und Sakko, will seinen Cappuccino unter freiem Himmel genießen.
Bereits vor einem Jahr hat der 50-Jährige sich dazu entschieden, es noch einmal zu versuchen. Noch einmal als Bürgermeister zu kandidieren. "Ich wurde vielfach angesprochen. Nicht nur von den Freien Wählern, auch von Leuten auf der Straße", erzählt er ein bisschen stolz.
Viele ehrenamtliche Jobs
Seit sechs Jahren sitzt Welker im Stadt- und Kreisrat, seit 2011 ist er sogar Hackers Stellvertreter. Er versteht das Bürgermeisteramt als Fortführung seines ehrenamtlichen Engagements. Pfarrgemeinderat der Stadtpfarrei Herzogenaurach, Kreisheimatpfleger des Landkreises, Mitglied der Kolpingsfamilie und der Jagdgenossenschaft - Welker ist vielfältig aktiv, setzt sich vielerorts ein. "Als Bürgermeister engagiere ich mich dann für alle Bürger."
Was er konkret für Herzogenaurach vor hat, erzählt er nur auf Nachfrage. Welker scheint nicht der Typ, der sich verkaufen möchte. Gibt oft nur ellipsenhafte, knappe Antworten. Nur, als er eher nebenbei auf Lothar Franz von Schönborn, dem Erbauer des Herzogenauracher Schlosses, zu sprechen kommt, entsteht zumindest eine kurze Ahnung davon, wie ausführlich und begeistert er doch werden kann. Welker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. "Mich interessiert alles mit Baukunst. Ich lese sehr viel, vor allem ältere Literatur."
A propos Baukunst. Mit ihr beschäftigt er sich auch in seiner Heimatstadt. Gegen eine Tiefgarage auf dem Hubmann-Areal, wie es Bürgermeister Hacker vor hat, hätte der Kandidat nichts einzuwenden: "Es wäre eine Erleichterung und eine Möglichkeit, die Parksituation zu entzerren. Man muss es ja ohnehin aufmachen." Ein Teil des Rathauses, unter anderem die Stadtbücherei, könnte dann darüber seinen neuen Platz finden. Das Rathaus selbst würde Welker - sofern er gewählt wird - von einem Architekturbüro untersuchen lassen, um die Kosten einer Sanierung und eines Neubaus gegenüberstellen zu können. "Herzogenaurach ist nicht arm, aber Geld zum komplett Verschwenden hat es auch nicht", findet Welker.
Zusätzlicher Supermarkt
Ähnlich sieht er das beim Vereinshaus. Das muss saniert werden - für Welker steht das außer Frage. Ob es aber einen neuen Standort braucht, da ist er sich nicht ganz sicher. "Ich könnte es mir auch dort gut vorstellen, wo es jetzt ist", sagt er. Immerhin gehe man nach einer Veranstaltung häufig noch etwas trinken oder essen. "Das sind wichtige Synergieeffekte."
Der Kandidat könnte sich auch einen weiteren Supermarkt in der Altstadt gut vorstellen: "In der oberen Hauptstraße existierte ein Verbrauchermarkt, das Gebäude steht noch. Bevor ein neuer Supermarkt gebaut wird, sollte eher über eine Wiederinbetriebnahme nachgedacht werden." Auch Ladestationen für E-Bikes und E-Mobile würde der gelernte Schlosser gerne auf den Weg bringen. "Vielleicht könnte man auch einführen, dass die erste halbe Stunde, in der man im Innenstadtbereich parkt, umsonst ist."
Doch bei all dem, was die Innenstadt betrifft, will Welker auch die Ortsteile nicht vergessen: "Auch sie wollen beachtet und ernst genommen werden. Es gibt nicht nur Herzogenaurach." Radwege erschließen, Wlan ausbauen, Vereine unterstützen - all das möchte er im Blick behalten.
Doch jetzt geht es für Welker erst einmal zurück nach Hause. Er schwingt sich aufs Fahrrad und radelt los. Hinein in die Altstadt, vorbei an den vielen Menschen, die immer noch die Sonne genießen.