Maiswurzelbohrer: Der Schrecken auf den Feldern
Autor: Petra Malbrich
, Mittwoch, 20. Mai 2015
Eingewanderte Insekten bedrohen auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt immer häufiger Menschen und die Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass es bislang keine wirksamen oder nur wenig erprobte Mittel zur Gegenwehr gibt.
Solange das Monitoring bis vergangenes Jahr Pflicht war, hat sich der Maiswurzelbohrer in Höchstadt nicht blicken lassen. Aber das Landwirtschaftsamt in Fürth hat auch heuer sogenannte Lockfallen ausgelegt und prompt wurde dieses importierte Tier in Herzogenaurach gesichtet, wie Joachim Nagy, Fachberater für Pflanzenschutz und Ressourcenschutz erzählt. Begeistert war man davon eher nicht.
In den USA hat dieser Käfer schon Milliardenschäden verursacht. Von dort kam der Käfer in den 90er-Jahren auch zu uns. Als die amerikanischen Soldaten mit dem Flugzeug in den Kosovokrieg zogen, saß der Wurzelbohrer wohl auf dem einen oder anderen Kleidungsstück, und er hat sich in den vergangenen 22 Jahren zu uns vorgearbeitet.
Ein Transitkäfer
"Wir gehen davon aus, dass er ein Transitkäfer ist", sagt Nagy. Denn auffällig ist, dass sich der Käfer entlang der Autobahnen ausgebreitet hat. "Es ist ein Schädling, den man nur bekämpfen kann, indem man die Fruchtfolge einhält. Man muss ihn aushungern", betont der Fachberater und gibt damit den Hinweis, wo das eingewanderte Tier am meisten Schaden verursacht - in der Landwirtschaft, beim Maisanbau, wie es der Käfer schon im Namen trägt.
Alles hat seinen Preis. Denn durch die Energiewende, die immer mehr Biogasanlagen gefordert hat, wird vermehrt Mais angebaut. "2014 betrug in Höchstadt die Maisanbaufläche 3500 Hektar, 2010 waren es 2400 Hektar", informiert Nagy, der meint, dass nun das Ende Fahnenstange erreicht sei, da keine oder kaum mehr Biogasanlagen gebaut würden.
Wenn die Larven des Maiswurzelbohrers im Juli schlüpfen, fressen sie die Wurzeln, der Mais bleibt nicht stehen. Ähnlich geht der Maiszünsler vor, eine Schmetterlingsart, aus Asien und Südeuropa, die ebenfalls Mais befällt, wie Ottmar Braun, Pressesprecher des Bauernverbands Mittelfranken sagt.
Larven zerstören Stängel
Dieser Falter legt seine Eier, je Weibchen 300 Stück, auf den Maisunterblättern ab. Die Larven fressen sich in die Stängel, höhlen sie aus und der Mais knickt ab. In den Stängeln und auch im Kolben sind die Bohrlöcher zu sehen, Pilze können sich ausbreiten. Die Leitungsbahnen sind gestört, die Pflanzen kann kein Wasser und keine Nährstoffe aufnehmen. "Das ist wie ein Mensch ohne Organe", vergleicht Nagy den Schaden, den der Maiszünsler anrichten kann.
Im Aischgrund hatte man schon immer Schäden durch den Falter oder seine Larven. Aber: "Wir haben den Maiszünsler gut im Griff, da die Landwirte nicht mehr ackern, sondern die Stoppeln zerkleinern und wieder unterpflügen", erklärt Nagy. Außerdem gibt es einen Warndienst, der den Landwirten den Flughöhepunkt mitteilt.
Zwei Wochen später, wenn die Larven geschlüpft sind, kann die chemische Keule eingesetzt werden. Das machen Landwirte nicht gern, da die Frucht schon zu hoch steht, abbrechen würde und Spezialschlepper für die chemische Bekämpfung benötigt würden.
Fast schon als einheimisch betrachtet wird der Kartoffelkäfer. Aber auch er ist ein Einwanderer, kam in den 30er-Jahren mit Schiffen aus Colorado, erzählt Braun.
Weniger Probleme in der Landwirtschaft direkt, aber bei für die Landwirtschaft nützlichen Tiere, macht die Varroamilbe. Dieser Parasit schwächt die Biene, "ein sympathisches und wichtiges Tier für die Landwirtschaft", sagt Ottmar Braun vom Bauernverband. Dass die Bienen gesund sind, ist deshalb das größte Interesse der Landwirte.
Die Milbe wurde aus Asien und dem Osten importiert. Oft durch die Bienenzüchter selbst, die ihre Königinnen weltweit austauschten. Bekämpft werden kann die Milbe durch chemische Mittel. Trotzdem muss man, wie bei jedem chemischen Einsatz aufpassen, dass die Biene oder eine Pflanze nicht selbst geschädigt wird.
Den asiatischen Laubholzbockkäfer nennt Braun noch als eingewanderten Schädling. "Er befällt gern Laubhölzer wie die Buche", erklärt Braun. Die Vorgehensweise des Käfers ist einfach: Er frisst kreuz und quer Löcher in das Holz. Für die Möbelindustrie sei das Holznicht mehr zu gebrauchen, es taugt nur noch als Brennholz.
Auf dem Seeweg
Über Paletten der Industrieerzeugung wurde der Laubholzbockkäfer aus Asien eingeführt. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten führt regelmäßige Importkontrollen durch, wie Ullrich Beyer erzählt. Mitarbeiter fahren zu den Häfen und kontrollieren die Verpackung. "Wir versuchen die Einschleppung zu verhindern", sagt Beyer. Probleme mit dem Käfer gibt es deshalb hier noch nicht.
Entwarnung kann auch der Arzt Dieter Lederer vom Gesundheitsamt Höchstadt geben, was die Tigermücke betrifft. Sie ist hier noch nicht gesichtet worden. "Wir beobachten mit großer Sorge, dass diese Mücke mit der globalen Erwärmung hierher kommt", sagt Lederer. Zwei Ereignisse müssen noch zusammentreffen: Die Tigermücke, die einer heimischen Stechmücke ähnlich sieht - nur weiß gestreift ist - muss da sein, und sie muss den relevanten Erreger tragen.
Vom Robert Koch Institut wird die Tigermücke genau beobachtet. Mücken, durch die man an der sogenannten Flughafenmalaria erkranken kann, haben in der Region glücklicherweise noch keinen Schaden angerichtet. Solche Mücke sitzen irgendwo in der Kleidung eines Flugpassagiers. Der geht von Bord und die Mücke sticht irgendeinen Passanten.
Schützen kann man sich vor Mücken durchaus. "Im Moment schützen wir uns hier nicht wegen der Krankheiten, sondern wegen der Lästigkeit", sagt Lederer. Helle Kleidung ist gut. Die meisten Mücken sind dämmerungsaktiv. Die Kleidung sollte die Handgelenke und Fußknöchel bedecken und man sollte Sprays auftragen. "Zedernöl ist nicht so gut gegen die aggressiven Mücken", betont Lederer.