Lernen in der echten Baumschule
Autor: Michael Busch
Dechsendorf, Montag, 14. Januar 2013
Von wegen der Wald wächst von alleine. Das, was der Spaziergänger in bayerischen Wäldern heute entdeckt, ist zumeist kultiviert. Auf gut deutsch: Es steckt eine Menge Arbeit dahinter - und die muss man erst einmal lernen.
Wissen Sie, warum es im Wald Bäume gibt, die rote Bändchen um den Stamm geschlungen haben? Warum blaue oder gelbe Bänder die Bäume kennzeichnen? Unkritisch ist die Antwort, dass diesen Bäumen eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Falsch ist, dass die "Roten" gefällt werden. Zumindest ist es nicht immer richtig.
Die Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltung "Bildungsprogramm Wald" wissen, dass die Farben einer reinen Vorliebe des Waldarbeiters entsprechen. So kann "Rot" durchaus für den Baum stehen, der keinesfalls gefällt werden soll und "Gelb" für diejenigen, die man nochmals genauer anschauen mag.
Doch Stopp! Alles von Anfang. Denn der letzte Tag der gut 20-köpfigen Gruppe fand im Wald statt. Zuvor ging es für die privaten Waldbesitzer in die "Baumschule". Diese wird vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgerichtet.
Fortbildung ist wichtig
"Genau das ist das Ziel", erklärt Forstdirektor Georg Dumpert. "Nur wenn unsere Waldbesitzer gut ausgebildet und informiert sind, werden sie ihren Wald so bewirtschaften, dass sich stabile, standortgemäße und klimatolerante Wälder entwickeln." Das wiederum heißt für die Waldbesitzer, sich aber auch sehr intensiv mit den Themen zu beschäftigen. Mit den Baumarten und deren Holzeigenschaften geht es an letztlich sieben Abenden los. Es geht unter anderem um die Jagd, den Waldschutz, die Holzernte, aber auch Fördermöglichkeiten sowie die Beratungsmöglichkeiten.
Den Abschluss bildet dann der Praxistag im Wald der Waldkorporation Großdechsendorf-Niederlindach. Dort zeigt sich dann, dass die Praxisumsetzung gar nicht so einfach ist. Natürlich scheitert es nicht an dem Wissen über die Farbe von kennzeichnenden Bändchen, aber der gut fünfstündige Aufenthalt im Grünen ist alles andere als ein Spaziergang. Denn eines wissen alle aus der Theorie: Der Wald wächst, aber nicht von alleine.
Unterschied zur Landwirtschaft
Die Wälder wie sie den meisten Menschen bekannt sind, haben mit einem wilden Dschungel nichts zu tun. Es sind kultivierte Anlagen, die einem aufwendigen Pflegeprozess bedürfen. Gar nicht so einfach, wenn alle Aktionen, die durchgeführt werden, eher langfristig angelegt sind. Denn im Gegensatz zur Landwirtschaft werden die Früchte der harten Arbeit nicht jährlich geerntet, da wird eher in Jahrzehnten gerechnet. "Lassen Sie den Baum mal zehn Jahre stehen und schauen Sie dann nach, ob der die Erle stört", lehrt Forstwirtschaftsmeister Marc Günster.
Da spielt es nämlich auch keine Rolle mehr, ob die Bändchen gelb, rot oder sonst irgendwie farblich waren.