Männer schwingen in Röttenbach das Tanzbein
Autor: Heike Reinersmann
Röttenbach, Sonntag, 09. Februar 2014
Der Röttenbacher Fasching hielt nicht nur für das weibliche Publikum einen Augenschmaus bereit.
"Es ist die wohl aufregendste Jahreszeit in Röttenbach", grüßt Bürgermeister Ludwig Wahl. Mit seiner Prunksitzung erlebte der Ort am Wochenende einen weiteren Höhepunkt der fünften Jahreszeit. Neun Tanzmariechen im Alter von acht bis 21 Jahre eröffneten die Sitzung. Die amtierende deutsche Meisterin Bianca Dürrbeck wird als zehntes Tanzmariechen vorgestellt. Wegen einer Verletzung konnte sie nicht mittanzen.
Mit mächtig viel Gegacker und Geflatter stürmen die Bambini auf die Bühne. Es entspinnt sich eine bezaubernde Geschichte vom Küken, das aus dem Ei schlüpft. Doch das brave Küken wird ein Rap-Huhn und schließlich fährt sogar die Oma im Hühnerstall Motorrad.
In seiner Röttenbacher Tagesschau stellt Thorsten Ott einen "sich anbahnenden Skandal" fest: "Es gibt keinen Wahlkampf im Ort.
Locker im Spagat
Ihr Debüt als Tanzpaar des Vereins gaben die achtjährigen Lea Höhn und Pascal Bayreuther. "Sie tanzen erst seit dem Oktober 2013 zusammen", berichtet Vize-Sitzungspräsidentin Melanie Reute. Auch für Nina Söllner und Jasmin Gumbert ist es ihr Einstand. In der Kinderbütt, die in diesem Fall ein Geldausgabegerät der Volksbanken und Sparkassen für Kinder darstellt, zeigen sie schonungslos die wahren Tücken der modernen Technik auf.
Die Besenbindergarde bringt anspruchsvolle und sehr synchrone Tanzelemente auf die Bühne. "Sie tanzten als erste des Vereins auf einer deutschen Meisterschaft", bringen die Sitzungspräsidenten für die Zuschauer in Erinnerung. Während eine Gardistin nach der anderen locker in den Spagat fliegt, scheint der ganze Saal ein einziger Fanclub zu sein.
Der Nürnberger Kabarettist Oliver Tissot erklärt mit Sprachwitz, warum die besten Zeiten der SPD vorbei sind: "Die nennen sich gegenseitig Genossen und das ist die Vergangenheit von genießen. Da weiß doch jeder, dass die Zeit des Genießens bereits Vergangenheit ist."
Barbara Lexa und Rupert Frank aus Wolfratshausen glänzen als musikalisch-humoristische Vertreter gepflegter Unterhaltung oder einfach: "MundARTissimo". Die Zusammenhänge des oberbayerischen mit dem chinesischen Sprachgebrauch bringen sie souverän und köstlich zu Gehör.
Die Junioren bezaubern in ihrem Schautanz "Wir schrecken vor nichts zurück" mit unglaublich einfallsreichen Kostümen, mit Koketterie und durchgestyltem Können in der Darstellung. Die Freude springt über. Das Publikum jubelt.
Optische Täuschungen
Während das Männerballett "Black und White" locker "always on the bright side of life" blickt, was so viel bedeutet wie "Schau immer nur auf die heitere Seite des Lebens", begeistern sie mit optischen Täuschungen ihrer schwarzen und weißen Beine. Wem gehören nun welche Beine, fragten sich hier nicht immer nur die Zuschauer.
Mit dem Frankfurter Faisal Kawusi hat Röttenbach einen erst 21-jährigen Newcomer in der Comedy-Branche für sich gewinnen können. Selbstironisch und zugleich ernsthaft setzt er sich mit seinem afghanischen Migrationshintergrund auseinander. Sehr authentisch geht er auf das Publikum ein, erkennt dessen vermeintliche Ängste und bemüht sich, den Menschen die Ängste zu nehmen; gleichzeitig bedient Kawusi aber Klischees, die Deutsche über Afghanen haben können. Mit der 34-jährigen Anke aus dem Publikum bringt er den Saal zum Kochen.
So konnte die KCR Playback-Gruppe den Faden ganz locker aufnehmen und die Hits von Andreas Gabalier, Udo Lindenberg sowie Andrea Berg zum Besten geben. Für Atze Bauer war es dann quasi ein "Heimspiel" und er glänzte in bekannter Form.