Mahnwache in Höchstadt: Fukushima verändert nur langsam
Autor: Maria Leicht
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 12. März 2015
Zum vierten Jahrestag des Reaktorunglücks in Fukushima erinnerte das "Aktionsbündnis Energiewende Höchstadt" an die Opfer und die bis heute spürbaren Folgen. Rund 20 Menschen versammelten sich auf dem Höchstadter Marktplatz.
Wirkliche Veränderungen vier Jahre nach der Atomkatastrophe in Japan kann Lisa Maier, Mitinitiatorin des Aktionsbündnisses Energiewende Höchstadt, zumindest auf Bundesebene und in der bayrischen Politik keine erkennen. Eher eine Ausbremsung sei zu bemerken.
Rein rechnerisch stelle sich die Situation besser da, erklärt Maier. "Die erneuerbaren Energien sind hochgefahren." Am Mittwoch wurde in Höchstadt der Opfer von Fukushima mit einer Mahnwache gedacht, aber auch über Atomkraft und ihre Alternativen auf der ganzen Welt gesprochen.
Die Höchstadter Zusammenkunft war dabei eine von über 200 Mahnwachen im Laufe der Woche, die in ganz Deutschland stattfinden, berichtet Maier. Bundesweit aufgerufen habe dazu die Anti-Atom-Organisation "Ausgestrahlt". Auf den Höchstadter Marktplatz kamen am Mittwoch rund 20 Menschen. "Es sind Leute da, die vor vier Jahren schon einmal da waren, aber auch neue Gesichter", sagte Maier, die nach ihrer kurzen Begrüßung mit einer Schweigeminute auch auf die zukünftigen Opfer, die unter den Folgen der Atomkatastrophe litten, aufmerksam machen wollte.
Gleichgültigkeit in Japan
Unsachgemäße Entsorgung des Strahlenabfalls rund um den beschädigten Reaktor beklagte Karl Heinz Biendarra, Mitinitiator des Aktionsbündnisses. Dieser Abfall lagere in Säcken auf der Erde.
Nach Biendarras Informationen schätzten die Vereinten Nationen, dass die Aufräumarbeiten in Fukushima rund 40 Jahre dauern werden. "Man hat kein Konzept, aber erzeugt auch im Normalbetrieb weiter Abfälle", fasste er die Problematik nicht nur um den Atommüll in Japan zusammen. Michiko Flessel aus Lonnerstadt bedauerte während der Mahnwache das mangelnde Bewusstsein vieler Japaner gegenüber den Gefahren der Atomenergie. "Mir passiert nichts in Tokio", sagten ihre Geschwister, die dort leben.
Dabei stelle sie sich selbst die Frage, wie man der Atomtechnik so blind vertrauen könne, gerade weil Japan Erdbebengebiet sei. "Jeder muss denken, dass ich betroffen sein könnte", mahnt Flessel, die aus der japanischen Hauptstadt stammt, aber bereits seit 42 Jahren in Deutschland lebt.
In einer offenen Gesprächsrunde diskutierten die Teilnehmer der Mahnwache nicht nur über den geringen Einsatz von Photovoltaik-Technik in Spanien oder Frankreich - Länder, die viele Sonnenstunden zu bieten hätten -, sondern auch die Nutzung von Wasser- und Windkraft in der Region wurde thematisiert. Auf lokaler Ebene bemerkte Maier doch einige Veränderungen.
"Man muss dran bleiben, aber es tut sich was. Das macht Hoffnung", sagt die Mitinitiatorin des Bündnisses. So würde sie mit ihren Kollegen Karl Heinz Biendarra und Sabine Kursch im Energie-Team Höchstadt beispielsweise bei den Sanierungsarbeiten an der Grundschule Süd um Rat gefragt. Der Arbeitskreis bemüht sich um nachhaltigen Umgang mit Energie.
Die Zeit seit dem Reaktorunglück in Fukushima sei auch vier Jahre Diskussion um die Energiewende in Deutschland, erklärte Maier. Insbesondere auf Nachfrage interessierter Bürger habe sich das Aktionsbündnis dazu entschlossen, auch dieses Jahr wieder die Mahnwache am Marktplatz zu halten.