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Landwirte trafen sich in Mühlhausen


Autor: Evi Seeger

Mühlhausen, Sonntag, 14. April 2013

Am Wochenende, an dem sich Mühlhausen als innovative Gemeinde in Sachen Umwelt, Energie und Gewerbe präsentierte, kamen auch die Mitglieder des Bauernverbandes zusammen. In Bayern und Mittelfranken stelle die Landwirtschaft jeden siebten Arbeitsplatz, sagte BBV-Bezirksobmann Günther Felßner.
"Der Winter ist vorüber", versicherte gesanglich der Landfrauenchor unter Leitung von Eleonore Marabini.  Fotos: Evi Seeger


"Der Winter ist vorüber", sang der von Eleonore Marabini dirigierte Landfrauenchor zur Eröffnung des BBV-Bauerntags. Für Günther Felßner, Bezirksobmann des Bayerischen Bauernverbands, war dies die erste frohe Botschaft, der weitere folgen sollten: Dass die Landwirtschaft "ein Milliarden schwerer Wirtschaftsfaktor ist" und in Bayern und Mittelfranken jeden siebten Arbeitsplatz stelle. Und dass die Landwirtschaft Zukunft hat, was nicht zuletzt die Investition der Baywa in den Standort Mühlhausen beweise. "Dies ist ein Bekenntnis des Glaubens an die Zukunft der Landwirtschaft", sagte Felßner.
Kreisobmann Robert Ort konnte im Zelt, das die Baywa für ihre Eröffnungsfeier aufgestellt hatte, ein hochkarätiges Publikum begrüßen. Neben vielen Verbandsmitgliedern und Kommunalpolitikern war auch Walter Heidl, der Präsident des Bayerischen Bauernverbands, unter den Gästen.

Heidl hielt den Festvortrag, den er unter den Titel "Zukunftsbranche Landwirtschaft" gestellt hatte.
Gleich bei seiner Eröffnung packte Kreisobmann Robert Ort ein "heißes Eisen" an: Den immer stärker werdenden Flächenverbrauch. Die Großkonzerne im Landkreis würden immer mehr Platz benötigen und auch neue Wohnbaugebiete verschlängen immer mehr Land. Hinzu kämen Umgehungsstraßen wie in Herzogenaurach, und Großprojekte, so der sechsspurige Ausbau der Autobahn 3, die neue Parkanlage an der Raststätte Steigerwald und am Ende noch zwei neue Schleusen bei Erlangen. "Alle diese Flächen fallen aus der landwirtschaftlichen Produktion heraus. Wenn man daran denkt, welche Ausgleichsflächen für diese Projekte gebraucht werden, kann einem ganz schlecht werden", so Ort. Einen Vorschlag hatte Ort auch für das Unwort des Jahres parat: "Vermaisung", was aussagen solle, dass die Bauern auf ihren Flächen zu viel Mais anbauen und damit der Umwelt schaden. Ort stellte anhand der Anbauzahlen dar, dass dies nicht der Wahrheit entspricht.
Mühlhausen habe einen Weg beschritten, der von der Energiewende geprägt sei, stellte Bürgermeister Klaus Faatz (CSU), selbst Nebenerwerbslandwirt, den Gästen seine Gemeinde vor. Viele Landwirte hätten in der Erzeugung von Energie ein zweites Standbein gefunden. Enormes persönliches Engagement sowie die Belebung und Unterstützung durch mehrere Bürgergesellschaften habe die Marktgemeinde auf diesen Weg geführt.
Auf die jüngsten Fleischskandale ging Landtagsvizepräsident Jörg Rohde (FDP) ein. Eine europäische Behörde sei nicht der richtige Weg, um solche Skandale zu verhindern. "Die werden keine Kontrollen vor Ort durchführen!" Vielmehr gelte es, vorhandene Strukturen zu stärken. Dabei sei die Vernetzung der verschiedenen Stellen zum Austausch von Informationen ausschlaggebend.
"Wir brauchen mehr Zeit und eine Strategie", forderte Bezirksrat Walter Nussel. Nur dann sei es dem Landwirt möglich, die Mittel für hohe Investitionen wieder einzuarbeiten. Das gelinge aber nicht, wenn ständig EG-Gesetze geändert würden. Einen "Durchbruch", nicht nur persönlicher Art, sondern auch für den heimischen Rohstoff "Holz", konnte der Vorsitzende der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Mittelfranken vor kurzem verbuchen. Künftig müssten alle Bauten des Landkreises dahin gehend geprüft werden, ob sie auch in Holz ausgeführt werden können, berichtete Nussel aus dem Kreistag.
Einen Streifzug durch alle brisanten landwirtschaftlichen Themen machte BBV-Präsident Walter Heidl. Von der europäischen Agrarpolitik über den Tierschutz und die Lebensmittelskandale bis hin zur negativen Berichterstattung der Medien gibt es seiner Meinung nach jede Menge "Baustellen" zu beackern. Vor allem aber versuchte er, den Bauern und Bäuerinnen Selbstbewusstsein zu vermitteln. Die Landwirte sollten sich nicht verunsichern lassen, sich ihre Arbeit nicht madig machen lassen. "Wir müssen die Qualität unserer Produkte und unsere Leistungen herausstellen." Dazu zähle neben der Nahrungsmittelproduktion auch der Bereich der nachwachsenden Rohstoffe. Nicht zuletzt dadurch sei die Landwirtschaft eine echte "Zukunftsbranche" und trage viel zur Wertschöpfung bei.
Und schließlich sei auch die - gerade in Bayern touristisch vermarktete - Kulturlandschaft, "das Produkt der ganz normalen Pflege durch die Bauern". An die Adresse der "Umweltfreaks" richtete er daher die klare Botschaft: "Es sind unsere Bauern, die die Kulturlandschaft erhalten, und nicht der Biber!"

Kreisobmann Robert Ort ehrte zusammen mit dem
Präsidenten langjährige Obmänner des BBV

Johann Eger, Bubenreuth, 40 Jahre

35 Jahre: Georg Baier, Gremsdorf, Bernhard Seeberger, Großenseebach, Leonhard Thomann, Poppenwind


30 Jahre: Helmut Müller, Fetzelhofen, Helmut Hausmann, Rezelsdorf, Richard Russ, Sterpersdorf, Werner Friedlein, Zweifelsheim

Für 15-jährige Mitgliedschaft wurden ausgezeichnet:
Richard Fees, Boxbrunn, Ernst Steger, Brand, Georg Baumüller, Dondörflein, Baptist Enkert, Förtschwind, Robert Ort, Hannberg, Clemens Seeberger, Hemhofen, Jürgen Ebersberger, Hüttendorf, Ernst Gemmel, Kalchreuth, Manfred Brendel, Neundorf, Otto Böhm, Röttenbach, Christian Kahl, Spardorf und Gerhard Wörner, Tennenlohe