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Landtagswahl: Nussel macht's, aber muss Federn lassen


Autor: Christian Bauriedel

, Sonntag, 14. Oktober 2018

CSU-Kandidat Walter Nussel gewinnt das Direktmandat in Erlangen-Höchstadt, muss aber Verluste hinnehmen. Sein Kollege im Bundestag wird deutlich.
Der Herzogenauracher Walter Nussel  (rechts im Bild) holt erneut das Direktmandat für die CSU. Ihm gratulierte  im Landratsamt unter anderem IHK-Vorstand und CSU-Mitglied Patrick Siegler.  Foto: Christian Bauriedel


Fünf weitere Jahre im Landtag genehmigten die Wähler im Stimmkreis Erlangen-Höchstadt am Wahlsonntag Walter Nussel. Der Amtsinhaber von der CSU holt 35,05 Prozent der Erststimmen und 40,22 Prozent der Zweitstimmen.

Damit hat Nussel sein Ergebnis bei der letzten Wahl (Erststimme 41, Zweitstimme 44 Prozent) nicht erreichen. "Das hat sich in den Umfragen ja abgezeichnet", sagte er am Sonntagabend bei der zentralen Ergebnisbekanntgabe im Landratsamt in Erlangen.

Er habe gekämpft. "Ich habe versucht, hier im Landkreis wenig Fehler zu machen." Seine Stimmung ist leicht gedämpft, jedoch spürt man im Gespräch mit ihm auch Erleichterung. Völlig abgerutscht, das ist er nicht. "Das Ergebnis der einzelnen Kandidaten folgt dem gesamten Bayerntrend." Es habe sich gezeigt, dass die Wähler mit der CSU-Politik nicht zufrieden sind. Nun müsse man analysieren, woran es genau gelegen habe. "Und dann braucht es eine Korrektur. So weitermachen sollten wir nicht", sagte Nussel selbstkritisch über seine Partei.

Er glaube, dass es an der mangelnden Auseinandersetzung mit Sachthemen gelegen habe. Dazu müsse man wieder zurück.

Ob Horst Seehofer noch der richtige für den Parteivorsitz ist? "Dazu sage ich am Wahlabend nichts." Am Dienstag gebe es eine Fraktionssitzung, dann werde man über alle Dinge sprechen. Über so manche Äußerung Seehofers im Asylstreit sagte Nussel erneut: "Meine Wortwahl ist das nicht."

Markus Söder habe "eine sehr gute Arbeit geleistet", so Nussel. Der Ministerpräsident habe "ja selbst zugegeben, dass einiges zu korrigieren ist". Er halte Söder für den richtigen, dies nun auch umzusetzen.

Etwas deutlicher in der Kritik wird Stefan Müller, CSU-Bundestagsabgeordneter, der mit Nussel ins Landratsamt gekommen war. "Am Ergebnis gibt es nichts zu beschönigen. Es ist sehr enttäuschend. Sicher haben die Querelen in Berlin eine Rolle gespielt", so Müller.

Zudem sei klar, "dass die Partei mit der personellen Führungsspitze nicht als sympathisch wahrgenommen wird." Nun muss Seehofer also weg? Es sei ein Fehler, "personelle Konsequenzen ausschließlich auf Horst Seehofer zu reduzieren. Das wäre eine schnelle aber unvollständige Analyse", sagt Müller, der Mitglied im CSU-Parteivorstand ist, der sich am Montagfrüh in München trifft.

Man müsse nicht nur über personelle Dinge sondern ganz breit über "die Art, wie die Partei ihre Arbeit macht", sprechen. "Für Verdienste in der Vergangenheit wird man jedenfalls nicht wieder gewählt."

Bis das Ergebnis am Abend vorlag, hat es lange gedauert. Zu Redaktionsschluss hatten immer noch nicht alle Gemeinden gemeldet: Baiersdorf fehlte noch. "Das geht dann gleich Tack, Tack Tack", versprach Landrat Alexander Tritthart (CSU). Etwas dauerte es, dann tröpfelten auch die ersten Zahlen ein. Im Landkreis lieferte Lonnerstadt als erstes.

Auch Tritthart war angesichts der Verluste der CSU in Bayern enttäuscht. "Das relativ gute Abschneiden der AfD ist erschreckend", fügte der Landrat an. Aber auch die herben Verluste bei der SPD täten ihm leid. Das zeige, dass die ehemals großen Parteien in der Krise stecken.

Tritthart war als Behördenleiter Gastgeber der traditionellen Wahlveranstaltung im Landratsamt. Doch diesmal verirrten sich fast keine Kreisräte und Lokalpolitiker dorthin. Dabei sei das neue Landratsamt, wo die erste Wahl stattfand, doch so schön geworden, sagte Tritthart.

Alexandra Hiersemann (SPD) verzichtete ganz auf einen Besuch. Die SPD entschied sich, in einem Gasthaus in Marloffstein ihre Wunden zu lecken. Nussel kam, wenn auch spät. Danach ging es wieder zurück auf die CSU-Wahlparty auf dem Hof des Landwirts Nussel in Burgstall bei Herzogenaurach.

Die Grünen-Kandidatin Astrid Marschall war zusammen mit Kreisrat Manfred Bachmayer dagegen die erste, die vorbei schaute. Und auch die AfD-Kandidaten Michael Meister (ERH) und René Jentzsch (Erlangen) waren vor Ort.

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