Land der Unruhen und des roten Staubs
Autor: Johanna Blum
Adelsdorf, Sonntag, 26. Januar 2020
Unsere Mitarbeiterin Johanna Blum besuchte ihre Tochter, die seit zwei Jahren in Mali lebt, und berichtet über ihre Eindrücke.
M ali ist eigentlich kein Urlaubsland. Das Auswärtige Amt hat eine Teilreisewarnung herausgegeben: "Von nicht dringend erforderlichen Reisen nach Mali einschließlich der Hauptstadt Bamako wird abgeraten", heißt es. Seit der sogenannten "Tuareg-Rebellion" im Jahr 2012 kommt das Land nicht mehr zur Ruhe. Der UN-Sicherheitsrat unterstützt seitdem den Friedensprozess mit der Entsendung der Minusma (Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali).
Mali ist ein Binnenstaat in Westafrika, der im Nordosten an Algerien, im Osten an Niger, im Süden an Burkina Faso und an die Elfenbeinküste, im Westen an Guinea, an den Senegal und an Mauretanien grenzt. Ein Drittel von Mali - der gesamte Norden - liegt in der Sahara. Ein weiteres Drittel, die Landesmitte liegt in der Sahelzone, die den Übergang zur Feuchtsavanne im Süden von Mali bildet. Ungefähr die Hälfte der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze.
Die größte Stadt und Hauptstadt des Landes ist Bamako, die von 6500 Einwohnern im Jahr 1908 bis heute auf rund drei Millionen Einwohner angewachsen ist. Die Hauptsprache ist Französisch und 61 Prozent der Bevölkerung spricht Bambara, eine der 35 Sprachen in Mali. Obwohl nicht einmal zwei Prozent der Malier katholisch sind - der Anteil der Muslime beträgt über 90 Prozent - waren zur Weihnachtszeit die Hauptstraßen weihnachtlich geschmückt und überall blinkten Christbäume und Sterne auf. Das neue Jahr wurde mit großen Partys und Feuerwerk begrüßt.
Die Tochter unserer Mitarbeiterin Johanna Blum lebt seit zwei Jahren in Bamako, wo sie für eine große internationale Einrichtung arbeitet. Da sie über die Feiertage keinen Urlaub nehmen konnte, sind ihre Eltern nach Mali gereist. Johanna Blum berichtet:
Von den vielen Eindrücken, die uns empfingen, wurden wir fast erschlagen. Wir waren vom deutschen Winter in der kühleren malischen Trockenzeit gelandet - täglich erwarteten uns bis zu 36 Grad, nachts kühlte es bis auf 13 Grad ab.
Schlimmer als ein Feldweg
Der Zustand der Nebenstraßen in Bamako war erschreckend. In Deutschland würden wir die rotsandige Buckelpiste, der die Stoßdämpfer der Autos kaum gewachsen sind, nicht einmal als Feldweg bezeichnen. Die Straßenränder sind oft gesäumt von Holzregalen, Wellblechbuden oder Hütten aus Plastikplanen und Strohmatten, in denen alles von Obst über Kleidung, Spielzeug bis zu Autoreifen angeboten wird. Kleinunternehmertum scheint eine der Stärken der Malier zu sein; mit den einfachsten Mitteln bauen sie einen Verkaufsstand oder bieten ihre Waren in einem selbstgezimmerten Bauchladen auf den asphaltierten Hauptstraßen der Millionenstadt den Autofahrern an.
Die vierspurige Hauptstraße durch Bamako ist dicht befahren und unzählige Mofas chinesischen Fabrikats schlängeln sich fast lebensmüde zwischen den Fahrzeugen durch. Zum Teil sitzen ganze Familien auf den Zweirädern - meist ohne Helm - inklusive Hausrat oder lebenden Tieren.