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Landratskandidaten im Porträt: ein "Landei" mit Familiensinn


Autor: Evi Seeger

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 12. Februar 2020

Vor der Kommunalwahl am 15. März stellen wir alle fünf Landratskandidaten für Erlangen-Höchstadt vor. Den Auftakt macht Regina Enz von den Freien Wählern.
In Höchstadt hat Regina Enz eine neue Heimat gefunden. Als Geschäftsführerin des Vereins "Karpfenland Aischgrund" hat sie von dort aus den ganzen Landkreis kennengelernt.     Foto: Evi Seeger


"Ich bin ein Tausendsassa", sagt Regina Enz. Das muss sie auch sein, bei allem, was sie sich für dieses Jahr vorgenommen hat. Derzeit steht für die 31-jährige Höchstadterin, die für die Freien Wähler den Chefsessel im Landratsamt erobern will, allerdings die Wahl am 15. März im Vordergrund. Dafür sei sie Tag für Tag unterwegs und erfahre überall gutes Feedback.

Als Wirtschaftsingenieurin, derzeit bei einem großen Verpackungshersteller für das Qualitätsmanagement verantwortlich, bringe sie beste Voraussetzungen und unternehmerisches Denken mit, findet sie. Durch ihr Studium, das sogar Krankenhausmanagement beinhaltete, sowie ihre Erfahrung in der freien Wirtschaft decke sie ein breites Spektrum ab.

Obwohl sie bei der Wahl gegen vier weitere Kandidaten antritt, rechnet sich die Kandidatin der Freien Wähler durchaus Chancen aus. Dabei ist ihr bewusst, dass sie es "als absolute Newcomerin" nicht im ersten Anlauf schaffen wird. Die zweitmeisten Stimmen möchte sie jedoch schon auf sich vereinen, sagt sie und hofft auf eine Stichwahl.

Hausbau in Etzelskirchen

Den Freien Wählern gehört Regina Enz seit acht Jahren an. In Bad Abbach aufgewachsen, kam sie durch ihre Familie zur politischen Arbeit. Ganz lustig, dass sie über "Gemeinsamkeiten" via Facebook auf ihren Mann Christian traf, der damals den Freien Wählern Ansbach angehörte. "Unser erstes Date fand in Würzburg statt", erzählt sie und muss in der Erinnerung daran noch lächeln. Im vergangenen Herbst wurde standesamtlich geheiratet. Der Termin für die kirchliche Trauung im Juli dieses Jahres steht bereits fest. Sie soll in Rothenburg, dem Heimatort von Christian Enz stattfinden. Und ein Eigenheim ist geplant. "In diesem Jahr soll's losgehen." Es wird in Etzelskirchen stehen und - so viel verrät die Landratskandidatin - zwei Kinderzimmer sind ebenfalls eingeplant.

Denn Regina Enz ist ein Familienmensch, zudem "ein Landei", wie sie hinzufügt. Den Landkreis habe sie als Geschäftsführerin von "Karpfenland Aischgrund" und Projektmanagerin des "Europäischen Meeres- und Fischereifonds" gut kennengelernt und dabei viele Kontakte geknüpft.

Mit ihrer Familie, in der es neben einem sehr geliebten Hund auch Hühner gibt, verbringt sie Zeit so oft es geht. Die Familie kommt aus Karaganda in Kasachstan, wo Regina Dukart, so ihr Mädchenname, auch geboren ist. Vor 250 Jahren waren ihre Vorfahren Katharina der Großen gefolgt. Unter Stalin hatten die Russland-Deutschen schlimme Zeiten durchzustehen. Ihr Urgroßvater sei aufgrund seiner deutschen Herkunft enteignet, verfolgt und nie mehr wieder gesehen worden.

Nach dem Fall der Mauer hätten ihre Eltern in einem langen Prozess alles daran gesetzt, um nach Deutschland auszusiedeln. Damals vier Jahre alt, hat sich die Erinnerung an die großen Lager, in denen die Familie nach ihrer Ankunft untergebracht wurde, tief eingeprägt. In Straubing wurde sie eingeschult, ihre neue Heimat wurde schließlich Bad Abbach. Dort haben ihr Vater und ihre Mutter eine Musikschule aufgebaut. "Die ernährt inzwischen einige Familien", sagt Enz nicht ohne Stolz. Stolz macht sie auch, dass ihr Vater für sein Engagement mit dem Integrationspreis des Landkreises Kelheim ausgezeichnet wurde.

Kein Wunder, möchte man denken, dass die Tochter schon sehr früh zur Musik kam. Was allerdings durch die vielen Stationen ihrer frühen Kindheit zunächst gar nicht möglich war. Heute spielt sie "als Hauptinstrumente" Klavier, Geige und Akkordeon. Erst mit acht Jahren habe sie damit beginnen können. Im Gegensatz zu vielen Kindern, für die das Üben eher ein Qual ist, wollte sie "selbst Musik machen". Gerne habe sie auf Konzerten und bei Wettbewerben gespielt. Mehrere Jahre war sie im bayerischen Landesjugend-Akkordeon-Orchester aktiv.

Ein-Euro-Ticket als großes Ziel

Dass sie neben Latein, der Einstiegsfremdsprache an ihrem Gymnasium, auch Englisch, Spanisch und Russisch spricht, könne dem angestrebten Amt nur zugute kommen. Enz' Anspruch an eine Landrätin ist, "dass sie Visionen und Ideen hat, schnelle Entscheidungen treffen kann und sich für die Bürger einsetzt". Wie sie bereits beim Neujahrsempfang der Freien Wähler hören ließ, will sie sich besonders für das Ein-Euro-Ticket im öffentlichen Personennahverkehr einsetzen. Als "Spezialistin für Verpackung" möchte sie für Aufklärung sorgen, "was mit unserem Müll passiert". Am Herzen liegen ihr zudem eine wohnortnahe ärztliche Versorgung - auch auf dem Land - und der Ausbau der Fahrradwege.