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Liebling der Franken: der Kartoffelkloß


Autor: Manfred Welker

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 29. August 2016

Vor 250 Jahren wurden Kartoffeln in der Region heimisch. Vor allem veredelt als Klöße sind sie in Franken aus der Küche nicht wegzudenken.
Für das Pfarrfest in Sterpersdorf zum Beispiel werden viele Kartoffelklöße vorbereitet.  Foto: Manfred Welker


1766 stattete der Höchstadter Amtmann in umständlicher Form dem Baron von Rotenhan seinen Dank ab. Er schrieb: "Von den mir letzthin überschickten saamen erstatte ich den untertänigsten dank, ich werde solchen zu verewigung hoch ihroselben tragender sorgfalt vor das beste hiesiger amtuntergebenen der[ge]stalten nutzbar zu verwenden mich beeifern, damit diese wurzel in einigen jahren vermehret und zu allgemeinen gebrauch verwendet werden könne."

Bei den "Saamen" und der "Wurzel" handelte es sich um Kartoffeln, deren Name dem Schreiber offensichtlich noch nicht so recht geläufig war. Der umgangssprachliche Name ist in Mittelfranken sehr vielfältig: Erdäpfel, Erdbirn, Grumbiern, Potacken (spanisch "patata"). So findet sich erstmals im Jahr 1775 im Herzogenauracher Ratsprotokollbuch der dort ortsübliche Ausdruck "Bodaken" für Kartoffeln.
Die heutigen Sorten tragen Namen wie

Agria, Christa, Ditta, Eva, Krone, Linda, Margit, Melina, Nicola, Princess, Quarta, Rote Emmalie, Solara und Ulla. Oder exotischer wie Bamberger Hörnchen, die gelbe La Ratte bis hin zur violetten Shetland Black. Es gibt eine Vielfalt an Kartoffeln, allerdings geht der Trend hin zu glattschaligen Hochleistungssorten. Einige Liebhaber pochen darauf: Alte Sorten sind besser! Unabhängig davon - ob festkochend oder mehlig.

Eines ist immer gleich: Ihre Urheimat ist Peru, dort gibt es noch viel mehr Sorten. Eingeführt wurden die Kartoffeln in Deutschland erst im 18. Jahrhundert und entwickelten sich vom Armeleuteessen zur feinen Beilage. Im Frühjahr wurden die Kartoffeln in Beete gesteckt - frei nach dem Motto:
"Steckst mi im März
is a Scherz!
Steckst mi im April,
kummi wenni will!
Steckst mi im Mai,
kummi glei!"

In den folgenden Monaten musste die aufwendige Ackerfrucht bis zum Herbst mit Beetpflug, Häufelpflug, Reihenhackgerät und Gliederegge bearbeitet und gedüngt werden. Außerdem war viel Handarbeit mit der Haue nötig, bevor die Früchte im Herbst mit dem Kartoffelroder geerntet werden konnten. Dazu wurde die ganze Familie eingespannt. Was früher eine mühevolle Handarbeit darstellte, erledigt heute ein Vollernter in kurzer Zeit. Allerdings gehen dadurch die Nachlese und das Kartoffelfeuer verloren, erklären einige Experten.
Während früher Kartoffeln ein Grundnahrungsmittel waren und daher in der Flur zur Normalität zählten, erscheinen sie heute schon fast wie eine Sonderkultur.


Verschiedene Kartoffelrezepte

Die Veredelung der Kartoffel schlechthin ist der Kloß oder das Kniedla, eine der genialsten kulinarischen Erfindungen. "Ein Sonntag ohne Klöße ist für uns kein richtiger Sonntag", sagen sich viele Franken.
Die Rezepte unterscheiden sich von Region zu Region, mitunter sogar von Dorf zu Dorf. Schneeweiß oder leicht hellgrün schimmernd müssen sie sein, die gerösteten Weißbrotstückchen im Innern dürfen natürlich nicht fehlen. Dampfend, außen glatt oder leicht rau kommen sie an den Sonntagen auf den Teller.

Für ein klassisches Rezept bestehen sie zu einem Drittel aus gekochten, zu zwei Drittel aus rohen Kartoffeln. Die rohen Kartoffeln werden gerieben und in einem Leinensäckchen ausgepresst. Anschließend werden die Kartoffeln in einer Schüssel kurz mit Wasser überbrüht. Die ausgepresste Masse wird mit den gekochten und zu Brei gestampften Kartoffeln vermengt, die zurückgebliebene Stärke des ausgepressten Wassers dazugeben und die Masse leicht gesalzen.

Wenn sich der heiße Brei vom Schüsselrand löst, werden runde Klöße geformt, in Butter geröstete Weißbrot- oder Semmelwürfelchen - die Breggerli - in die Mitte des Kloßes gegeben und in kochendes Salzwasser eingelegt. Dort müssen sie ziehen, aber nicht kochen. Wenn die Klöße an der Oberfläche schwimmen, sind sie fertig. Ohne "Breggerli" handelt es sich übrigens um ein "blindes" Klöß.
Klöße gab es in den Familien früher am Sonntag und am Donnerstag.
Was übrig blieb, wurde eingeschnitten, also in Scheiben geschnitten, in der Pfanne geröstet, manchmal ein verquirltes Ei darüber gegeben, und am nächsten Tag gegessen. In einigen Gaststätten firmiert das Gericht wieder neu als "Restkloß" auf der Speisekarte.