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Lonnerstadter Kita bereitet Kopfzerbrechen


Autor: Evi Seeger

Lonnerstadt, Donnerstag, 14. Sept. 2017

In knapp einem Jahr muss die Kapazität der Kindertagesstätte Lonnerstadt nahezu verdoppelt werden. Gemeinde und Kirche suchen händeringend eine Lösung.
Auf dieser Freifläche vor der Kita könnte ein Anbau schnell erstellt werden, meint Bürgermeister Himpel.Evi Seeger


Möglichkeiten gibt es mehrere. Aber welche ist die beste, welche die wirtschaftlichste und vor allem - welche kann die Gemeinde Lonnerstadt finanziell schultern? Dabei drängt die Zeit, denn bis zum 31. August 2018 sollen die Kapazitäten der evangelischen Kindertagesstätte Lonnerstadt praktisch verdoppelt werden. Aktuell arbeitet die Kita mit zwei Regelgruppen (50 Plätze), einer Krippengruppe (zwölf Plätze) und einer schon mehrmals verlängerten Krippen-Not-Gruppe (acht Plätze). Die aktuelle Bedarfsermittlung durch das Landratsamt erbrachte jedoch 76 Regelplätze, also drei Gruppen und 36 Krippenplätze, ebenfalls drei Gruppen, die zum Kindergartenjahr 2018 vorhanden sein sollen. "Dieses Jahr dürfen wir noch mit Notgruppen arbeiten, aber dann ist Schluss", sagt dazu Bürgermeister Stefan Himpel (FW).
Für den Lonnerstadter Bürgermeister hat eines absolute Priorität: "Ich möchte kein einziges Kind abweisen", sagt er. Dabei ist zu spüren, dass ihn das Problem bewegt. Die Gemeinde verkaufe Bauplätze an junge Familien. Da müsse auch die Infrastruktur mitziehen. Himpel hat auch schon ein Konzept, "das bis zum Kindergartenjahr 2018 klappen würde": Die Erweiterung des bestehenden Kindergartens durch einen Anbau an der Goethestraße. Das Gemeinderatsgremium habe sich einstimmig gegen einen Neubau entschieden und ihm für die weiteren Verhandlungen bereits "Generalvollmacht" erteilt, berichtete der Gemeindechef in der jüngsten Sitzung.


Kirche hat die Trägerschaft

Nun ist die Kinderbetreuung Pflichtaufgabe der Gemeinde. Eigentum wie auch Betriebsträgerschaft der Lonnerstadter Einrichtung sind allerdings in Händen der evangelischen Kirche. Von Seiten der Landeskirche wird jedoch ein völliger Abriss des Bestands und kompletter Neubau von sechs Kita-Gruppen favorisiert. Bürgermeister Himpel rechnet für einen Neubau mit Kosten von rund 3,5 Millionen Euro. Sie müssten von der Gemeinde vorfinanziert werden, was nur durch Kreditaufnahme möglich wäre. "Dieses Darlehen muss die Gemeinde erst genehmigt bekommen." Nach Abzug der Förderung bliebe ein Rest von 1,4 Millionen Euro, den sich die Landeskirche, die Kirchengemeinde Lonnerstadt und die Gemeinde teilen müssten.
Himpels Konzept, eine Erweiterung der vorhandenen Einrichtung, würde 1,5 Millionen Euro verschlingen. Die Förderung von rund einer Million Euro abgerechnet, wären noch 500 000 Euro zu finanzieren, rechnet Himpel vor.
Die Kirchengemeinde habe in der Vergangenheit einige Rücklagen bilden können, die eingebracht werden könnten. "Wenn wir das gemeinsam stemmen, kommt die Gemeinde mit 350 000 Euro raus", ist sich der Bürgermeister sicher. Das wäre für die Gemeinde auch machbar. Zwar stehe dann in fünf Jahren eine Sanierung des Altbestands an, aber auch für diese - auf 1,4 Millionen Euro geschätzte Maßnahme - würde voraussichtlich wieder eine Förderung von etwa 90 Prozent fließen. Bis dahin hätte die Gemeinde finanziell wieder etwas Luft. Eines der wichtigsten Argumente für den Bürgermeister ist jedoch: "Wir könnten den Bedarf schnell decken." Die Erweiterung könne bei laufendem Betrieb und ohne Interimslösung gebaut werden. "Wir könnten mit dem Anbau sofort anfangen", sagt Himpel.
Bedenken plagen ihn jedoch bei einem Totalabriss: "Wie soll ich den Leuten vermitteln, dass ein Haus abgerissen wird, das erst vor sechs Jahren energetisch saniert wurde?" Zudem fürchtet er, dass beim Abriss auch der schöne nach Süden ausgerichtete Spielgarten samt seinem Baumbestand Schaden nehme. Bei der in fünf Jahren anstehenden Generalsanierung des Altbestands könnten dennoch drei Gruppen weiterhin untergebracht werden.
"Ich bin Pfarrer vor Ort und sehe die Notlage der Kommune", sagt der beim Gespräch ebenfalls anwesende "Hausherr" des Kindergartens, Pfarrer Andreas Sauer. Ja, er könne auch mit einem Anbau leben, beantwortet er die Frage. Er gibt aber auch zu bedenken, dass sowohl die Landeskirche als auch ein hiesiger Architekt sich in ihrer Meinung einig sind: Die Erfahrung habe gezeigt, dass ein Neubau kaum teurer komme als eine Erweiterung plus Sanierung des Altbaus. Bei Sanierungen müsse immer mit unvorhersehbaren Kosten gerechnet werden. Im schlimmsten Fall könne diese Ausführung sogar teurer werden als ein kompletter Neubau. Eines sei dennoch zu bedenken: Bei einem Abriss muss eine Übergangslösung her. Diese könne allenfalls die Gemeinde in der Schule zur Verfügung stellen.
Die Entscheidung wird nicht leicht werden. Eine Delegation mit Bürgermeister Himpel und Pfarrer Sauer wird daher in der nächsten Woche zu Gesprächen zur Landeskirche nach München fahren. Aus Sicht von Pfarrer Sauer gibt es noch eine weitere Lösung: Dass die Kirchengemeinde nur noch die Betriebsträgerschaft behält, die Bauträgerschaft aber an die Gemeinde Lonnerstadt abtritt.