Lonnerstadter zupfen Hopfenblüten wie früher
Autor: Mona Lisa Eigenfeld
Lonnerstadt, Sonntag, 07. Sept. 2014
Die Lonnerstadter haben den Brauch des Hopfenzupfens aufleben lassen. Wie damals trafen sich am Samstag Frauen aus dem Ort zur gemütlichen Runde auf dem Marktplatz.
"Hopfenbloodn" hat in Lonnerstadt lange Tradition. Bis in die späten 1930er Jahre war der Anbau des Gewächses, das Bier seinen herben Geschmack verleiht, für die dortige Bevölkerung von zentraler Bedeutung. Einmal pro Jahr widmeten sich die Frauen der Ernte. Das Abtrennen der Hopfenblüten von den Stängeln wurde damals wie heute auch Bloodn genannt.
"Mit dem Zweiten Weltkrieg rückten aber Getreidearten immer mehr in den Mittelpunkt", erklärt Regina Bruckmann (FW), Lonnerstadts Zweite Bürgermeisterin und Vorsitzende des örtlichen Heimatvereins. Dieser lässt seit einigen Jahren die Tradition des Hopfenzupfens wieder aufleben. Stein des Anstoßes für eine solche Idee waren die Feierlichkeiten zum 1100-jährigen Bestehen der Marktgemeinde vor vier Jahren. "Nach den Festivitäten wurden im ganzen Ort Hopfengärten angelegt.
Seit zwei Jahren kümmert sie sich mit den Mitgliedern des Heimatvereins um die Pflege des vereinseigenen Hopfengartens. Am alljährlichen Bloodn im Herbst lässt der Verein die ganze Lonnerstadter Bevölkerung teilhaben. Auch am Samstagnachmittag waren wieder zahlreiche Interessierte gekommen, um die rund 15 Frauen und wenigen Männer bei ihrer Arbeit zu beobachten.
Eine beträchtliche Menge an Hopfen brachte der Verein in diesem Jahr am Marktplatz zusammen. Die Gewächse stammten allerdings nicht nur aus dem Anbau des Heimatvereins. "Nach einem Aufruf im Mitteilungsblatt haben wir auch vieles aus Privatgärten erhalten", berichtet Bruckmann zufrieden. Genau wie früher, sorgten gesellige Musik sowie Kaffee und Kuchen für eine entspannte Atmosphäre. Der Neustadter Jürgen Nöller und sein Kollege Armin Trapp aus Emskirchen boten Lieder wie "Der fränkische Wind" und "Wenn die erste Amsel ruft" an Gitarre und Akkordeon dar.
Dank des spätsommerlichen Wetters konnte das Programm im Freien stattfinden. Die jüngste Hopfenzupferin war die vierjährige Lucy aus Voggendorf. Sie wurde von ihrer Patin mit nach Lonnerstadt genommen und fand schnell Gefallen am Umgang mit dem grünen Gewächs. "Wer von euch hat denn eigentlich schon einmal Hopfen abseits vom Bierkrug gerochen?", fragte Erika Herzog, Zweite Vorsitzende des Heimatvereins, keck in die Besucherrunde. Das Resultat: die wenigsten. So durfte jeder einmal schnuppern und anfassen. Nach gut drei Stunden war das diesjährige Hopfenbloodn dann aber auch schon wieder beendet. Das Ergebnis geht nun ohne Umwege an eine lokale Brauerei. Am Kirchweihwochenende Anfang Oktober möchte der Heimatverein schließlich wieder sein "eigenes" Bier anbieten.
Weil zwei Fässer des beliebten Getränks im letzten Jahr innerhalb kürzester Zeit geleert wurden, möchte man heuer eine größere Menge bereitstellen. Den Unterschied zwischen Bier aus frischem und dem aus länger gelagertem, getrocknetem und gepresstem Hopfen würden schließlich auch Laien schmecken. "Das hat einfach ein ganz spezielles Aroma", verspricht Regina Bruckmann.